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Belletristik
Buch Leseprobe Pferdeparadies Stammelhof, Martina Sein
Martina Sein

Pferdeparadies Stammelhof


Isabella ignoriert nicht länger

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Leonie saß auf ihrem Nachwuchspferd Kobold und bereitete es auf die Prüfung im Springreiten vor, die es gleich gehen sollte. Schon einmal hatte sie versucht, mit dem Dunkelbraunen in einem M-Springen an den Start zu gehen. Sie waren lediglich bis zum zweiten Hindernis gekommen. Das hatte an einem unpassenden Sattel gelegen. Heute sollte ihnen nichts dergleichen im Weg stehen. Carlos, Leonies Trainer, der für ihre Mutter Isabella im Pferdeparadies Stammelhof arbeitete, gab ihr über eine Funkverbindung Tipps: „Nimm einmal den Steil als Probesprung! Den musst du ankündigen. Wenn ich das mache, zerreißt es dir das Trommelfell.“ Leonie konnte ihren Reitlehrer laut und deutlich im Ohr hören. Sollte er tatsächlich einen Ruf über den gesamten Platz erschallen lassen, lag er mit seiner Prognose sicherlich richtig. Daher verkündete sie selbst: „Steil frei, bitte!“ Sie lenkte Kobold in einer Kurve auf die Hürde zu. Seit der Wallach einen für ihn wirklich passenden Sattel auf dem Rücken hatte, machte das Reiten allgemein und das Springen im Speziellen mit ihm noch viel mehr Spaß, als das zuvor der Fall gewesen war. So jubelte Leonie innerlich, als die beiden über das Hindernis flogen, das zum Einspringen für alle Teilnehmer an dem Wettkampf aufgestellt war. In Leonies Ohr ertönte die Stimme von Carlos: „Das war sehr gut. Nach der Landung kannst du die Zügel einen Moment früher annehmen, dass er direkt wieder bei dir ist. Probier es noch einmal!“ Es waren Kleinigkeiten, die den meisten Zuschauern vermutlich gar nicht auffallen würden. Ein Profi erkannte sie sofort und korrigierte sie. „Startnummer 83, Leonie Stammel und Kobold bitte zum Springplatz!“, erklang es über den Lautsprecher, der am Zaun aufgestellt war. Nachdem Leonie Kobold zum Schritt durchpariert hatte, atmete sie einmal tief durch und erklärte ihrem Pferd: „Jetzt wird es ernst, mein Großer. Du bist kein Baby mehr. Zeig ihnen, dass du bei denen mitspielen kannst!“ „Ihr seid auf den Punkt vorbereitet“, erklärte Carlos. „Reite ihn wie gerade eben und zu Hause! Vergiss die Leute und dass ihr auf einem Turnier seid! Das läuft. Ich spüre es.“ „Zu schade, dass ich keine kleine Schwester habe, die ich auf den Arm nehmen kann, um mir einzureden, das bringt mir Glück“, gab Leonie auf dem Weg zurück. Ihre Freundin und Nachbarin hatte sich das vor einer Prüfung zum Ritual gemacht. Auf diese Weise hatte sie ihren ersten Sieg in einer Springreiterprüfung errungen. Carlos lachte. „Du wirst dir etwas anderes ausdenken müssen, das dir die Sicherheit gibt, es kann nichts schiefgehen. Manchmal reicht ein bestimmter Satz, den man sich vorsagt.“ Kurz dachte Leonie nach. Das war auf jeden Fall einfach. Sie musste nicht einmal absteigen. Ihr anderes Pferd hatte das selbst übernommen. Monkey urinierte grundsätzlich, nachdem Leonie die Richter gegrüßt hatte und bevor sie mit ihm auf das erste Hindernis zuritt. Wie sie das stets machte, trabte und galoppierte Leonie zwischen den einzelnen Hindernissen hindurch, bis sie vor dem Gremium, das ihre Leistung bewertete, Aufstellung nehmen musste. Dort deutete sie eine Verbeugung an, gab die Galopphilfe und flüsterte ihrem Wallach zu: „Wir haben Spaß und zeigen es denen!“ Kobold war nicht mehr mit dem Pferd zu vergleichen, das Leonie beim letzten Mal vorgestellt hatte. Sogar gegenüber Wettkämpfen vor einigen Monaten war er motivierter, dabei aber nicht so hektisch wie damals. Lag das einzig und allein an dem anderen Sattel? Nein, bestimmt hatte es auch damit zu tun, dass Carlos viel mit Kobold gearbeitet und ihn dabei korrigiert hatte. Die ersten drei Hindernisse lagen ruckzuck hinter dem Paar, ohne dass sie eine Stange berührt hätten. „Das machst du super, mein Großer“, lobte Leonie und leitete die Wendung zum nächsten Steilsprung ein. Das Wetter meinte es heute nicht sonderlich gut mit den Reitern und ihren Pferden. Seit anderthalb Wochen regnete es täglich, und immer wieder mischten sich