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Esoterik Bücher
Buch Leseprobe Auf der Suche nach dem Garten Eden, Roland M. Horn
Roland M. Horn

Auf der Suche nach dem Garten Eden


Kamen unsere Schöpfer aus einer Raumstation?

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Einleitung


 


Der Garten Eden als Bestandteil der biblischen Schöpfungsgeschichte ist fest verankert in der christlichen wie auch in der jüdischen Kultur. Er soll jene Gegend sein, in die Gott den Menschen nach seiner Erschaffung gesetzt hat.


 


Gerade heute, in einer Zeit der Kriege und der Seuchen (man nehme nur mal den Ukraine-Krieg und Corona) und der Angst vor einem Dritten Weltkrieg – der sich aus dem Feldzug der Russischen Föderation unter Wladimir Putin in der Ukraine und den Forderungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an den Westen nach immer mehr Waffen bis hin zu Kampfjets und aller sich daraus ergebenden Implikationen entwickeln könnte – sowie der (zum Teil auch hausgemachten) Angst vor Viren wie Covid-19, mag man sich an das Paradies zurückerinnern, ja danach zurücksehnen – nach dem Garten Eden, in dem der Mensch lebte, bevor er wegen des Sündenfalls von dort vertrieben wurde.


 


Hat es den Garten Eden tatsächlich gegeben? Und wenn ja – wo hat er gelegen? Was ist an der biblischen Überlieferung über den Garten Eden überhaupt dran? Und warum kann die Geschichte vom Garten Eden nicht gänzlich als Unsinn verworfen werden? Diese letztgestellte Frage zu beantworten, ist gar nicht so schwer: Weil es keine Alternative gibt!


 


Die Evolutionstheorie, die heute als „Wissen“ gilt und bereits vor langer Zeit die Schöpfungsgeschichte als Doktrin abgelöst hat, ist schon im Grundsatz vollkommen unbrauchbar. Wenn wir uns eine architektonisch hervorragend gebaute Villa ansehen: Wird sie, wenn sie über Jahrzehnte oder noch länger sich selbst überlassen wird, noch schöner werden und neue Features entwickeln, oder wird sie mit der Zeit verfallen?


 


Natürlich ist Letzteres der Fall. Und bei einer so großen Angelegenheit wie dem Himmel, der Erde, der Vegetation, der Tierwelt und der Menschheit soll es anders sein? Aus Nichts soll sich Leben entwickeln, das sich über den Umweg von Einzellern zu Menschen, ja schließlich zu einer fortgeschrittenen Hochzivilisation entwickelt? Das ist schon vom Grundsatz her undenkbar, und auch im Detail gäbe es zu diesem Thema noch sehr viel zu sagen. Letztlich bleibt der Gedanke an eine Schöpfung und somit einen Schöpfer, der sich fortwährend um seine Schöpfung kümmert. Ohne ihn geht nichts!


 


Deswegen macht es Sinn, bei der Schöpfungsgeschichte und der Geschichte vom Garten Eden die Spreu vom Weizen zu trennen und herauszufinden, worauf sie fußt und falls es diesen Garten wirklich gegeben hat herauszubekommen, wo er lag.


 


Genau das versucht dieses Buch zu tun.


 


 


Der Garten Eden der Bibel


 


Von den einen für bare Münze genommen, von den anderen als „absoluter Unsinn“ abgetan: die Schöpfungsgeschichte der Bibel, an die sich die Geschichte vom Garten Eden anschließt. Doch eines ist bis heute geblieben: In unseren Köpfen ist die Sehnsucht nach dem Paradies immer noch lebendig, nach einer Welt ohne Kriege und Krankheiten. Gerade in der heutigen Zeit, in der unser Alltag beherrscht wird von Schlagzeilen über den Ukraine Krieg, Corona und die über ein sich schnell veränderndes Klima, was blinden Aktionismus – um nicht zu sagen „Klimaterrorismus“ – mit sich zieht, wird die Sehnsucht nach einer heilen Welt immer lebendiger. Und der Garten Eden – wie auch immer man zur Schöpfungsgeschichte der Bibel stehen mag – war doch das Paradies. Zumindest wird es den Christen immer wieder so beigebracht. Wir werden allerdings gleich erkennen, dass der Garten Eden alles andere als ein Paradies war und dass jener Gott, der die Menschen in diesen Garten Eden setzte, nur recht wenige „göttliche“, sondern eher menschliche Eigenschaften aufwies.


