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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Bota Ëndërr 2, Michael J. Unge
Michael J. Unge

Bota Ëndërr 2


Der Seelenjäger

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Während meine beste Freundin noch mit ihrer Gesichtsfarbe und Atmung zu kämpfen hatte, setzte die weiß gewandete Frau erneut an: „Dann wollen wir mal. Ihr habt einen Wunsch frei, aber wählt weise", riet sie uns mit erhobenem Zeigefinger.


„Hat man nicht immer drei Wünsche frei?", wollte Zad wissen und strahlte die hübsche Fee wissend an.


„Drei?", entfuhr es ihr empört. „Ähm ... Augenblick, ich schaue kurz nach."


Sie griff in ihr Kleid und förderte ein silbernes Büchlein zutage. Mit kritischem Gesichtsausdruck und undeutlichem Gemurmel blätterte sie suchend durch die Seiten. „Da ist es ja", freute sie sich und hob den Blick. „Wenn eine Hexe ...", las sie laut vor und schüttelte ihr blondes Haar. „Nein, doch nicht, oder ist eine Hexe anwesend?" Sie starrte Lara in die Augen, welche verschmitzt lächelte und mit einer Geste verneinte.


„Also nicht. Dann ... Moment noch, ich hab's gleich." Ihr Blick wanderte zurück in das Büchlein, während sie sich eine lange störrische Strähne hinters Ohr klemmte. Die Seiten flogen von links nach rechts und wieder zurück. Ein Leuchten lief durch die grauen Augen, als sie innehielt. „Das müsste es sein", trällerte die Fee und tippte auf die aufgeschlagene Seite. Sie nickte, schlug das Buch geräuschvoll zu und verstaute es im Kleid.


„Dann also, drei Wünsche", sagte sie und schwang den Stab.


„Natürlich drei. Das weiß doch jeder ... mal abgesehen von dir", kicherte Knox neben mir.


Wenn Blicke töten könnten - und da war ich mir bei einer Fee nicht hundertprozentig sicher - wäre der Krix auf der Stelle aus den Latschen gekippt.


„Wer ist dieser vorwitzige blaue Knirps?", fragte sie forsch, „und welcher Trottel hat ihm das Sprechen beigebracht?"


Knox zuckte zusammen, die Farbe wich aus seinem Gesicht und er verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Ich starrte ihn fragend an und er ließ seine Zunge in Richtung der Frau hervorschnellen.


„Wie süß", lachte diese und wandte den Blick ab.


„Noch einmal: Ihr habt drei Wünsche frei. Also los, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", setzte sie uns in Kenntnis.


„Jeder hat drei Wünsche frei, oder wir alle gemeinsam?", bohrte Zad nach. Mit einem genervten Stöhnen rollte sie die Augen und ließ die zuvor gestrafften Schultern hängen. „Woher zur Träumerin soll ich das ...?" Den Satz vollendete sie nicht, griff stattdessen mit einer energischen Bewegung in ihr Kleid. Erneut blätterte sie in dem silbernen Kunstwerk.


Knox zupfte an meinem Ärmel und tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn. Ich grinste und nickte zustimmend. Solch eine unsortierte Fee hatte auch ich nie zuvor getroffen - davon mal abgesehen, dass es die Erste in meinem Leben war, der ich überhaupt begegnete. Hoffentlich ist sie in der Erfüllung der Wünsche nicht auch so verpeilt, dachte ich beunruhigt.


„Ich finde nichts in diesem Durcheinander", gab sie zu und schaute uns betroffen an. „Wer soll denn mit so etwas vernünftig arbeiten?", rief sie die Frage in den Wald hinein. Dieser blieb ihr die Antwort schuldig, sodass sie sich gezwungen sah, uns eine Erklärung zu liefern.


„Ich ... also, wie soll ich es sagen? Ich kam noch nie in die Verlegenheit, jemandem Wünsche zu erfüllen", erklärte sie stockend.


„Wie das?", erkundigte sich Tefan.


„Ich war bisher immer schnell genug verschwunden", antwortete sie und lachte herzerwärmend.


„Du hast noch nie einen Wunsch erfüllen müssen?", hakte ich vorsichtshalber nach.


„So ist es", grinste sie, „aber nun scheint der Moment der Wahrheit gekommen, also los!", forderte sie uns auf.


„Gib uns einen Moment, um uns zu beraten", bat ich und nahm Lara zu meiner Linken und Zad zu meiner Rechten in den Arm. Knox und Tefan schlossen den Kreis und wir diskutierten mit zusammengesteckten Köpfen über die ausstehenden drei Wünsche.


