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Belletristik
Buch Leseprobe Visionen in Grün, Christian Flore
Christian Flore

Visionen in Grün



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Kapitel 1 - Die Dröhnland-Symphonie

Wenn es einen Gott gibt, bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich nicht leiden kann. Es gibt Momente in meinem Leben, wo ich mir dieser Tatsache sogar zu einhundert Prozent sicher bin. Gestern war so ein Tag. Denn gestern, ja gestern Morgen, bekam ich Post. Und weil ich was Besonderes bin, schreibt mir nicht irgendein beliebiger Hans Wurst. Nein, mir schreibt die deutsche Bundeswehr. Nun finde ich mich ja mit Mitte Zwanzig eigentlich schon etwas zu alt um im Tarnanzug durch den Wald zu robben, aber hey, nach mir ging's sowieso noch nie. Warum sollte sich daran jetzt etwas ändern? Ich habe ja auch gerade erst meine Ausbildung hinter mich gebracht und bin auf der Suche nach einem neuen Job. Denn mir ging es, wie vielen Ausgelernten, übernommen wurde ich nicht. Mag daran liegen, dass ich keinen 1-A-Abschluss hingelegt habe, mag auch daran liegen, dass sich mein Chef und ich ungefähr so gut verstehen wie die NPD und die APPD.

Zumindest privat bewegt sich mein Leben in angenehmen Bahnen. Grund dafür ist seit etwas mehr als zwei Jahren der fleischgewordene Traum einer Frau namens Nadine. Die dürfte auch mächtig begeistert sein, wenn ich ihr eröffne, in Zukunft nur noch am Wochenende für sie da zu sein. Im Moment schaffen wir es, trotz Prüfungsstress ihrerseits, uns regelmäßig alle zwei Tage zu sehen. Bei einer Distanz von rund vierzig Kilometern hat keiner von uns die nötige Kohle über, um den Partner jeden Tag zu besuchen. Den Benzinpreisen sei Dank. Allerdings hatten wir einen Urlaub zusammen geplant. Dieser sollte auch eigentlich innerhalb des nächsten Monats über die Bühne gehen. Wird so natürlich nichts draus. Dank des Briefes der olivgrünen Fraktion, der mit den tollen Worten »Sehr geehrter Herr Rene Brandt« begann. Eigentlich sollte man alle Briefe, die so beginnen, sofort in die Tonne kloppen. Wenn ein Text schon so beginnt, kommt doch sowieso nie was Gutes dabei rum. Wie dem auch sei.

In höflichen Worten wurde mir in diesem Schreiben mitgeteilt, dass ich mich doch bitte in vier Tagen zur Musterung einfinden soll. Das nenn ich mal schnelle Planung. Laut meiner Hochrechnung müsste doch das nächste Quartal bereits eine weitere Woche später beginnen. So sitze ich also jetzt allein in meiner Bude und zermartere mir das Hirn, ob ich hingehen soll oder nicht. Im Grunde hab ich ja nichts Besseres zu tun. Andererseits widerstrebt es mir mein Geld in Olivgrün zu verdienen. Vor allem als »Schütze Arsch« im Grundwehrdienst. Ich meine, ich hab mich doch jetzt schon lange genug untergeordnet. Es wird so langsam mal Zeit, dass ich auch mal was zu sagen habe. Die Frage ist nur, wenn ich nicht will, wie drückt man sich vorm Bund? Und zwar so, dass man nicht zum Zivildienst verdonnert werden kann.

Ich könnte mich als Bekloppter ausgeben. Dem untersuchenden Arzt zum Beispiel auf den Tisch kacken. Ist aber auch irgendwie blöd. Zumal man mich dann eventuell einweisen könnte. Da ich keinen Bock habe von Gummiwänden umgeben zu sein fällt die Option also schon mal weg. Oder ich nehme Drogen. Stopfe mich einen Tag vorher mit allem voll, was der Markt zu bieten hat. Genug Anlaufstellen sollte die örtliche Hauptschule bieten. Crack, Heroin, XTC, LSD und Gummibärchen. Nun ist diese Möglichkeit aber schon mal ziemlich kostenintensiv. Zum Anderen könnte es zivilstrafrechtliche Konsequenzen mit sich bringen. Das will ich ja auch nicht. Im Knast hab ich vermutlich mehr Ruhe, beim Bund aber mehr Auslauf. In Sachen Komfort sollten sich die beiden Abteilungen nicht viel nehmen.

