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Belletristik
Buch Leseprobe The Connection, Amanda Frost
Amanda Frost

The Connection


Love & Power

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Kapitel 1


 


Grayson


 


5 Jahre zuvor


 


Dunkelheit liegt über der Umgebung, als wir uns einem abgelegenen Backsteinhaus in einem verfallenen Stadtviertel von Mexico City nähern. Die Straßen sind menschenleer, auch Fahrzeuge sind zu dieser späten Uhrzeit keine mehr unterwegs. Einzig eine marode Laterne spendet in einiger Entfernung düsteres Licht, was unsere Chancen erhöht, nicht entdeckt zu werden. Da wir mit Nachtsichtgeräten ausgestattet sind, stellt die Finsternis glücklicherweise kein Hindernis für uns dar.


Vorsichtig steigen wir über Bierflaschen und Essensverpackungen hinweg, die die Straße säumen. Unkraut sprießt durch Risse im Asphalt. Die Gebäude sind von Graffiti bedeckt und nur wenige Häuser scheinen noch bewohnt zu sein. Dennoch nehme ich durch meine Sturmhaube den holzig-süßen Geruch von Marihuana wahr. Das hier ist wahrlich kein Ort, an dem man länger verweilen möchte.


Als wir das Zielgebäude erreicht haben, wende ich mich meinen Männern zu, die allesamt in dunklen Tarnanzügen stecken. „Roger, Harry, wie im Briefing vereinbart, haltet ihr hier draußen die Stellung. Sollte einem der Kerle die Flucht gelingen, legt ihn um!“


Die beiden nicken, schrauben mit routinierten Handgriffen Schalldämpfer auf ihre Waffen und gehen hinter einer Wellblechgarage in Deckung.


Prüfend blicke ich an dem zweistöckigen Gebäude empor, dessen Fenster im Erdgeschoss vergittert sind. Die Eingangstür besteht aus Metall und macht einen robusten Eindruck. Im Inneren herrscht Dunkelheit.


Nachdem ich die Lage sondiert habe, richte ich mein Augenmerk auf meine beiden anderen Teammitglieder. „Richy, Tom, ihr steigt mit mir zusammen durch eins der Fenster im oberen Stockwerk ein. Danach bewegen wir uns nach unten in den Keller, wo das Mädchen festgehalten wird. Leider können wir die Kerle nicht herauslocken, ohne das Leben der Kleinen aufs Spiel zu setzen, daher werden wir die Kellertür sprengen. Danach muss alles blitzschnell gehen. Ich bringe das Mädchen in Sicherheit. Ihr kümmert euch unterdessen um die Entführer. Achtet bitte auf etwaige Sprengfallen. Und denkt daran, Serenas Leben hat höchste Priorität.“


„Verstanden, Sir!“, äußern die beiden nahezu zeitgleich.


Richy zieht einen Enterhaken mit Seil aus seinem Rucksack und wirft den Haken mit Schwung auf das Dach des Hauses, wo dieser klappernd an einem Mauervorsprung hängen bleibt. Nachdem ich die Stabilität des Seiles geprüft habe, greife ich danach und ziehe mich empor, wobei ich mich mit den Füßen an der Hauswand abstütze. All das geschieht leise und routiniert, dank jahrelanger Übung.


Oben angekommen verwende ich ein Spezialwerkzeug, um ein Loch in eine der Fensterscheiben zu schneiden. Danach fasse ich hinein, ertaste den Griff und öffne das Fenster. Vollkommen lautlos gleite ich in das Gebäude. Meine Kameraden folgen mir Sekunden später.


Mit den Waffen im Anschlag bewegen wir uns wie Geister eine morsche Holztreppe hinab und entriegeln von innen die Ausgangstür, sodass sich uns ein Fluchtweg bietet. Im Vorfeld haben wir mit speziellen Wärmebildkameras und Drohnen in Erfahrung gebracht, dass sich außer dem entführten Mädchen vier weitere Personen in dem Kellerraum befinden.


Uns darf nicht der winzigste Fehler unterlaufen, denn dieser Einsatz ist inoffiziell. Hochrangige mexikanische Regierungsvertreter scheinen die Entführung der Tochter des Senators von Maryland angeordnet zu haben. Im Grunde genommen hätten wir eine Genehmigung der US-Regierung oder eine internationale Zustimmung benötigt, doch bis die zuständigen Bürokraten aktiv geworden wären, hätten die Kerle entweder längst das Weite gesucht oder die Kleine wäre tot. Außerdem konnten wir nicht einschätzen, wem wir zurzeit vertrauen können.