Gewitter darunter. Just da donnerte es in der Ferne. Für einen Moment war Kobold abgelenkt und machte beim Anlauf auf die Hürde einen leichten Schlenker nach rechts. Um das auszugleichen, verlängerte Leonie die Galoppsprünge und kam auf diese Weise zu dicht. Mit den Vorderhufen stieß Kobold die oberste Stange vor sich her aus der Auflage. „Macht nichts“, raunte Leonie ihrem Pferd zu. Zum Glück war der Weg zum nächsten Hindernis ziemlich lang. So hatte sie Zeit, Kobold erneut an die Hilfen zu reiten und passend an den Absprung zu bringen. Auf diese Weise fanden sie zurück in ihren Rhythmus. Es blieb bei dem einen Abwurf. Carlos war voll des Lobes: „Das hast du nach dem Fehler sehr gut gelöst. Genauso muss man das machen; vor allem mit einem jungen Pferd.“ „Ich finde, dass Kobold seine Sache für das erste Mal in M richtig gut gemacht hat“, erklärte Leonie entschieden. Carlos nickte. „Absolut. Vor allem seid ihr mit viel Vertrauen zueinander und Sicherheit in diesen Parcours gegangen. Klar sind Erfolge schön, aber Erfahrung ist langfristig mehr wert. Die habt ihr heute vorbildlich gesammelt.“ Kurz darauf ging ein Wolkenbruch nieder. Das Gewitter, das sich während Leonies Ritt angekündigt hatte, stand genau über dem Reitverein, welcher das Turnier ausrichtete. Die laufende Prüfung musste unterbrochen werden. Eigentlich wäre Leonie fünf Starter später mit Monkey an der Reihe gewesen. Den longierte Elli unter Isabellas Aufsicht, damit er warm wurde. Das Mädchen war eine Pferdenärrin wie im Buche und verbrachte jede freie Minute auf dem Stammelhof. Sie hatte sich vorgenommen, wann immer es möglich war, auf die Turniere mitzukommen, die Leonie und ihre beste Freundin Lola bestritten. Dabei wollte sie sich nützlich machen können. Fluchtartig verließen die Zuschauer die nicht überdachte Tribüne und suchten Schutz. Leonie wollte gerade das Pferd wechseln. Als der Himmel seine Schleusen öffnete, folgte sie mit hochgezogenen Schultern den anderen vom Abreiteplatz in den Stall der Reitanlage. Dorthin winkten die Helfer sie. Alle mussten gut aufpassen, dass die untereinander fremden Pferde nicht zu nah beisammen standen. Es sollte schließlich zu keiner Beißerei kommen oder dass eines ausschlug. Leonie schaute sich nach Lola um. Die war mit ihrer Stute Silia ebenfalls in der Vorbereitung gewesen und sollte nach Leonie und Monkey als Übernächste in den Parcours gehen. Monkey, Kobold und Silia teilten sich zu Hause eine Weide. Somit war es auch hier ungefährlich, wenn die drei Pferde näher zusammenrückten. „So ein Mist!“, schimpfte Lola. „Jetzt ist der ganze Rhythmus im Eimer.“ Elli hielt inzwischen Kobold fest und wollte wissen: „Wie geht es weiter?“ „Das hängt vom Veranstalter ab“, erklärte Leonie. „Vermutlich warten sie ab, bis das Schlimmste vorbei ist. Danach bekommen die Paare, die als nächste dran sind, etwas Zeit, damit sie sich neu vorbereiten können. Und weiter geht es.“ Zehn Minuten tobten draußen Blitz und Donner, zu denen sich ein Sturm gesellt hatte, der nicht von schlechten Eltern war. Wie auf Knopfdruck regnete es nur noch ein bisschen. Prompt wurden die Reiter aufgefordert, den Stall zu verlassen und zurück zum Abreiteplatz zu gehen. Da kam Carlos heran: „Ihr braucht andere Stollen. Der Platzregen hat die Oberfläche rutschig gemacht.“ Isabella entgegnete: „Ich hole sie. Die haben wir im Hänger. Fangt schon einmal mit Schritt an!“ Während Leonie im Sattel saß, drehte Carlos die Stollen in Monkeys Hufeisen. Die bohrten sich tiefer in den Grasboden und sorgten so dafür, dass der Wallach nicht rutschte und sich dabei möglicherweise verletzte. Die Vorbereitungszeit reichte Leonie auf jeden Fall mit einem so erfahrenen Pferd wie ihrem Monkey. Als sie in den Parcours ritt, nieselte es weiterhin ein wenig, aber das störte sie nicht sonderlich. Natürlich machte es mehr Spaß, bei Sonnenschein zu reiten, aber das war im Moment nicht zu ändern. Monkey widmete sich seiner persönlichen Vorbereitung, indem er sich mitten auf den Platz stellte und Wasser ließ. Danach erklärte Leonie: „Wunderbar, dann kann es ja jetzt losgehen.