Ich bin auch leider nicht im Besitz zweier bereits gedienter Brüder. Kann ich also auch nicht auf die Regel pochen. Einen festen Job kann ich auch nicht vorweisen, der mich davor bewahren würde und es sieht eher schlecht aus an der Tatsache in den nächsten drei Tagen irgendetwas zu ändern. Außer ich mache mein eigenes Geschäft als Callboy auf. Würde Nadine vermutlich nicht passen. Es bleibt mir nichts anderes übrig. Ich gehe zur Musterung und werde mit höchster Wahrscheinlichkeit als tauglich eingestuft. So ganz kaputt bin ich ja noch nicht. Vielleicht ist es auch nicht die schlimmste Art sein Leben zu leben. Bisschen rumballern, bisschen dreckig machen und ne Menge saufen. So schlimm kann es da gar nicht sein. Wo wir beim Saufen sind. Es ist kurz vor Zehn am Abend. Zeit für einen Besuch in der besten Bar der Welt. Zeit fürs Magnum.

Für einen Dienstagabend ist der Laden gerammelt voll. Zu meiner großen Begeisterung hat Stephan alias Porno heute Abend an der Theke zu schaffen. Er arbeitet immer noch hier. Wie schnell aus einem Studium-Job doch eine mittlerweile zwölfjährige Anstellung werden kann. Das schwarze Haar wird immer lichter und mit jedem Abend hier und jeder verpassten Chance auf eine feste Bindung mit einer Frau, strahlen die grünen Augen etwas weniger und wird der Bauchansatz etwas größer.

»Na Alter.«

»Hi Rene. Das Übliche?«

»Zehn Finger breit Bacardi, zwei Finger breit Cola.«

»Kommt sofort.«

Während Porno mir also meine Kopfschmerzen von morgen früh mixt, sondiere ich den Raum. In der hintersten Ecke hängen Männlein und Weiblein, wie so häufig, quer übereinander und üben sich darin, das andere Geschlecht auf feuchte Stellen zu untersuchen. Ein Rothaariger ist bei einer Schwarzhaarigen scheinbar fündig geworden. Er grinst, sie jauchzt. Na super. Auf der Minitanzfläche spielt man Käse und Reibe. Eine schlaksige Blondine übernimmt dabei die Rolle des gelben Milcherzeugnisses, während ihr etwas bulliger Freund standhaft die Abteilung Reibe darstellt. Sein Blick ist leicht glasig. Entweder er ist jetzt schon voll wie ne Haubitze, oder ihm geht gerade einer ab. Porno reißt mich aus den Gedanken.

»Wo haste denn Nadine gelassen?«

»Die muss noch für ein paar Prüfungen büffeln.«

»Sie müsste aber doch auch bald durch sein mit dem Studium, oder?«

»Irgendwann im nächsten Frühjahr, glaube ich.«

»Bist ja bestens über deine Freundin informiert.«

»Eijo.«

»Und wann fahrt ihr in Urlaub?«

»Nicht in absehbarer Zeit.«

»Hä? Wieso? Ihr wolltet doch eigentlich für zwei Wochen nach Frankreich.«

»Ja wollten wir, aber ich hab gestern Post vom Vaterland bekommen.«

»Mach Sachen! Die ziehen dich ein?«

»Erstmal Musterung am Freitag. Aber ja, sieht so aus.«

»Na Glückwunsch. Bin drum herum gekommen, aber mein Bruder schwört ja auf die Uniformträger.«

»Ist der nicht schon ne halbe Ewigkeit da?«

»Neun Jahre. Für zwölf ist er verpflichtet. Ist Feldwebel in einem Ausbildungsregiment der Marine. Macht ihm wohl immer noch Spaß.«

»Klar. Frischlingen in regelmäßigen Abständen den Arsch aufreißen würde mir auch Spaß machen.«

»Kannst dich ja auch verpflichten.«

»Nun lass mich doch erstmal hinkommen.«

»Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. So in Uniform und Befehle ausführen und so was ne.«

