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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe Blue Eyes Haven Academy, Franziska Sophia Peters
Franziska Sophia Peters

Blue Eyes Haven Academy



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Meine Tante Gesine steht mit weit geöffneten Armen am Fuß der Treppe und zieht mich in eine lange Umarmung, sobald ich die letzte Stufe überwunden habe.


„Ich werde dich sooooo vermissen“, flüstert sie leise in mein Ohr, bevor sie mich wieder freilässt und nach draußen führt. Verwundert bleibe ich stehen, als ich einen schwarzen SUV sehe, an dessen Tür ein riesiger Mann mit Anzug, Sonnenbrille, zurückgegelten Haaren und extrem breiten Armen lehnt. Himmel, es sieht so aus, als würden gleich die Nähte seines Anzuges reißen, so gespannt zieht sich der Stoff über seine mit Muskeln bepackten Schultern. Die versteckten Augen und der nach unten verzogene Mund lassen ihn nicht gerade fröhlich wirken. Er erinnert mich irgendwie an einen Mafiaboss. Und zu diesem Typen soll ich ins Auto steigen?


„Eh, Gesine …“, ich räuspere mich, „… wer ist das?“, frage ich in der Hoffnung, dass das ein Irrtum ist und Mr. Muskelprotz vielleicht doch nur der Mann von der Bank ist, den Gesine nächste Woche erwartet.


„Das, meine Liebe …“, eröffnet sie lauter als mir lieb ist, „ist Dominik Stones, dein Fahrer.“ Das Muskelpaket setzt sich aufs Wort in Bewegung und kommt mit einem knappen Nicken auf mich zu. Ich nicke zurück. Kurz vor mir bleibt er schließlich stehen, sodass ich meinen Kopf einige Zentimeter anheben muss, und sieht mich streng an. Gesine neben mir lächelt wie ein Honigkuchenpferd. Dominik ist genau die Art Mann, dem sie zu Füßen fallen würde. Er sieht von der Statur genauso aus wie der Mann gestern in einem Café, dem sie fröhlich eröffnet hat, dass sie jeden zweiten Tag für mehrere Stunden Yoga macht. Groß, breit, stark und irgendwie auch ein wenig heiß. Das muss sogar ich zugeben, obwohl er bestimmt zwanzig bis dreißig Jahre älter ist als ich.


Bevor sie noch damit anfangen kann, ihm ebenfalls vorzuschwärmen, wie gelenkig und sportlich sie durch ihr Yoga geworden ist, ducke ich mich unter Gesines Arm hinweg, um den bereitstehenden Koffer neben der Tür schon mal irgendwie aus dem Haus zu bekommen. Dann schiebe ich mich wieder an ihr vorbei und ziehe die vielen Kilos, die Mr. Stones sicher mit einem Finger hätte tragen können, über den kleinen Steinweg bis hin zum Wagen. Ich befördere ihn schwerfällig auf die Rückbank und betrachte dann schnaufend meine vollbrachte Leistung. Das Nackenkissen, welches ich an dem Griff des Koffers festgebunden habe, war eigentlich dafür eingeplant, um zwei Minuten in einem wackeligen unbequemen Bus Schlaf zu finden, denn genau das hatte ich erwartet: eine lange, unbequeme und extrem anstrengende Busreise. Keinen schicken SUV mit privatem Chauffeur.


„Dass Sie auch gut auf meine Kleine aufpassen!“


„Gesine!“, rufe ich peinlich berührt bei ihren Worten.


„Was denn? Du bist nicht mal 18! Ein paar Monate dauert das noch“, versucht sie sich zu verteidigen. „Nicht mal ein halbes Jahr“, nuschle ich in mich rein.


„Natürlich werden wir das. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Die Haven Academy ist so ziemlich der sicherste Ort, an dem man in England sein kann.“ Ich verdrehe bei seinen Worten die Augen und schnaufe, aber Gesine scheint höchst erfreut zu sein. Das war genau das, was sie hören wollte. „Na, dann will ich euch gar nicht weiter aufhalten. Ihr habt eine lange Fahrt vor euch. Tschüss Süße, lass dich nochmal drücken!“ Sie kommt mit Tränen in den Augen auf mich zu und zieht mich in eine Umarmung.


Oh nein, wenn sie jetzt anfängt zu weinen, dann werden auch bei mir die Tränen kullern und das ist das Letzte, was ich will. Nicht schon wieder, nicht bei der ersten Begegnung mit einem wildfremden Menschen. Warum weint sie denn jetzt? Sie wollte doch, dass ich gehe! „Melde dich, sobald du angekommen bist, und ruf immer an, wenn was ist. Du kannst auch eine Postkarte schicken. Und Bilder! Ich möchte Bilder sehen!“


„Wahrscheinlich wird’s die Postkarte“, flüstere ich halb schmunzelnd, halb hoffend, dass sie nicht das leichte Zittern in meiner Stimme hört. Zwanzig Sekunden später verschwindet mein Kopf unter der Beifahrertür und ihr Knallen ist das Letzte, was ich höre, bevor Mr. Stones den Motor startet und langsam aus unserer Garageneinfahrt fährt.


Ich verbiete es mir, im Rückspiegel zurückzublicken, und starre stattdessen einfach stur auf das Armaturenbrett vor mir. Niemals zurückschauen heißt es doch immer, oder? Einfach weitergehen. Als wir schließlich um die nächste Ecke biegen und so das kleine Einfamilienhaus meiner Tante hinter uns lassen, atme ich einmal tief durch und lasse meine rechte Hand sofort in meinen Rucksack gleiten, um meine Kopfhörer und den Roman ans Tageslicht zu befördern. So schnell ich kann, versuche ich in der Geschichte von Mare und Cal zu versinken, um mein eigenes Leben vergessen zu können. Allerdings wird mir bei jeder einzelnen Kurve und bei jedem einzelnen Hubbel der Straße bewusst, wo ich mich gerade befinde und wo ich gerade hinfahre. Privatinternat. England. Ich. Drei Wörter, die so wenig zusammenpassen wie Thunfischcreme auf Erdbeermarmeladenbrot.


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