Im Augenwinkel sah ich wie die Wartende, ihrer Meinung nach unauffällig, ein paar Schritte näher trippelte. Mich hätte es nicht im Geringsten gewundert, wären ihre Ohren auf die Größe einer Satellitenschüssel angewachsen. Ich drehte den Kopf in ihre Richtung. Eilig schaute sie sich interessiert die Dinge, die in den Baumkronen vor sich gingen an, pfiff unschuldig in die Stille des Waldes und schlenderte ein paar Schritte von uns weg. Zufrieden grinste ich und steckte meinen Kopf wieder in den Kreis zu meinen Weggefährten.


Wir wogen sämtliche Optionen ab und hatten uns gerade geeinigt, als ein gelangweiltes Stöhnen die Kehle der entfernt stehenden Frau verließ.


„Wir sind soweit", riss Tefan ihre Aufmerksamkeit auf unsere Gruppe.


„Sehr schön. Was ist der erste Wunsch?"


„Nur mal rein hypothetisch", setzte Zad an, „angenommen wir würden uns wünschen, dass du den Seelenjäger zurück in den Wald der süßen Träume bannst, was würdest du tun?"


„Was ich ... was ich tun würde? Herzhaft lachen würde ich. Habt ihr nichts Leichteres für mich? Das ist, sagen wir mal, unmöglich."


„Etwas Leichteres?", erboste sich Knox, „was sollte das sein? Jeder bekommt ein Eis, oder wie?"


Die Fee nickte und schwang den Zauberstab, noch bevor ich ein Veto einlegen konnte. Eine Kugel aus grellem Silber explodierte über unserer Gruppe und glitzerndes Konfetti segelte nieder. Jeder hielt plötzlich ein kleines Eis in der Hand.


Lara stöhnte auf und gab Knox einen Klaps vor den Hinterkopf, dass das Bimmeln der Glöckchen eine Freude war.


„Depp", kommentierte sie knapp und schaute in das zufriedene Gesicht der Fee.


„Da waren's nur noch zwei", trällerte diese fröhlich.


Zad und ich machten uns, trotz des Umstandes über das Eis her, was uns einen vernichtenden Blick von Lara einbrachte. Dafür, dass wir diesen ersten Wunsch quasi verschenkt hatten, hätte es ruhig mehr als nur eine Kugel sein dürfen, dachte ich betrübt. Den Mund vollgestopft mit dem kalten Süß und dem dazugehörigen Hörnchen, schaute ich enttäuscht auf meine leeren Hände.


„Ihr seid unglaublich", befand Lara und hielt mir entrüstet ihre eigene Leckerei hin. Dankbar griff ich zu und machte mich augenblicklich über die zweite Kugel mit dem köstlichen Vanillegeschmack her.


„Wunsch Nummer zwei und drei gehören zusammen", meldete meine beste Freundin an. Sie ruckte leicht hin und her, was dem Umstand zuzuschreiben war, dass Knox wild mit dem Kopf wedelte, um ihre Hand von seinem Mund abzuschütteln. Sein Unterfangen blieb zum Glück erfolglos und ich grinste sie schief an. Schnell wischte ich mir das entweichende Eis aus dem Mundwinkel. Lara rollte mit den Augen und wandte sich an die Fee: „Wie gesagt, gehören die beiden Wünsche zusammen. Jetzt halt doch mal still!", herrschte sie den Krix an.


„Ist das dein Wunsch?", fragte die Fee lauernd.


„Nein!", bestimmte Lara.


„Was ist es dann?", forschte die Blonde nach.


„Jetzt lass meine Blume doch mal ausreden!", fuhr Tefan dazwischen.


Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen, straffte sich und fragte: „Ist das jetzt der Wunsch?"


Laras Kehle verließ ein missmutiges Brummen, ich schaute mich gerade nach der versteckten Kamera um, als ich stockte und den Blick ein Stück zurückschwenkte.


"Oh oh", verkündete ich knapp und zeigte den Waldweg hinunter.


Meinen Mitstreitern bot sich hinter der Fee das gleiche Bild. Ein ziemlich wütender Mann in dunkler Kleidung kam auf uns zugestürmt. Waren das kleine Dampfwolken, die aus seiner Nase stoben? Wie ein wild gewordener Stier preschte der Seelenjäger den Weg entlang. Erde und Steine flogen, wie Geschosse unter seinen Stiefeln hervor.


"Mist verdammter", rief Zad und drückte meine Hand.