 


Bei unserer Analyse müssen wir des besseren Verständnisses wegen bei der Schöpfungsgeschichte beginnen, die wir gleich zu Beginn des Alten Testaments bzw. des jüdischen Tenach oder Tanach – die Sammlung heiliger Schriften des Judentums, die inhaltlich dem Alten Testament entsprechen – finden.


 


Wir haben noch gar nicht richtig zu lesen begonnen, schon stoßen wir auf ein Rätsel. Da ist die Rede davon, dass „Gott“ den Himmel und die Erde schuf. Soweit ist das eigentlich ganz einfach. Das Problem ist allerdings, dass für „Gott“ im Hebräischen das Wort „Elohim“ steht – und das ist ein Plural. Der Singular müsste „Eloha“ heißen. Waren es etwa mehrere Götter, die die Erde schufen? Doch vor diesem Substantiv steht ein Verb, das auf Deutsch „schuf“ heißt, ein Wort, das eigentlich vor einen Singular gehört. Walter-Jörg Langbein, ein Bestsellerautor mit theologischem Hintergrund, erklärte mir gegenüber, dass diese Wortfolge nur dann einen Sinn ergibt, wenn man sie etwa mit „Am Anfang schuf eine Gruppe von Göttern den Himmel und die Erde“ übersetzen würde, denn nur dann stimmt die Grammatik. Die Verwendung des Singulars bei „schuf“, zusammengenommen mit dem Plural „Elohim“, wäre dann richtig.


 


Wie dem auch sei, diese Erde wird im nächsten Vers als „wüst und leer“ beschrieben.


 


Nun schuf Gott – oder diese „Gruppe von Göttern“ (?) – das Licht, befand, dass es gut war und „schied es von der Finsternis“. „Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend und wurde Morgen: ein Tag.“ (1Mo1 1:5 nach der Elberfelder Übersetzung).


 


Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass der Tag, den der Schreiber am Ende des eben zitierten Verses als die Einheit von Tag und Nacht versteht, am Abend beginnt. Deswegen beginnt und endet im Judentum der Tag bis heute bei Sonnenuntergang und nicht etwa um Mitternacht oder am Morgen. So gesehen halten sich die Juden in diesem Punkt strenger an die Heilige Schrift als die Christen, denn beispielsweise der Ruhetag, der Sabbat, beginnt am Freitag bei Sonnenuntergang und endet am Samstag nach Sonnenuntergang, während die Christen den kalendarischen Sonntag von 0 Uhr nachts bis genau 24 Stunden später halten. Der erste Tag ging aber vom Abend bis zum Morgen, wenn wir dem 1. Buch Mose folgen.


 


Nun erschuf Gott „eine Wölbung mitten im Wasser“ und eine Scheidung „zwischen dem Wasser und dem Wasser“, „machte“ nun die Wölbung (die er gerade erschaffen hatte?) und schied das Wasser, das unterhalb der Wölbung war, von dem Wasser, das oberhalb der Wölbung war. Gott gab der Wölbung die Bezeichnung „Himmel“. Hier wird der vorangehende Satz also präzisiert. Wieder wurde es Abend, und es wurde Morgen. Der zweite Tag war vollbracht.


 


Weiter wollte Gott, dass sich das Wasser unterhalb des Himmels an einem Ort sammeln sollte und das Trockene sichtbar wurde, und genauso kam es auch. Das Trockene nannte Gott „Erde“, während er die Ansammlung des Wassers „Meere“ nannte. Wieder befand er sein Werk als gut. Anschließend ließ Gott Gras aus der Erde hervorsprießen, die Samen hervorbringt und Fruchtbäume, die Früchte tragen nach ihrer Art, „in denen ihr Samen ist nach ihrer Art“. Auch dies befand Gott als gut, und wieder wurde es Abend, und es wurde Morgen. Dies war der dritte Tag.


 


Nun setzte Gott Lichter an die Wölbung des Himmels, die den Tag und die Nacht trennen und als ein Zeichen zur Bestimmung „von Zeiten und Jahren“ und als Lichter an der Wölbung des Himmels dienen sollten, um auf die Erde zu leuchten. Wie bei allen anderen Schöpfungstagen heißt es anschließend „Und es geschah so“, als ob Gott den Befehl gegeben hätte, der dann die gewünschten Schöpfungen eintreten ließ.