Da der Senator von Maryland ein guter Freund von mir ist, habe ich mich bereit erklärt, das Mädchen zusammen mit meinem SEAL Team zu befreien. Die Männer wissen nicht, dass dieser Auftrag nicht von höchster Stelle genehmigt ist, und dabei möchte ich es belassen. Nun kann ich nur hoffen, dass nichts schiefgeht, sonst bin ich geliefert.


Als wir vor der Kellertür angekommen sind, befestigt Tom mit gekonnten Handgriffen einen Sprengsatz daran. Nachdem wir uns wieder ein Stück zurückgezogen haben und in Deckung gegangen sind, betätigt er den Zünder. Ein ohrenbetäubender Knall erschüttert das Gebäude und lässt den Boden vibrieren.


Noch bevor sich der Qualm gelichtet hat, stürmen wir in den gewölbeartigen Kellerraum. Tom und Richy feuern in Richtung der vier Typen, die schemenhaft zu erkennen sind. Unterdessen zerschneide ich bereits die Fesseln des Mädchens, das zusammengekauert in einer Ecke liegt.


„Nein, nicht!“, kreischt die Kleine und will sich mir zappelnd entwinden, als ich nach ihr greife.


„Beruhige dich, Serena!“, rede ich auf sie ein, da sie unter Schock zu stehen scheint. „Ich bin es, Grayson. Ich hole dich hier raus. Dein Vater schickt mich.“


Ich bin Serena nur einmal persönlich begegnet und weiß nicht, ob sie sich an mich erinnern kann, denn meine Worte scheinen nicht zu ihr durchzudringen. Weiterhin versucht sie, sich zur Wehr zu setzen. Und obwohl sie sich in einem erbärmlichen Zustand befindet, kämpft sie wie eine Löwin. Sie beißt, schlägt wild um sich und versetzt mir mehrere Tritte.


Ich ignoriere ihren Widerstand, packe sie mit festem Griff und werfe sie mir über die Schulter. Danach renne ich mit ihr zusammen die Stufen empor, hinaus ins Freie.


Ich werde die Kleine jetzt umgehend von hier wegbringen. Richy und Tom versuchen unterdessen, mehr über die Identität der Entführer herauszufinden. Obwohl das Gebäude ein gutes Stück von den anderen Häusern entfernt liegt, könnte die Detonation bemerkt worden sein. Daher stellen Roger und Harry sicher, dass sich kein neugieriger Anwohner oder zufällig vorbeikommender Passant einmischt.


Mittlerweile hat sich das Mädchen ihrem Schicksal ergeben und den Widerstand eingestellt. Wie ein Sack hängt sie bewegungslos über meiner Schulter. Möglicherweise hat sie ja begriffen, dass sie soeben gerettet wird und ihre Tortur beendet ist. Oder ihre Kräfte haben sie zu guter Letzt verlassen.


Rasend schnell laufe ich auf einen dunklen Geländewagen zu, der in einer abgelegenen Seitenstraße parkt.


Als ich Serena vor dem Wagen abstelle, versucht sie jedoch erneut zu flüchten, was ihr nicht gelingt, da ich ihr einen Arm um die Taille werfe.


Ich könnte sie jetzt mit Leichtigkeit außer Gefecht setzen, aber ich möchte ihr nicht wehtun oder sie noch stärker verunsichern, daher reiße ich mir die Sturmhaube und das Nachtsichtgerät vom Kopf. Anschließend öffne ich die Wagentür des Jeeps, sodass ein schwacher Lichtschein auf uns fällt.


„Serena, ich bin es. Grayson. Ein Bekannter deines Vaters. Du brauchst jetzt keine Angst mehr zu haben. Alles wird gut. Wir haben die Sache im Griff.“


Der verängstigte Blick aus ihren klaren blauen Augen, der mich trifft, geht mir durch Mark und Bein. Selten habe ich derartiges Entsetzen im Gesicht eines Kindes gesehen. Ihre rechte Wange ist geschwollen, die Unterlippe aufgeplatzt. Verkrustetes Blut klebt ihr im Haar und die Klamotten sind zerrissen.


