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Belletristik
Buch Leseprobe Seelenblut , Stephanie Pinkowsky
Stephanie Pinkowsky

Seelenblut


Zwischen Liebe und Rache

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Auszug aus Kapitel 3 -  Der Teufelskreis beginnt


 


(....)


 


Wieder daheim schaute Katja viel fern. Sie war noch immer sehr schwach und konnte sich nur mit Mühe alleine ins Badezimmer schleppen. Marcel blieb aus Verantwortungsgefühl und Pflichtbewusstsein bei ihr, aber sie redeten nicht viel miteinander. Helene hingegen besuchte ihre Adventsshows und produzierte zehn Folgen ihres eigenen Formats. Sie strahlte, moderierte, lachte.


„Unfassbar!“, staunte Katja voller Selbstmitleid. „Die Frau schluckt fünfzig Tabletten und steckt es einfach weg! Und ich? Ich fühle mich wie ein Invalide!“


Man sah Helene ihren Suizidversuch nicht an, nicht einmal eine kleine Falte hatte er hinterlassen. Sie überstrahlte alle anderen Gäste und Moderatoren und schwebte wie ein blonder Weihnachtsengel durchs deutsche Fernsehen. Katjas Suizidversuch war der Presse bekannt. Sie hatten die Geschichte jedoch umgedreht. Laut den Zeitungsberichten war es Helene gewesen, die ihre Tochter gefunden und gerettet hatte. Sie war eine Heldin! So lautete der gleichstimmige Tenor aller Artikel. Die tapfere Heldin, die trotz des Selbstmordversuchs ihrer Tochter professionell alle Sendungen abdrehte. Es klang bei Weitem nicht nach einem Skandal, im Gegenteil. Die Artikel rückten Helene ausnahmslos in ein positives Licht. Die Menschen drückten ihr Mitgefühl und ihre Anteilnahme aus, die Einschaltquoten stiegen. Nun wollte wirklich jeder diese Frau sehen, die ihrer Tochter geistesgegenwärtig einen Druckverband aus Seidenlaken um die aufgeschnittenen Pulsadern gewickelt und ihr damit das Leben gerettet hatte. Selbst der Artikel aus Hartmanns Magazin „Stars von heute“ war human ausgefallen. Die zaghaften Andeutungen, dass ein furchtbares Familiengeheimnis hinter dieser Tragödie stecken könnte, wurden angesichts der vielen anderen Pressestimmen von den meisten Menschen als Schund abgetan oder einfach überlesen.


Katja konnte noch nicht arbeiten, sie traute sich nicht einmal alleine nach draußen. Ihr Kreislauf war komplett entgleist, zweimal war sie im Badezimmer umgekippt und Marcel hatte sie ins Bett tragen müssen. So blieb ihr nur Lesen und Fernsehen, um sich die vielen leeren Stunden zu vertreiben. Und Essen, viel essen. Katja aß tafelweise Schokolade und Unmengen Kekse, sie verschlang mit dem Esslöffel Sahnepudding und Eisbecher. Wenn Marcel von der Arbeit kam, vertilgte sie mit ihm meistens noch einen Teller Nudeln mit Ei und Speck oder Tiefgekühltes, manchmal bereiteten sie sich auch nachts ein Sandwich zu. Normale Paare hätten jetzt Sex gehabt, überlegte die junge Frau verbittert. Stattdessen saßen sie schweigend in der kalten Küche und mampften weißen Toast mit Remoulade. Katja versuchte, sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal mit Marcel geschlafen hatte. Es musste die Hochzeitsnacht gewesen sein, stellte Katja ernüchtert fest. Kurz darauf erlitt sie die Fehlgeburt. Sie wusste nicht, warum sie gerade jetzt daran dachte. Der süße Tod. Sie wäre auch beinahe tot gewesen, wie ihr Baby. Ob es jetzt wohl ein Engel war? Ein Sternenkind? Oder eine verstoßene Seele, die an ihr Rache nahm? Katja wusste tief in ihrem Inneren, dass sie es getötet hatte. Sie hatte das Leben in ihrem Bauch mit reiner Willenskraft abgestoßen und bisher nicht eine einzige Sekunde lang getrauert. Sie schüttelte sich bei den Erinnerungen, die sie heimsuchten. Die Liebesnacht mit Marcel auf dem Schiff, der Schwangerschaftstest, die erste Untersuchung, bei der alles in Ordnung gewesen war. Marcels Hand auf ihrem noch flachen Bauch. Ihre Hochzeit, auf der sie Helene wiedersah. Die Fehlgeburt in den Armen ihrer Geliebten. Schluss damit, rief Katja sich zur Ordnung.


„Marcel?“


„Hmm?“, machte er, beinahe überrascht, dass sie ihn tatsächlich ansprach.


„Ach, nichts“, ihr fehlten die Worte. Hatten sie sich überhaupt noch etwas zu sagen? Er stand auf und stellte seinen Teller in die Spüle. „Gute Nacht.“ Marcel verschwand aus der Küche. „Gute Nacht“, erwiderte Katja knapp. Ihr Blick fiel auf die angefangene Packung Toast. Vielleicht sollte sie sich noch ein Käse-Schinken-Sandwich machen. Am besten ein Überbackenes. Da sie ohnehin noch nicht müde war, bereitete sie sich gleich zwei zu. Sie schnitt die Rinde der Brotscheiben ab, ihr Blick verweilte auf der Messerklinge. Zu stumpf, schoss es ihr durch den Kopf. Viel zu stumpf. Sie zwang sich, diese Gedanken zu vertreiben. Du wolltest essen, rief sie sich in Erinnerung und bestrich ihr Sandwich mit einer dicken Schicht Remoulade. So dick, dass es durchweichte. Dann der Käse. Eine, nein zwei Scheiben. Und Schinken. Doppelt. Heißhungrig biss sie hinein, die Remoulade quoll an der Seite hinaus. Katja leckte gierig ihre Finger ab. Sie vergaß, dass sie das Ganze eigentlich hatte überbacken wollen. Es musste schnell gehen, sehr schnell. Eine wohlige Ruhe breitete sich in ihrem Magen aus, als sie auch das zweite Sandwich in weniger als fünf Minuten verschlungen hatte. Es war ein friedvolles Gefühl, das ihren tiefen Schmerz wenigstens für eine Weile betäubte und ihre Emotionen in Schach hielt. Katja taumelte in ihr Bett und machte sich nicht die Mühe, die Küche aufzuräumen. Sollte Marcel doch denken, was er wollte! Zu Katjas Erstaunen äußerte er sich am nächsten Tag nicht dazu, sondern besorgte wortlos neues Toastbrot. Sobald es ihr wieder einigermaßen besser ginge, würde er sich sicherlich scheiden lassen. Wer war schon gerne mit einer Psychopathin verheiratet?


 


(...)


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