 


Anschließend wird offensichtlich die Schöpfung zusammengefasst, und es kamen neue Elemente hinzu, wenn es heißt: „Und Gott machte die beiden großen Lichter: das größere Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht und die Sterne. Und Gott setzte sie an die Wölbung des Himmels, über die Erde zu leuchten und zu herrschen über die Nacht und zwischen dem Licht und der Finsternis zu scheiden.“ (1Mo 1,16-17) Wieder befand Gott sein Werk als gut, und wieder wurde esAbend und Morgen: ein vierter Tag.


 


Hier fallen gleich mehrere Probleme ins Auge. Das größte von ihnen: Gott hatte am dritten Tag die Vegetation geschaffen, die auf Fotosynthese angewiesen ist. Doch der wichtigste Faktor bei diesem Prozess fehlt: Die Sonne! Sie wird erst einen Tag später erschaffen. Und von einer alternativen Lichtquelle, die am dritten Tag die Fotosynthese hätte einleiten können, ist nicht die Rede. Doch wenn keine Lichtenergie da ist, kann sie auch nicht in chemisch gebundene Energie umgewandelt werden, und es kann beispielsweise kein Sauerstoff entstehen, den die Vegetation braucht. Die Wurzelzellen eines Baumes brauchen beispielsweise Sauerstoff, den normalerweise der Baum abgibt. Doch ohne Sonne kein Sauerstoff! Abgesehen davon hätte es auch keinen Sinn gemacht, für einen Tag eine Übergangslichtquelle zu schaffen.


 


Ein weiteres, wenn auch vergleichsweise kleineres Problem ist, dass der Mond und die Sterne ganz bestimmt nicht dafür geschaffen sind, die Erde zu beleuchten. Zum einenbeleuchtet der Mond nur bei Vollmond, quasi als Gegenpol zur Sonne, aber mit weitaus weniger Lichtkraft, während er als Sichel oder Halbmond teilweise am Tag und teilweise am Nachthimmel steht und die Lichtkraft dann noch schwächer ist. Am Tag fällt die Leuchtkraft des Mondes ganz weg. Er erscheint dann nur als ein fahles Objekt. Zum anderen ist – unter der Zugrundelegung unseres heutigen Wissens, dass die Erde mitsamt unserem Sonnensystem nicht im Zentrum des Universums, sondern weitab davon am Rand eines Armes unser Spiralgalaxie, der Milchstraße, steht – die Vorstellung, dass die Sterne geschaffen wurden, um die Erde zu beleuchten, geradezu grotesk.


 


Doch wie dem auch sei, wenn wir die Schöpfungsgeschichte weiter betrachten, sehen wir, dass Gott plante, dass das Wasser von einer Ansammlung lebender Wesen wimmeln soll und Vögel unter der Wölbung über die Erde fliegen sollen. Weiter schuf Gott „die großen Seeungeheuer“ und überhaupt „alle sich regenden Wesen, von denen das Wasser wimmelt“, und wieder kommt der Zusatz „nach ihrer Art“. Weiter schuf Gott „geflügelte Vögel nach ihrer Art“. Direkt danach heißt es wieder: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Dann segnete er die eben geschaffenen Tiere und sprach: „Seit fruchtbar und vermehret euch, und füllt das Wasser in den Meeren, und die Vögel sollen sich vermehren auf der Erde.“ (V. 22)


 


Es folgt der Satz, der jeden Schöpfungstag abschließt: „Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der fünfte Tag.“


 


Am nächsten Tag geschah offensichtlich Folgendes: „Und Gott machte die (wilden) Tiere der Erde nach ihrer Art und das Vieh nach seiner Art und alle kriechenden Tiere auf dem Erdboden nach ihrer Art.“ Wieder befand Gott sein Werk als gut und gebot den Wesen, fruchtbar zu sein und sich auf der Erde zu mehren.


 


Nun folgt – noch am gleichen Tag – das, was landläufig als die „Krönung der Schöpfung“ bezeichnet wird. Gott machte sich daran, den Menschen zu erschaffen. Und auch hier beginnt dieser Schöpfungsakt mit einem Mysterium. Es heißt in 1Mo 1,26: „Lasst uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich.“ Hier haben wir wieder die Pluralform: „uns“. Sprach Gott hier im Pluralis majestatis? Will er sich hier als besonders mächtig oder würdig darstellen, wie es später beispielsweise Kaiser Wilhelm tat, als er sich als „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser“ bezeichnete? Das spricht aber gegen die spätere in der Bibel übliche Darstellung, als sich Gott, nun unter dem Name Jahwe auftretend, als „der einzige Gott“ bezeichnete und nur im Singular von sich sprach, ganz im Gegensatz zu Allah übrigens, von dem im Koran immer von „wir“ gesprochen wird. Dort haben wir also eindeutig den Plural majestatis – in der Bibel aber nicht. Meint Gott vielleicht jemanden, der nicht selbst Gott war, aber mit ihm agierte? Ein katholischer Pastor meinte einmal mir gegenüber, „wir“ bedeute „Gott und seine Weisheit“, doch sehr überzeugend klingt das auch nicht. Manche Christen denken hier an einen Vorgriff auf Jesus Christus, der schon bei der Schöpfung dabei war, oder sogar an die Dreieinigkeit. Doch ein solches Konstrukt wird – wenn überhaupt – selbst im Neuen Testament höchstens (und lediglich mit ausgesprochen gutem Willen) nur angedeutet. Jesus kommt im gesamten Alten Testament überhaupt nicht vor, und das Alte Testament war abgeschlossen, bevor das Neue Testament verfasst wurde.


