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Fantasy Bücher
Buch Leseprobe 64 - Das erste Buch des Wandels, Rose Snow
Rose Snow

64 - Das erste Buch des Wandels


Die Bücher des Wandels

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Ich blieb neben einer Fensternische stehen und warf abermals einen Blick auf den Lageplan, als ein dunkelhaariges Mädchen mit Pferdeschwanz neben mir schrill aufquiekte. Sie schüttelte ihr Handgelenk so energisch, dass es wahrscheinlich ein Schleudertrauma bekam.


„Hey, alles okay?“, fragte ich.


Das Mädchen nickte zittrig. Anklagend deutete sie auf den Marmorboden. „Ach du Scheiße … ich hasse diese Dinger.“


Das Ding war eine kleine Spinne, die völlig konfus über den Boden krabbelte. Das dunkelhaarige Mädchen machte sich mit schnellen Schritten davon, während ich mich bückte und das Tierchen behutsam aufhob.


„Na, du hast dich wohl ebenso verlaufen wie ich?“, flüsterte ich, drehte mich zum Fenster und öffnete es einen Spaltbreit, um die Spinne vorsichtig auf der Außenmauer abzusetzen, wo sie glücklich davonwuselte. Lächelnd blickte ich ihr hinter. Dann schloss ich das Fenster, drehte mich um und stieß mit einem großen, dunkelhaarigen Typen zusammen. Mein Rucksack knallte auf den Boden. Garantiert wäre ich ihm gefolgt, wenn mich der Kerl nicht reflexartig an den Oberarmen festgehalten hätte.


Mit einem Mal veränderte sich meine Welt.


Ein leichter Wind fuhr durch meine Haare, ein kräftiges Blätterrauschen erklang. Ein mysteriöser, weiß glühender Nebel wallte durch den Korridor, verschwommene Baumsilhouetten blitzten zwischen den Schülern auf. In der nächsten Sekunde war alles wieder verschwunden.


Ich verlor langsam wirklich den Verstand.


Blinzelnd starrte ich auf den belebten Schulflur. Realisierte, dass mich der Dunkelhaarige noch immer festhielt. Er sah mich an, mit diesen tiefblauen Augen, deren Sogkraft ich nichts entgegenzusetzen hatte. Sie waren dunkel und gefährlich, rissen mich wie ein eiskalter Fluss mit sich. Beschleunigten meinen Herzschlag, und entfachten eine widersprüchliche Glut in mir.


Eine brennende, sich aufbäumende Hitze, die durch meine Adern schoss und meinen Atem schneller werden ließ.


Der Typ musterte mich stirnrunzelnd. „Hey, bist du okay?“


Verdammt, ich hatte noch nie solche Augen gesehen.


„Kannst du mich hören?“, hakte er besorgt nach, nahm seine Hände von meinen Oberarmen und legte den Kopf leicht schief. Er hatte nicht nur diese rätselhaften Augen, sondern auch markante Wangenknochen und schöne Lippen. Als ich nicht antwortete, betrachtete er mich seltsam, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Mit Gewalt riss ich mich zusammen, um mich nicht gleich am ersten Tag als das durchgeknallte Mädchen mit den Halluzinationen zu outen.


„Alles gut“, sagte ich rasch. Das innere Glühen wich einer dumpfen Wärme, mein Verstand fand wieder an seinen Platz zurück. Ich zwang mich zu einem kurzen Lächeln, das er entspannt erwiderte. Seine zerzausten, kastanienbraunen Haarsträhnen schienen ihn genauso wenig zu interessieren, wie die lockere und schief gebundene Krawatte seiner Academy-Uniform.


„Bestens. Hatte schon befürchtet, dass dir unser Zusammenstoß die Sprache verschlagen hat“, verkündete er ruhig. „Passiert mir häufiger.“


War das sein Ernst? „Keine Sorge. So schnell verliere ich nicht die Sprache. Und sicher nicht wegen eines wildfremden Typen.“


Ein amüsiertes Funkeln trat in seine Augen. „Gut zu wissen. Hat aber eben anders ausgesehen.“


„Vielleicht hast du ein Problem mit deiner Sehschärfe.“


„Nicht laut meinem Arzt.“


„Ist vielleicht kein besonders guter Arzt“, erwiderte ich nüchtern. Meine Gedanken liefen Amok. Hatte ich wirklich kurz in einem nebelverhangenen Wald gestanden? Und was hatte es mit dieser unerträglichen Hitze auf sich?