»Ich mir auch nicht.«

»Na ich wünsch dir jedenfalls jetzt schon mal ne Menge Spaß. Hab von meinem Bruder schon einige schräge Geschichten gehört. Willst du welche hören?«

»Ich lass mich lieber überraschen.«

Gespräch fürs erste beendet. Ich genehmige mir noch dreimal ein durchsichtiges, koffein- und alkoholhaltiges Getränk und torkle in Richtung eigene vier Wände. Warum wohne ich eigentlich im ersten Stock und nicht Parterre? Treppensteigen in meinem Zustand ist mit Sicherheit verboten. Mit dem Laufen klappt es einfach nicht mehr so richtig, also krabble ich auf allen Vieren in Richtung Tür. Das Schlüsselloch wehrt sich mit einer penetranten Ausdauer gegen meinen Schlüssel, es ist schon nicht mehr lustig. Völlig egal, was ich hier mache. Mit Anlauf, mit planlosem Rumgestochere, mit sehr viel Gefühl - das Loch ist eindeutig zu klein für den metallenen Brocken in meiner Hand. Bleibt nur noch eins. Ich klingle bei Cora. Keine Regung. Ich klopfe. Wieder nichts. Da braucht man die wehrte Nachbarin einmal und sie ist nicht da. Ich entfache ein Trommelfeuer, dass sogar Tote wieder auf die Erde befördern würde. Endlich geht das Licht an. Zwei Sekunden später öffnet sich die Tür und eine verschlafene und offensichtlich schlecht gelaunte Kreatur in einem Hauch eines Stringtangas steht vor mir. Verdammte Hacke.

»Was?!«

Dieses »Was« haut mir fast die Nase aus dem Gesicht. In perfekt artikuliertem Hochdeutsch antworte ich ihr.

»Tür ... äh ... Schlüssel ... Hilfe.«

Ich ernte einen blöden Arsch als Antwort und bekomme den Schlüssel aus der Hand gerissen. Wie durch Zauberhand öffnet sich meine Tür schon nach dem ersten Versuch. Den Zaubertrick muss sie mir morgen erstmal erklären. Leicht perplex starre ich in meine Wohnung.

»Reingehen kannst du doch wohl allein.«

Mit schrägem Blick schaue ich der Nymphe von nebenan direkt auf den Vorbau und lache dämlich vor mich hin. Sie seufzt, richtet meinen Kopf wieder in eine waagerechte Haltung und schiebt mich in meinen Flur. Ohne Pause geht es weiter Richtung Schlafzimmer. Ich merke, wie ich ins Bett hinein und prompt wieder raus falle. Mein Arm tut weh. Cora lacht mich aus, löscht das Licht und lässt mich mit Schmerzen zurück. Und so was nennt sich nun gute Nachbarin!

Der nächste Morgen empfängt mich mit einem Gewitter. Es klingt zumindest so. Irgendwo knallt und kracht es. Ich sehe nur kein Leuchten. Mag daran liegen, dass meine Augen sich weigern die Welt anzusehen. Beginnen wir langsam. Linkes Auge. Check. Rechtes Auge. Check. Sind noch beide funktionstüchtig. Warum liege ich eigentlich auf dem Boden? Mein Arm tut weh und ich sehne mich nach einem starken Kaffee. Es donnert immer noch. Langsam raffe ich mich auf. Es ist gar nicht so leicht aufrecht zu stehen, wie man glaubt. Die Dröhnland- Symphonie pocht hinter meiner Stirn. Ich versuche das Donnern zu orten und bewege mich in Richtung Flur. Es wird lauter. Es kommt aus Richtung meiner Wohnungstür. Vorsichtig öffne ich selbige und werde von einer breit grinsenden Cora empfangen.

»Kopfschmerzen?!!«

Bevor ich antworten kann, hat sie schon beide Füße in meine Wohnung gestellt. Ich versuche die Situation zu begreifen und scheitere maßlos.

»Haha. Man bist du fertig. Kaffee?«

Die Erwähnung des braunen Gesöffs macht munter.