Die Kleine tut mir unsagbar leid, denn ich kann mir vorstellen, was diese Schweine ihr angetan haben. Serenas Leben wird nie mehr so sein wie zuvor.


„Jetzt erkenne ich dich“, murmelt sie schließlich. Ehe ich es verhindern könnte, schlingt sie mir die Arme um die Taille und schmiegt sich zitternd an mich. „Grayson, mein Held“, nuschelt sie in meinen Tarnanzug, während ihr dicke Tränen über die Wangen rinnen. „Ich hatte solche Angst.“


Beruhigend streiche ich ihr über das zerzauste blonde Haar. „Serena, du solltest jetzt in den Wagen steigen. Wir müssen hier weg.“


Sie nickt und macht Anstalten mich loszulassen. In diesem Moment erschüttert eine gewaltige Detonation die Umgebung, die die Fensterscheiben einiger Häuser zum Klirren bringt. Die Druckwelle ist aufgrund der Entfernung kaum zu spüren, dennoch werfe ich Serena geistesgegenwärtig zu Boden und schotte sie mit meinem Körper ab, um sie vor etwaigen herabstürzenden Trümmerteilen zu beschützen.


Der beißende Geruch von Sprengstoff breitet sich rasend schnell in der Luft aus. Weitere Explosionen folgen glücklicherweise nicht.


Als ich nach einiger Zeit vorsichtig aufschaue, ahne ich Fürchterliches.


Flammen und dunkle Rauchsäulen steigen dort empor, wo Serena gefangen gehalten wurde und sich meine Männer aller Voraussicht nach noch aufhielten.


„Fuck!“, fluche ich ungehalten, während die Gedanken wild durch meinen Kopf schießen. Das Haus schien mit Sprengladungen präpariert gewesen zu sein. Dummerweise fehlte uns die Zeit, um das im Vorfeld zu überprüfen.


Serena bricht prompt in panisches Geschrei aus.


Der unbändige Drang, nach meinem Team zu sehen, durchfährt mich, doch ich weiß, dass die Sicherheit des Mädchens vorrangig ist. Unter gar keinen Umständen kann ich sie jetzt sich selbst überlassen.


Daher schiebe ich sie auf den Beifahrersitz des Wagens, steige gegenüber ein und rase davon. Ein Band aus Metall scheint sich unterdessen um meinen Brustkorb zu legen und erschwert mir die Atmung.


Höchstwahrscheinlich habe ich soeben nicht nur einige meiner treusten Kameraden verloren, sondern obendrein meinen Job, denn dieser fehlgeschlagene Einsatz wird kaum zu vertuschen sein.



Kapitel 2


 


Grayson


 


Heute


 


„Was kann ich für dich tun?“, frage ich meinen guten Freund John Boyd, der vor Kurzem zum Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt worden ist.


Obwohl mir Ehrfurcht und Obrigkeitsdenken für gewöhnlich fremd sind, beeindruckt mich sein weltgewandtes Auftreten in dem eleganten dunklen Anzug. Eine Aura der Macht umgibt diesen Mann. Zudem strahlt er Intelligenz und Listigkeit aus, beides Eigenschaften, die ich an Menschen sehr schätze.


Ich kann immer noch nicht ganz fassen, welche Position er neuerdings innehat, nicht zuletzt, da ich John seit vielen Jahren kenne. Aber ich freue mich für ihn. Wenn jemand diesen Job verdient hat, dann definitiv er.


„Grayson, wie schön, dass du so kurzfristig kommen konntest. Ich danke dir.“ Kameradschaftlich schüttelt er mir die Hand, während er mir ein herzliches Lächeln schenkt.


Ich habe ihn in den letzten Jahren nur im Fernsehen oder auf Wahlplakaten gesehen. Aber auch in natura hat er sich kaum verändert. Zwar nimmt sein blondes Haar allmählich einen sanften Grauton an, darüber hinaus wirkt er mit der braun gebrannten Haut und der hochgewachsenen Figur nach wie vor jugendlich. Dass er bereits die fünfzig überschritten hat, sieht man ihm nicht an.