Lara hatte den Ernst der Lage richtig eingeschätzt und sprudelte die Wünsche eilig hervor: „Wir wünschen, dass du uns zu Herrn Weide am Riss vom Wald der süßen Träume zauberst und, dass du ebenfalls mitkommst", ratterte sie, wie ein Maschinengewehr los. Wir hatten keine Zeit zu verlieren, eine Minute, so schätze ich, würde uns bleiben, bis der Dunkle heran war.


Die Fee schaute Lara verwirrt an, dann folgte sie unseren panischen Blicken und wandte sich um.


"Oh Schreck", quietschte sie hysterisch und begann den Feenstab zu schwingen.


"Und wage es ja nicht, dich jetzt unsichtbar zu machen", riet meine aufgebrachte beste Freundin mit erhobenem Finger.


Wieder fiepte die junge Frau und ließ vor Schreck den Stab fallen.


Tefan hielt das Schwert bereit und bezog mit grimmiger Miene hinter ihr Position. Den Stab ließ er, wo er war, da Zad bereits danach angelte. Die Fee riss das Holz an sich und schaute sich erneut besorgt zu dem herannahenden Unheil um.


"Los, sprich den Zauber", forderte ich.


"Genau, und zwar pronto", setzte Lara nach.


"Bitte was?", fragte die Angesprochene verdutzt.


"Pronto", wiederholte Lara, doch schien sie ebenfalls zu bemerken, dass die Fee mit diesem Wort nichts anfangen konnte. "Dalli-Dalli, Hopp-Hopp, mach hinne!", schob sie hinterher.


"Ach so", lachte die junge Frau und begann Zeichen in der Luft zu malen.


Ängstlich schaute ich, wie beim Tennis, zwischen dem sich windenden Stab und dem wutentbrannten Jäger hin und her.


Sein wildes Schnaufen drang bereits an mein Ohr und der Boden unter meinen Füßen bebte bei jedem Schritt, den er sich näherte.


Eine weiße Nebelwolke erschien neben uns und die Fee deutete hinein.


"Bitte sehr", sagte sie ruhig und voller Stolz. "Und jetzt rein da!", brüllte sie im Anschluss, nachdem sie einen weiteren panischen Blick über die Schulter geworfen hatte.


Lara reagierte als Erste und stieß, den mittlerweile stocksteifen Knox vor sich in den Nebel. Die Fee folgte mit wehendem Kleid. Zad griff nach meiner Hand, doch ich entzog sie ihm. "Geh!", schrie ich ihn an und zeigte auf das rettende Portal. "Ich hol Tefan!"


Zad schaute mich sehnsüchtig an, doch folgte er meinem Aufruf und verschwand zügig im Nebel.


"Tefan!", schrie ich den etwas entfernt stehenden Banditen an. Dieser schien von dem, was sich hinter seinem Rücken abspielte, gar nichts mitzubekommen. Seinen Blick hielt er starr auf den sprintenden Feind gerichtet. Die Haltung strahlte vollkommene Entschlossenheit aus.


Ich griff an seinen Kragen und rief: "Komm! Da ist ein Portal, durch das wir fliehen können!"


Überrascht drehte er sich um und schüttelte den Kopf. "Den mach ich platt", verkündete er grimmig.


"Nichts wirst du. Komm!" Wieder zerrte ich an seiner Kleidung, doch der Bandit stand, wie der berühmte Fels in der Brandung und rührte sich nicht einen Millimeter.


"Er wird uns finden, versprochen. Dann bekommst du ihn ganz für dich alleine", änderte ich meine Taktik.


"Meinst du?", grübelte Tefan.


"Ganz sicher. Los beweg' dich!"


Wir rannten los. Der Bandit überholte mich und stürzte sich in den Nebel. Ich verschwand ebenfalls keine Sekunde zu früh, wie mir das tiefe Grollen des Seelenjägers nahe an meinem Ohr verriet.


 


Auf einer Lichtung stolperte ich ins Freie. Erleichtert stützte ich mich auf den Knien ab und atmete tief durch.


"Geschafft", folgerte ich, grinste freudig und richtete mich auf.


"Juchhei!", rief Knox aus und setzte zu einem Tänzchen an.


 


"Ben! Pass auf!", schrie Zad, doch es war zu spät. Ein Enterhaken mit zwei glänzenden Klingen fuhr hinter mir aus dem sich schließendem Portal. Ich sah es nicht, stand ich ja mit dem Rücken zum Geschehen, doch ich spürte, wie sich die Klingen in meine Haut gruben. Zad riss mich weg, entlockte mir einen Schmerzensschrei, als die Waffe die Wunde weiter aufriss. Mit einem zerfetzten Shirt und einem sich ausbreitendem Gefühl der Müdigkeit taumelte ich benommen in die Arme meines Partners.


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