»Ja!«

»Dann bin ich mal so frei welchen zu kochen.«

»Stark. Ich geh erstmal ins Bad.«

»Jo jo. Aber guck nicht in den Spiegel. Du siehst Scheiße aus.«

»Na danke.«

Natürlich gucke ich in den Spiegel. Cora hat Recht. Ich bin blass, meine Augenringe befinden sich in etwa auf Höhe meines Bauchnabels und auch ansonsten, na ja ich sehe halt einfach Scheiße aus! Ich zwänge mich unter die Dusche. Warm, nass, einfach schön. Wenn ich alle Sinne beisammen hätte, hätte ich vermutlich auch daran gedacht neue Klamotten mitzunehmen. Also tapse ich, bekleidet mit einem Handtuch, wieder vorsichtig in mein Schlafzimmer. Der Versuch Cora dabei nicht den Anblick meines halbnackten Antlitzes zu gönnen schlägt natürlich fehl.

»Hui!«

»Ja ja.«

»Ich soll dich am Arsch lecken? Den haste doch gerade eben erst gewaschen.«

»Hach.«

Ein Brüller! Ein Schenkelklopfer! Kill me now! Manchmal könnte ich echt um mich schlagen. Aber man(n) soll ja keine Frauen schlagen. Vor allem nicht, wenn sie die beste Freundin ist und unverschämt gut aussieht. Dafür ist sie aber auch ungemein faul und sitzt ihr Leben, dank des großen Erbes, eigentlich nur noch aus. Zudem wäre ich dafür im Moment eh noch zu schwach. Mit des Kaisers neuen Kleidern begebe ich mich in Richtung Kaffeegeruch. Cora grinst immer noch als hätte sie eine Gesichtslähmung. Ich lasse mich auf den Stuhl gegenüber fallen und stecke mir die erste Kippe des Tages an. Durchs Küchenfenster strahlt mir die Sonne direkt ins Gesicht. Mit grummelndem Unterton lasse ich das Rollo herunter sausen und wende mich wieder in Richtung Grinsebacke.

»Freut mich, dass dich mein Leiden so glücklich macht.«

»Ja macht es. Du Vollhorst hast mich schließlich gestern Nacht aus den schönsten Träumen gerissen. Danke noch mal.«

»Was hab ich?«

»Du hast wie ein Wahnsinniger an meine Tür gehämmert und mir in Zeichensprache klargemacht, dass du nicht in deine Wohnung kommst. Man warst du voll.«

»War ich wohl. Ich kann mich nämlich nicht daran erinnern. Aber wenn dem so war: danke und 'tschuldigung.«

»Schon gut. Was gab es denn für einen Anlass, dass du dich so dermaßen abschießt? Ich meine, ich hab dich zwar schon hacke dicht erlebt, aber so schlimm war es selten.«

Ich nippe am höllisch heißen Kaffee und denke nach. So langsam dämmert es mir. Der verdammte Brief.

»Ich muss am Freitag zur Musterung.«

»Jetzt noch? Du bist doch eigentlich schon zu alt für den Verein. Also jetzt als stinknormaler Rekrut.«

»Der Meinung bin ich eigentlich auch, aber das sehen die scheinbar anders.«

Ich nippe weiter vor mich hin. Mein Kopf dröhnt immer noch.

»Schon komisch. Na ja, aber vielleicht gar nicht so schlecht. Du hast ja eh erstmal keinen Job. Kannst du dein Geld auch dort verdienen.«

»Meine Begeisterung hält sich trotzdem in Grenzen. Ein Jahr hab ich ja noch Anspruch auf Arbeitslosengeld. Aber gut, das bringt mir auf Dauer auch nichts.«

Ich ziehe an meiner Zigarette.

»Richtig. Und so hast du wenigstens eine Beschäftigung und kommst nicht auf dumme Gedanken.«

»Musst du gerade sagen. Du machst doch schon seit Jahren nichts mehr.«

»Ich bin schon genügend ausgelastet.«

»Aber auch nur mit einer Sache.«

Cora verdreht die Augen und lächelt mich schräg an.

»Seit ich mit Marko zusammen bin, ist das doch auch zurückgegangen. Außerdem male ich ja zur Entspannung.«

»Ich vergaß, die große Künstlerin. Von was entspannst du dich denn bitteschön?«

»Dies und das und jenes und welches. Verstehst schon.«

»Ist klar. Warum hab ich eigentlich noch nie auch nur eins dieser Bilder gesehen?«

Cora runzelt die Stirn. Ich suche meine Küche nach Aspirin ab.

