Suchbuch.de

Leseproben online - Schmökern in Büchern



Kategorien
> Belletristik > Typisch Polly!
Belletristik
Bücher Erotik
Esoterik Bücher
Fantasy Bücher
Kinderbücher
Krimis & Thriller
Kultur Bücher
Lyrikbücher
Magazine
Politik, Gesellschaftskritik
Ratgeberbücher
regionale Bücher
Reiseberichte
Bücher Satire
Science Fiction
Technikbücher
Tierbücher
Wirtschaftbücher
Bücher Zeitzeugen

Login
Login

Newsletter
Name
eMail

Belletristik
Buch Leseprobe Typisch Polly!, Sabine Mohr
Sabine Mohr

Typisch Polly!



Bewertung:
(315)Gefällt mir
Kommentare ansehen und verfassen

Aufrufe:
2761
Dieses Buch jetzt kaufen bei:

oder bei:
überall im Buchhandel und im Internet
Drucken Empfehlen

 


...


Aber so easy – peasy wie gedacht ist es doch nicht den Dienst anzutreten, je näher sie dem Haus kommt, desto schneller schlägt ihr Herz. Sie hat sich schon viele Gedanken darüber gemacht, wie die Alten wohl sein werden, was ihre Aufgaben sein werden,... Na, jetzt gilt die Devise: Augen zu und durch! Mit zitternden Händen sucht sie in ihrer Gürteltasche nach dem Spiegel. Aber da ist soviel Zeug drin, dass sie vom Band absteigen und an der Seite ziemlich würdelos ,da mit einem Minirock kniend, den Inhalt ihrer Tasche ausleeren und sich von allen anderen Passanten beobachten lassen muss. Und die können diesen Anblick in aller Ruhe auskosten, da die Rollbänder wegen der Senioren hier besonders langsam eingestellt sind. Jedes mal, wenn sie in solch einer peinlichen Situation ist (und das ist ca. 3x pro Tag der Fall, die normalen peinlichen Situationen nicht mitgerechnet) , schwört Polly sich, beim nächsten Mal ein kleineres Auto zu kaufen. Aber wenn sie dann beim Händler steht und die tollen großen Wagen sieht (die gibt’s einfach in den chicsten Farben, was soll sie machen), denkt sie „Ach was, ich hab doch den Minimizer, damit passt doch jedes Auto in die Gürteltasche“. Aber die großen nehmen halt doch mehr Platz weg. Sie tröstet sich immer damit, dass sie es doch noch besser hat als beispielsweise ihre Vorfahren! Die mussten immer noch Plätze suchen, um ihre Autos abzustellen. Dann mussten sie unter Umständen noch ewig weit laufen um zu ihrem Zielort zu kommen und im schlimmsten Fall mussten sie noch Strafe bezahlen, weil das Auto an dem besagten Platz nicht stehen durfte. Da lobte sie sich doch den Verkleinerungsstrahl! Einfach bis unmittelbar vor das Rollband fahren, das zum Zielort führt, die süße pinke Pistole auf das Auto richten, bis es Handtaschengröße erreicht hat, in die Tasche stecken, fertig. Und dann von jeder beliebigen Stelle aus losfahren, nachdem man das Auto wieder auf Normalgröße gebracht hat.


Schließlich findet sie den Spiegel und betrachtet sich ausgiebig darin.


Hm, ob ihr Stylomat heute morgen wirklich die passende Kleidung ausgewählt hat? Das silberne T-Shirt ist ja noch ok, aber der pinke Minirock wirkt ihr auf einmal zu gewagt. Und die Palmenfrisur war jetzt auch nicht der neueste Schrei. Aber was soll´s, ist jetzt eh zu spät. Außerdem hat sie auf ihre Kleidung nicht wirklich viel Einfluss, schließlich bestimmt ihr Stylomat nach Prüfung der Wetterlage und der anstehenden Termine ihr Outfit.


Plötzlich hat sie keine Zeit mehr für solche Gedanken, sie ist am Ziel. Seufzend kitzelt sie den Klingelroboter unterm Kinn und die Melodie von „Born to be wild“ tönt in atemberaubender Lautstärke aus dem Haus. Wenn der Name Programm ist, kann es doch noch ganz lustig werden, denkt sich Polly. Die Hoffnung wird ihr jäh genommen, als sich die Tür öffnet und ihr eine lebensechte Roboter-Kopie der Oberschwester Hildegard aus der uralt – Serie „Die Schwarzwaldklinik“ gegenüber steht. Im Moment sind wieder alle auf dem Retro – Trip und man findet diese Figuren an jeder Straßenecke. Hildegard mustert Polly denn auch mit hochgezogenen Augenbrauen und herunterhängenden Mundwinkeln ziemlich missbilligend, sagt aber kein Wort zu ihrem Outfit.


