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Belletristik
Buch Leseprobe Trommelfieber, Raphael Wälterlin
Raphael Wälterlin

Trommelfieber



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Es waren vielleicht zehn Meter.


Ich setzte mich auf das Geländer der Brücke. Ich würde es tun. Ich rutschte etwas nach vorne, atmete durch und schaute auf den Fluss. Und plötzlich erinnerte ich mich. Daran, wie alles begonnen hatte. Wasser! Ja, ich war zu Fuß unterwegs gewesen, um Wasser zu holen! Ich erinnerte mich noch ganz genau: Ein grauer Mittwochabend, die Straßen ertränkt in einem tagelangen Regen, die Wolken stur, die Sonne feige, ein kühler Wind fegte die ersten Blätter über den Boden.


Ich sah mich selbst vor einer Seitenstraße stehen, heruntergekommen und verlassen, und man könnte fast schon sagen, für schweizerische Verhältnisse skandalös. Zu beiden Seiten reihten sich alte, leere Lagerhallen, deren Wände hinter all diesen undefinierbaren Sprayer-Parolen nicht mehr zu erkennen waren. Im löcherigen Teer wucherte das Unkraut, vermischte sich mit vergilbten Zeitungsfetzen und sonstigem Kleinmüll. Alles Metallene war dem Rost verfallen. Dann war da dieser Gestank. Es roch nach Pisse und Chemie, ein Geruch, der auch dem heftigsten Windstoß zu trotzen wusste. Der Anblick hatte eigentlich nichts Einladendes an sich, mit einer kleinen Ausnahme. Es waren jene Werbeschilder, die hinter den kahlen Betonmauern glitzerten. Raffiniert schlängelte sich diese vermeintliche Abkürzung durch trostlose Betonbauten und führte so auf direktestem Weg zur Tankstelle, wo ich eine Packung Wasser kaufen wollte; mindestens sechs Flaschen sollten es sein.


Ich war erst einige Schritte gelaufen, als sich mein Schuh plötzlich nass anfühlte. „Mist!“


Ich hatte die Pfütze nicht gesehen. Und während ich noch damit beschäftigt war, diese eklige Brühe zu verwünschen, vernahm ich plötzlich ein sonderbares Gekrächze: „Geh nach Hause, Junge.“


Eine Gestalt trat hinter einer Mülltonne hervor, eine Dose Bier in der Hand. Der Mann kehrte mir den Rücken zu und wankte davon, unverständliche Worte lallend. Ich schaute ihm nach und bemerkte eine Tür in der Wand neben der Tonne. Daneben klebte ein Karton, auf dem etwas Handgeschriebenes stand. Ich trat näher.


 


Die Kunst des Trommelns
Unterricht bei Louis Mukembe
Werden Sie ein Djembefoli, erleben Sie die Initiation


 


„Die Kunst des Trommelns. Unterricht bei Louis Muuu ... -kembe. Werden Sie ein ... Djembefoli ... erleben Sie ... die Initiation“, murmelte ich vor mich hin. Ein Pfeil wies zur Tür daneben, welche ich nach einigem Zögern öffnete. Der graue Himmel gewährte gerade noch genug Licht, um eine alte Treppe zu offenbaren. Ich kann nicht sagen, was mich nur dazu bewogen hatte, dort hinein zu gehen. Intuition? Leichtsinn? Die Magie jener Worte auf dem Karton?


Am unteren Ende der Treppe erstreckte sich ein Gang, dessen Kieselboden mit Brettern bedeckt war. Die Beleuchtung war mager, die Luft feucht und zugleich modrig, alles wirkte alt und verlassen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sich jemand an diesen Ort verirrte, jenes Stück Karton beim Eingang musste das Überbleibsel aus einer besseren Zeit sein. Ich wollte darum schon umkehren, hielt dann aber inne und starrte in Richtung dieses matten Lichtscheins, der von weiter hinten zu kommen schien und als einziger die Finsternis hier unten beleuchtete. Es musste einen Grund geben, warum da Licht war. Also fackelte ich nicht lange und ging weiter, begleitet vom Knirschen der Steine unter dem Gewicht meiner Schritte.


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