Die Lippen des Schülers zuckten belustigt. Er schien mich nicht sonderlich ernst zu nehmen. „Die Auszeichnungen in seiner Praxis lassen zumindest auf das Gegenteil schließen. Aber vielleicht möchtest du ihm mal einen Besuch abstatten?“


Ich lächelte süß. „Warum? Weil ich mich von deiner Optik nicht beeindruckt zeige? Tut mir leid, wenn das an deinem Ego kratzt.“


„Nein, ich dachte eher, weil du etwas verwirrt wirkst“, erwiderte er gelassen. Das Lächeln auf seinem Gesicht vertiefte sich. Ich verbot mir, es auch nur irgendwie interessant zu finden. „Mein Arzt arbeitet in einer Gemeinschaftspraxis, dort haben sie für jeden Anlass einen Spezialisten.“


Mit einem leisen Schnauben bückte ich mich, um meinen Rucksack aufzuheben. Zur selben Zeit griff auch der Typ danach. Als sich unsere Hände berührten, zischte es leise. Ein hauchzartes Prickeln durchfuhr mich, bei dem mein Herz erneut heftig zu klopfen anfing. Überwältigt starrte ich den Dunkelhaarigen an und bemerkte plötzlich feine Nebelfäden, die sich an unseren Fingern kräuselnd in die Höhe schraubten, ehe sie verblassten. Verflucht, was war bloß los mit mir?


„Nur weil ich dich heiß finde, brauche ich noch lange keinen Spezialisten“, hörte ich mich im nächsten Moment sagen, ohne dass dieser Satz auch nur irgendeine Schranke meines Gehirns passiert hätte.


Überrascht hob der Typ den Blick. Jeder Muskel in meinem Körper verspannte sich. Scheiße. Hatte ich den Kerl wirklich gerade heiß genannt?


„Das kam jetzt unerwartet“, bemerkte er trocken. Das Grinsen in seinem Gesicht wurde so unerträglich breit, dass ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hätte.


„Okay. Offenbar bin ich wirklich verwirrt und sage gerade das absolute Gegenteil von dem, was ich eigentlich denke.“ Hitze prickelte knapp unter meiner Haut. Der Blick aus seinen funkelnden Augen ließ meine Gedanken in Richtungen abschweifen, in denen sie wirklich nichts verloren hatten.


Seine Züge wurden ernst, aber nicht weniger selbstgefällig. „Also brauchst du doch einen Spezialisten?“


„Wahrscheinlich benötige ich nach dem heutigen Tag das gesamte Praxisteam, um mich von oben bis unten durchchecken zu lassen“, sagte ich, schulterte energisch meinen Rucksack und sah zu, dass ich wegkam.


„Dabei habe ich dir noch gar nicht die Nummer der Praxis gegeben!“, rief mir der Typ hinterher, als ich den Korridor entlangschritt. Sein belustigter Unterton war zum Kotzen.


„Danke, ich verzichte auf jede Nummer von und mit dir!“ Erst, als ich einen großen Abstand zwischen uns gebracht hatte, blieb ich stehen, atmete tief durch und versuchte zu kapieren, was hier gerade abgegangen war.


„Anfängerfehler“, erklärte mir ein Mädchen, das unser Gespräch offenbar mitbekommen hatte. Sie lehnte neben der offenen Tür eines Unterrichtsraumes an der Wand, hatte dunkelviolett lackierte kurze Nägel und tippte etwas in ihr Handy, ehe sie beiläufig vom Display aufschaute. „Egal, welche Strategie du hier abziehst und wie unerreichbar du dich auch geben magst, Cole ist nicht zu haben. Keine bleibt länger als eine Nacht.“


 


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