Polly geht in die Offensive und streckt der „Wärterin“, wie sie sie bereits insgeheim nennt, strahlend die Hand hin. Diese ignoriert die freundliche Geste, dreht sich herum und gebietet dem Mädchen mit einem Brummen ihr zu folgen.


Na, das kann ja heiter werden, denkt Polly augenrollend. Aber schon nach wenigen Metern im Haus erkennt sie, dass die alten Menschen wirklich Spaß zu haben scheinen: überall wird gelacht, gespielt, einige singen und tanzen sogar, was Polly etwas zu viel des Guten findet, aber nun ja, wenn sie glücklich sind.


Hildegard führt Polly in ihr Büro und erklärt ihr, wie ihr Job aussieht. In der ersten Woche ist sie einer Frau Bender zugeteilt. Diese sei immer sehr traurig, deshalb sei es oberste Priorität sie aufzumuntern.


Die Oberschwester zeigte ihr den Umkleideraum und verließ ihn schnell. Denn nur so konnte sie die Proteste Pollys ignorieren. Die hatten wohl heute morgen mit Peter Lustig geduscht, diese Kleidung würde sie nie nie nie anziehen.


Aber was soll sie machen, den französischen Richter möchte sie auf keinen Fall wiedersehen. Außerdem, wem macht sie etwas vor, es interessiert hier niemanden, was sie will. Und so ergibt sie sich ihrem Schicksal und klopft fünf Minuten später an die Tür von Frau Bender. Die Aufmunterung scheint auch zu funktionieren, denn die alte Frau öffnet mit einem breiten Grinsen die Tür. Es ist ihr nicht zu verübeln, denn wer würde nicht lachen, wenn ein junges Mädchen in einem knallorangenen Ganzkörperanzug (inklusive Kapuze!) aus Gummi vor ihm steht?!


...


 


 


 


 


 


 


...


Endlich in der Wohnung angekommen, begrüßt sie zuerst mit einem Blubbern bei der Nixe, die aus einem Aquarium heraus, das im Flur steht, die Besucher begrüßt. Natürlich ist es nicht immer dieselbe und auch wirklich keine echte Nixe, wie Polly traurigerweise herausfinden musste. Aber sie freut sich dennoch immer sie zu sehen. Außerdem ist Polly begeistert von den vier Schildkröten, die auch in dem Aquarium leben. Sie ist fest davon überzeugt, dass es sich dabei um die „Teenage Mutant Hero Turtles“ handelt und hat sie deswegen auch nach diesen benannt. Sie hofft nur, dass sie Meister Splinter, der Riesenratte, nie begegnen muss.


 


Ferdi sitzt im Wohnzimmer vor dem Fernseher und Polly freut sich auf eine gemütliche halbe Stunde, bevor sie das Essen bestellen wird.


Aber wie immer vergisst Polly das Gebläse einzuschalten – und fällt ziemlich unsanft auf den Boden. Sie kann sich einfach nicht daran gewöhnen, dass Ferdi keine Couch und keine Sessel hat. Er hat ein Gebläse erfunden, das einen super – bequem in der Luft hält, immer vorausgesetzt man denkt daran es einzuschalten.


Polly hört ein lautes und gehässiges Lachen. Sie dreht sich um und will Ferdi gerade wütend die Meinung sagen, als sie sich daran erinnert, dass es sich wohl um Ferdis Hut handelt. Der Mann macht wirklich super Erfindungen, aber der sprechende Hut gehört definitiv nicht dazu. Ferdi platzt allerdings fast vor stolz darüber und wenn er ihn nicht aufhat steht er irgendwo in der Ecke und gibt ungefragt seinen Senf dazu. Im Moment hat er ihn auf den Kopf, und sie muss zugeben, hätte sie ihn so kennen gelernt, hätte sie ihn nicht kennen gelernt!


Der Hut sieht aus wie eine Mischung aus Küchensieb, Trapper-Mütze und der Frisur ihres Labradudels. Und genau dieses Niveau hat er auch. Er betitelt Polly mit einigen derben Ausdrücken und schweigt erst beleidigt, als Ferdi ihn in Richtung des Papierkorbs schleudert.


Nun ein wenig besorgt fragt er Polly, ob sie was Schräges erlebt hat, weil sie ein wenig mitgenommen aussieht. Froh darüber, endlich von ihrem mehr als schrägen Tag erzählen zu können, berichtet sie alles haarklein.


 


Für den Inhalt dieser Seite ist der jeweilige Inserent verantwortlich! Missbrauch melden



© 2008 - 2024 suchbuch.de - Leseproben online kostenlos!


ExecutionTime: 2 secs