»Ich hab noch kein einziges zu Ende gemalt. Ist halt immer so ne Laune von mir. Ich fange eins an und bring es dann aber nicht zu Ende, weil mir irgendwie die Lust abgeht. Man kann Kunst ja auch nicht erzwingen. Nicht wahr? Aber das ist ja jetzt auch egal.«

Genau, egal. Meine Suche breche ich erfolglos ab und wir sinnieren noch gut eine halbe Stunde über den Unsinn des Lebens und gehen dann wieder getrennte Wege. Ich verbringe den Tag so ruhig, wie es nur geht. Keine schnellen oder hastigen Bewegungen, viel Ruhe und überhaupt mache ich meinen Meister im Nichtstun. Ich bin nicht mal in der Lage ein Chatgespräch zu führen. Um zumindest meinen Magen wieder ins Lot zu bringen, esse ich Joghurt. Was eine scheiß Idee ist, da dieser bereits abgelaufen ist. Es gibt so Tage, da sollte man besser wirklich überhaupt nichts machen. Vor allem keinen Joghurt essen, der trotz Lagerung im Kühlschrank, warm und flockig ist. Mit letzter Energie gelingt es mir meinen Schatz am Telefon von der olivgrünen Fraktion und ihren Plänen für mich zu berichten. Begeisterung klingt anders.

»Och Mensch. Schon eine Ahnung, wo es hingehen könnte?«

»Keine Ahnung. Es gibt Kasernen in der ganzen Republik. Da ist alles möglich.«

»Na toll. Mein Schatz wird Soldat. Ein Offizier und Gentleman?«

»Gentleman bin ich ja wohl schon. Und wenn ich Offizier werde, kannst du mit mir in ganz Deutschland die Runde machen.«

»Nee lass mal. Mach deine neun Monate fertig und gut ist. Du findest sicher was Besseres.«

»Der Meinung bin ich ja auch.«

»Du lässt dir aber nicht die Haare schneiden, oder?«

»Da gibt's doch eh nicht viel zu schneiden, aber das würde dich belasten?«

»Na klar! Ich krall mich gern in deinen Haaren fest. So lang sind sie ja nun auch nicht, aber zumindest so ein bisschen was sollte dranbleiben. Du weißt schon. So ganz oben ohne sieht doch blöd aus.«

»Also ich finde dich immer unheimlich toll, oben ohne. Aber mach dir da mal keine Sorgen. Die Haare bleiben dran, ich bleib derselbe Arsch, nur die Distanz wird sich ändern.«

»Dann bin ich ja beruhigt. Ich würde gerne noch länger mit dir reden aber ich muss mich noch mal in die Bücher vertiefen. Scheiß Prüfungen und Diplomarbeit und ach man, das steigt mir alles so langsam über den Kopf. Ich habe aber einen bescheuerten Prof an der Backe! Ika macht mich auch noch ganz verrückt mit ihrer hibbeligen Art.«

Ich höre, wie sie den Hörer vom Ohr nimmt und irgendwas nach hinten ruft. Vermutlich in Richtung Bio-Ika. Alter Wirbelwind.

»Ach Engel, du machst das doch alles mit Links. Dafür hast du dann auch ein Diplom in der Tasche und kannst die große Kohle verdienen. Einer muss diesen Haushalt ja ernähren.«

Sie lacht.

»Du hast auch einen unerschütterlichen Glauben an mich.«

»Hatte ich immer, werde ich immer haben.«

»Du bist ein Schatz!«

Ich erröte am Telefon. Kaum zu glauben, aber nach zwei Jahren mit ihr passiert mir das immer noch. Im Komplimente empfangen war ich noch nie gut. Ich weiß nie, was ich dann noch sagen soll.

»Ja, schon gut. Jetzt mach dich an deine Arbeiten. Viel Erfolg. Ich komme die Tage noch mal vorbei und liebe dich.«

»Ich dich auch.«

Sie schickt mir noch einen Kuss durch die Leitung, dann legt sie auf. Ich meine das ernst. Ich liebe diese Frau. Aber wieso habe ich keine Kopfschmerztabletten mehr im Haus?

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