 


Wenn wir auf das Problem ganz am Anfang der Bibel zurückblicken und an Langbeins Erklärung, dass nur eine Übersetzung wie „eine Gruppe von Göttern“ richtig wäre, macht das auch hier Sinn. Tatsächlich hört sich die Stelle so an, als ob eine Gruppe irgendwelcher Wesen, die sich als „Gott“ bezeichnet, eine Konferenz abhält, in der sie beschließt, Menschen zu erschaffen – Wesen, die ihnen ähnlich sind. Diese Menschen sollen herrschen über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über das Vieh und überhaupt über die ganze Erde und die Tiere, „die auf ihr kriechen“. Dann wird betont: „Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er ihn.“ (V. 27)


 


Der Mensch wurde also nach dem Bilde Gottes geschaffen. In welcher Hinsicht? Nach dem Äußeren? Nach dem Charakter? Jetzt kommen erst die Geschlechter ins Spiel. Wurden bei der Erschaffung der Tiere die Geschlechter nicht erwähnt, werden sie jetzt explizit angesprochen. Die Geschlechter sind „Mann“ und „Frau“ – zwei Geschlechter, auch wenn heute gerne propagiert wird, dass es mehr Geschlechter gäbe. Interessant ist die Frage, welches Geschlecht Gott selbst hatte. Dabei sei daran erinnert, dass Feministinnen heutzutage tatsächlich Gott weiblich machen wollen. Die Frage nach dem Geschlecht Gottes wird hier nicht erwähnt. Muss er nicht auch ein Geschlecht haben, wenn der Mensch nach seinem Bilde geschaffen wurde? Man geht davon aus, dass Gott männlich ist, weil die Rede von „ihm“ ist und nicht von „ihr“. Aber hat er nicht beide Geschlechter nach seinem Bilde geschaffen? Dann müsste Gott Mann und Frau gleichzeitig sein. Aber ist das möglich? Auch hier stoßen wir wieder auf die Möglichkeit, dass die Lesart „eine Gruppe von Göttern“ richtig sein könnte, denn wäre dem so, könnte es in dieser Gruppe tatsächlich Männer und Frauen gegeben haben, vermutlich aber keine „Diversen“, keine Transpersonen, denn von ihnen ist hier nicht die Rede.


 


Die Menschen sollten fruchtbar und sein und sich vermehren, ja sogar die Erde füllen und nicht nur das, sondern auch „sie sich untertan machen“. Dies wird noch genauer ausgeführt, wenn Gott dem Menschen – von dem er im Übrigen im Plural spricht (hat er gleich mehrere auf einmal geschaffen?) – konkret gebietet, über die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels sowie alle Tiere, die sich auf der Erde regen, zu herrschen. Weiter weist Gott sie (Plural!) darauf hin, dass er ihnen „alles samentragende Kraut“ gegeben habe, dass „auf der Fläche der ganzen Erde ist“ sowie „jeden Baum, an dem Samen tragende Baumfrucht ist“. All das soll dem Menschen zur Nahrung dienen. Es scheint so, dass zumindest bis zur Sintflut der Mensch tatsächlich Veggie war oder zumindest nach dem Willen Gottes sein sollte.2 Gleichzeitig erklärt Letzterer, dass er „allen Tieren der Erde und allen Vögeln des Himmels und allem, was sich auf der Erde regt, in dem eine lebende Seele ist“ alles grüne Kraut zur Speise gegeben hat. Tatsächlich findet sich kein Hinweis darauf, dass die Tiere dem Menschen zur Speise gegeben wurden. Dann folgt – vielleicht nicht unbedingt gerade passend an dieser Stelle – wieder das obligatorische: „Und es geschah so.“ Gott sieht sich nun wieder alles an, was er gemacht hat, und befindet es für gut. Wieder wird es Abend, und wieder wird es Morgen, „der sechste Tag“.