„Für dich doch immer“, erwidere ich, während ich aus dem Augenwinkel die beiden Secret Service Agenten in den dunklen Anzügen beäuge, die ein Stück von uns entfernt den Versuch unternehmen, sich hinter einem Busch zu verstecken. Ein sinnloses Unterfangen, meinem geschulten Auge entgeht nämlich selten etwas. „Aber was gibt es so Dringendes?“


Auf Johns Wunsch hin haben wir uns in einem abgelegenen Waldstück in der Nähe von Washington, D.C., getroffen. Und ich bin gespannt, was es mit diesem kleinen Versteckspiel auf sich hat.


Schmunzelnd mustert er mich. „Ganz der Alte. Keine Zeit für Small Talk, du kommst immer gleich zum Punkt.“


Ich zucke mit den Schultern. „Das ist wohl so.“


„Ich würde aber trotzdem gerne wissen, wie es dir in den letzten Jahren ergangen ist. Die Detektivagentur betreibst du doch nur zur Tarnung, oder?“


„Du kennst mich einfach zu gut. Die Wahrheit ist, dass ich immer noch gute Kontakte zum Militär und den Geheimdiensten habe. Daher führe ich hin und wieder Undercover-Einsätze durch, die niemand übernehmen will.“


Er nickt wissend. „Verstehe. Zu gefährlich oder zu schmutzig?“


Ich blicke in die Ferne. „Beides.“


„Bereitet dir der Job Freude?“


„Im Großen und Ganzen schon. Sobald ich keinen anderen Auftrag habe, betätige ich mich tatsächlich als Privatdetektiv. Zugegeben, manchmal ödet es mich schon ein wenig an, untreue Ehemänner überführen zu müssen.“


Er lacht leise. „Dachte ich mir. Ich könnte mit einer spannenden Aufgabe ein Fünkchen Abwechslung in dein Leben bringen. Natürlich nur, falls du daran Interesse hegst.“


„Lass mich raten. Es geht um etwas, was niemand im Weißen Haus erfahren soll.“ Ich schaue mich um. Von den zwei Secret Service Agenten einmal abgesehen, umgibt uns nichts als Natur. „Es muss ja irgendeinen Grund für die Wahl dieses Treffpunkts geben, oder?“


„Korrekt. Seit Monaten dringen vertrauliche Informationen aus dem Weißen Haus nach außen. Unter meinen Angestellten befindet sich offensichtlich ein Maulwurf. Leider habe ich nicht die geringste Ahnung, wer dahinterstecken könnte. Ich weiß nur eins: Ich kann momentan keiner Menschenseele vertrauen. Daher möchte ich dich bitten, den Verräter für mich zu finden.“


„Um welche Art von Informationen handelt es sich?“


„Daten über Projekte, die ausschließlich meinem engsten Mitarbeiterstab bekannt sind. Mitunter heikle Details über die nationale Sicherheit oder geplante Militäroffensiven.“


Zischend stoße ich die Atemluft aus. „Das macht es einerseits einfacher, den Maulwurf zu finden, andererseits aber auch gefährlich.“


Er nickt. „Womöglich leuchtet dir jetzt ein, warum ich ausgerechnet dich um Hilfe bitte.“


Nachdenklich schaue ich zu Boden und kicke einen kleinen Stein aus dem Weg. „Klingt wirklich nach einer interessanten Abwechslung.“


„Du nimmst also an?“


Ich hebe den Blick und sehe ihm in die Augen. „Als ob ich dir einen Gefallen abschlagen könnte.“


Er neigt den Kopf ein wenig zur Seite. „Liegt das daran, dass ich dein Freund bin, oder ist mein Titel der Beweggrund?“


„Du solltest doch am besten wissen, dass mich Titel oder Ränge noch nie interessiert haben.“


„Jetzt, wo du es sagst.“


Unser Gespräch versiegt, als sich uns ein Radfahrer nähert. Ein junger Mann, der konzentriert in die Pedale seines Mountainbikes tritt.


Sogleich kommt Bewegung in die zwei Secret Service Agenten, die nach wie vor hinter dem Busch lauern. Einer der beiden läuft auf den Radfahrer zu, zieht dabei seine Waffe und zwingt den Mann abzubremsen. Diese abrupte Aktion bringt den überraschten Radfahrer ins Schlingern. Seine Bremsen quietschen, während er nur knapp einem Sturz entgehen kann. Danach bedeutet Johns Personenschützer dem Biker mit Gesten, vom Rad zu steigen, ehe er ihn in die entgegengesetzte Richtung drängt.


Der andere Agent verlässt jetzt ebenfalls seine Deckung und nähert sich uns. Auch er zieht eine Pistole, während er die Umgebung konzentriert in Augenschein nimmt. Sein Kollege zerrt unterdessen den verärgerten Radfahrer beiseite, der erfolglos versucht, sich zur Wehr zu setzen. Klappernd geht das Fahrrad zu Boden.


Wortlos beäugen der Präsident und ich diese maßlos übermotivierte Aktion.


„Der arme Teufel“, äußere ich. „Er hat höchstwahrscheinlich keine Ahnung, was gerade mit ihm geschieht.“


John grinst. „Er stellt deiner Meinung nach also keine Bedrohung für mich dar?“


„Ach, woher denn! Seine schrillen grünen Klamotten wären für jeden Attentäter viel zu auffällig. Genau wie das Rad. Ein Carbonfahrrad, das sich nur gut betuchte Menschen leisten können.“


„Du bist immer noch ein Meister der Beobachtung. Vielleicht sollte ich einmal darüber nachdenken, dich als Personenschützer zu engagieren.“


Abwehrend halte ich eine Hand in die Luft. „Himmel, nein! Tag und Nacht in einem spießigen schwarzen Anzug zu stecken, würde mich umbringen.“ Demonstrativ spähe ich an mir hinab. Ich trage Jeans und ein dunkles Shirt unter einer dünnen Lederjacke. „In diesem Outfit fühle ich mich am wohlsten.“


John folgt mit den Augen meinem Blick. „Vermutlich hast du recht. Du würdest ohnehin nicht zu den Secret Service Leuten passen, die nur nach ausgearbeiteten Plänen handeln. Dafür bist du zu spontan.“ Ein unterdrücktes Seufzen kommt über seine Lippen. „Aber ganz ehrlich, ich habe den Versuch aufgegeben, diese Truppe zu belehren. Das ist mir zu anstrengend. Lieber zahlen wir hin und wieder Schmerzensgeld, wenn meine Bodyguards mal wieder übers Ziel hinausgeschossen sind. Aber zurück zum eigentlichen Thema.“ Er greift in die Innentasche seines Jacketts und reicht mir einen silbernen USB-Stick. „Darauf befinden sich die Daten aller Verdächtigen. Auch kam mir die Idee, dir einen Job im Weißen Haus zu beschaffen, das würde dir den Auftrag erleichtern.“


„An was für eine Beschäftigung hast du gedacht?“


Er winkt lässig ab. „Ach, das überlasse ich ganz dir. Hauptsache, deine Tarnung fliegt nicht auf. Kennst du einen Hacker, der deine persönlichen Daten in den Systemen leicht anpassen kann, sodass erst gar kein Verdacht aufkommt? Der Geheimdienst muss dich nämlich vorab überprüfen, das ist Vorschrift. Und wie bereits erwähnt, ich traue im Moment niemandem.“


John blickt in Richtung der Secret Service Agenten. Einer ist weiterhin mit dem schimpfenden Radfahrer beschäftigt, wohingegen der andere sich wieder ein Stück von uns entfernt hat, aber dennoch konzentriert die Umgebung observiert. „Die beiden einmal ausgenommen. Ich kenne sie seit einer Ewigkeit. Sie haben bereits für mich gearbeitet, als ich noch Senator war.“


Ich nicke. „Es gibt da tatsächlich einen guten Freund, der mir IT-technisch hin und wieder unter die Arme greift.“


John lächelt. „Perfekt. Was denkst du, welcher Job wäre am unauffälligsten? Mein persönlicher Berater? Masseur? Koch?“


Ich überlege sekundenlang. „Wie wäre es mit Fitnesscoach? Beim Joggen können wir uns jederzeit austauschen, ohne dass uns jemand belauschen kann.“


Entsetzt reißt er die Augen auf. „Ach du liebe Güte, ich war seit einer Ewigkeit nicht mehr joggen.“


Mein Blick schweift herausfordernd an ihm hinab. Er hat in den letzten Jahren in der Tat an Gewicht zugelegt. „Dann wird es aber allerhöchste Zeit“, antworte ich grinsend.


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