 


„So wurden der Himmel und die Erde und all ihr Heer vollendet“, heißt es im ersten Vers des 2. Kapitels des 1. Buchs Mose. Weiter wird dort gesagt, dass Gott am siebten Tage sein Werk vollendete und an ebendiesem Tag von seinen Werken ruhte. Hier könnte man einen kleinen Widerspruch erkennen. Wenn Gott am siebenten Tag sein Werk vollendete, muss er da ja noch gearbeitet haben, oder die Stelle ist einfach ungenau. Dann müssen wir aber feststellen, dass – wie wir bereits anhand vieler Stellen bemerkt haben – Gott persönlich nicht der Autor des 1. Buchs Mose und wohl auch nicht der anderen biblischen Bücher bzw. nicht derjenige sein kann, der das Buch wörtlich diktiert hat, wie es von fundamentalistischen Christen aufgrund zweier Stellen im Neuen Testament3 behauptet wird. Wie dem auch sei, diese Passage wird abgeschlossen mit den Worten: „Dies ist die Entstehungsgeschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden.“


 


Bislang sollte man meinen, Gott habe bis jetzt (mindestens) zwei Menschen geschaffen und mit seiner Ruhepause am Sonntag sein Schöpfungswerk abgeschlossen.


 


Doch dann begegnen wir einer Art Zeitreise. Der Schreiber (oder einer der Schreiber?) des 1. Buchs Mose geht mitten im Vers 4 des 2. Buchs Mose scheinbar zu einer früheren Zeit zurück, denn es heißt: „An dem Tag, als Gott der HERR Himmel und Erde machte – noch war all das Gesträuch des Feldes nicht auf der Erde (und) noch war all das Kraut des Feldes nicht gesprosst, denn Gott der HERR hatte es noch nicht regnen lassen und (noch) gab es keinen Menschen, den Erdboden zu bebauen (…).“ (bis V. 5)


 


Weiter heißt es im Text, dass ein Dunst von der Erde aufstieg und die ganze Oberfläche des Erdbodens bewässerte. Scheinbar am gleichen Tag – denn wir befinden uns immer noch in dem Satz, der mit „An dem Tag, als Gott der HERR Himmel und Erde machte…“ beginnt – bildet Gott den Menschen, und das auf einer Erde, auf


 


der das „Gesträuch des Feldes“ noch nicht existent und „das Kraut des Feldes nicht gesprosst“ war. Wir erkennen hier so viele Widersprüche zum bisher Gesagten, dass es sich hier kaum um eine Zusammenfassung des bisher Geschriebenen handeln kann, sondern eine vollständig davon unabhängige zweite Schöpfungsgeschichte sein muss. Die Bildung des Menschen (hier eindeutig männlichen Geschlechts), geht so vor sich, dass Gott ihn aus Staub vom Erdboden bildete, ihm dann in seine Nase den „Atem des Lebens“ hauchte und dass der Mensch eine lebende Seele wurde und nicht etwa „bekam“, während in der „ersten Schöpfungsgeschichte“ noch die Rede davon war, dass in allem, was sich auf der Erde regt, eine Seele ist.


 


Nun kommt endlich der Garten Eden, der oft auch als „Paradies“ bezeichnet wird, ins Spiel. Gott pflanzte einen Garten „in Eden im Osten“, und in diesen Garten „setzte“ er den von ihm gebildeten Menschen. Jetzt heißt es: „Und Gott, der HERR, ließ aus dem Erdbeben allerlei Bäume wachsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung und den Baum des Lebens in die Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.“


 


Interessant: In dieser Schöpfungsgeschichte „bildet“ Gott den Menschen, als es noch keine Vegetation gab, um ihn anschließend in einen Garten zu setzen, den er zuvor eigens zu diesem Zweck geschaffen hatte, und erst dann „ließ er Bäume wachsen“. In der ersten Schöpfungsgeschichte war die Reihenfolge umgekehrt. Wir müssen also tatsächlich davon ausgehen, dass es sich bei diesen Schöpfungsgeschichten um zwei unterschiedliche handelt, die von verschiedenen Autoren geschrieben wurden. Irgendein Schlussredakteur klatschte irgendwann diese Überlieferungen hintereinander. Ähnliches finden wir auch in späteren Stellen des Alten Testaments.


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