“ Sie brachte ihren Braunen direkt vom Schritt in den Galopp und wartete auf die Glocke. In Monkeys ihm eigener Art überwand er danach beinahe spielerisch die Hindernisse. Mit einem Null-Fehler-Ritt war den beiden eine Teilnahme an der Siegerrunde gewiss. Die war ausgeschrieben für die besten zehn Reiter, egal, wie viele Abwürfe sie hatten; mindestens jedoch alle Nuller. „So macht man das“, kommentierte Isabella. Leider hatte Carlos diesen Ritt nicht sehen können. Er musste Lola bei der letzten Vorbereitung auf dem Abreiteplatz zur Seite stehen. Als Leonie dorthin kam, kannte Carlos das Ergebnis bereits. Er hatte es über die Lautsprecher gehört. Nachdem alle Reiter den Umlauf absolviert hatten, lag Leonie mit Kobold auf dem achtzehnten Platz, während sie mit Monkey natürlich die Siegerrunde erreicht hatte. Lola war mit Silia ebenfalls dabei. Seit ihrem Umzug hatte die Freundin sich zu einer ernsten Konkurrenz entwickelt. Prompt stichelte sie: „Wir beide machen das unter uns aus, oder?“ „Wenn Silia glaubt, dass sie sich mit Monkey anlegen muss, bitte – gerne“, entgegnete Leonie kampflustig, obwohl sie es natürlich nicht so meinte. Dummerweise musste sie vorlegen, denn es wurde in derselben Reihenfolge gestartet wie zuvor. Das bedeutete, dass Lola sich am Ergebnis von Leonie orientieren konnte, wo vielleicht ein bisschen Zeit zu sparen war. Monkey fühlte sich hervorragend an, als Leonie zum zweiten Mal auf dem Platz einritt. Er legte von vornherein ein hohes Grundtempo vor. Der Boden war nach wie vor glitschig. Eigentlich hatte Leonie nach der zweifachen Kombination eine enge Wendung reiten wollen. Diesen Plan musste sie verwerfen, als Monkey kurz rutschte und aus dem Tritt geriet. Sie würde keine Verletzung riskieren und lenkte ihn geradeaus anstatt nach rechts. Der Reiter, der vorhin zwischen Leonie und Lola an der Reihe gewesen war, hatte die Siegerrunde nicht erreicht. Daher war die Freundin direkt im Anschluss dran. Sie hatte für ihren Auftritt gewappnet am Eingang gestanden und zugesehen. Beim Hinausreiten raunte Leonie ihr zu: „Macht es nach der Zweifachen besser als wir! Dann ist der Weg zum Sieg frei.“ Sie zwinkerte. Lola, früher oft verkrampft und unsicher, lachte sogar in diesem Moment und scherzte. „Das war ja geradezu eine Einladung von euch.“ Lange dauerte es nicht, so einen verkürzten Parcours zu reiten. Daher ließ Leonie Monkey hinter dem Ausgang stehen und schaute ihrer besten Freundin zu. Die nahm eine Hürde nach der anderen souverän und konzentriert. Ihr gelang die Wendung, bei der Monkey Probleme gehabt hatte. So war es kein Wunder, dass die beiden deutlich flotter waren. Es folgte lediglich ein weiterer Reiter. Der hatte jedoch viel Erfahrung. Es sah nicht schnell aus, wie er sein Pferd laufen ließ, aber die gewählte Route war die effektivste. So belegte Lola am Ende den zweiten Platz. Leonie wurde fünfte. Sie war die Langsamste unter denen, die auch bei diesem zweiten Umlauf keinen Abwurf kassierten. Alle anderen schafften es nicht, sämtliche Stangen in ihren Halterungen zu belassen. Stolz ritten beide Freundinnen zur Siegerehrung. Auf dem Rückweg zum Parkplatz ließen sie ihre Pferde nebeneinander am langen Zügel gehen. Leonie versicherte: „Nächstes Mal seht ihr uns bei der Ehrenrunde wieder nur von hinten.“ Isabella, Carlos und Elli machten alles bereit für die Heimfahrt, während die Mädchen den Pferden ein paar Minuten im Schritt gönnten. Schließlich waren sie gerade eben zügig galoppiert. Erhitzt und mit beschleunigter Atmung sollten die beiden nicht auf die Hänger gehen müssen, um anschließend über eine Stunde zu fahren. Daheim wurden die Turnierteilnehmer von Joe, der Pferdepflegerin, und Astrid erwartet. Sie wohnte direkt neben Leonie und Lola. Mit ihrer grauen Araberstute Nelly bestritt sie an und ab ebenfalls Turniere. Allerdings war sie noch auf Einsteigerniveau unterwegs. Dennoch hatte sie bereits ihren ersten Sieg erringen können. „Na, wie hat Kobold sich mit seinem neuen Sattel beim Turnier gemacht?“, wollte Joe wissen, nachdem die Pferde ausgeladen waren. „Absolut super“, erklärte Leonie. „Im M-Springen hatten wir leider einen Abwurf und haben die Siegerrunde verpasst. Dafür war er in den beiden L-Prüfungen platziert.“ „Ich gratuliere. Hab immer gewusst, dass der sich macht.“ Stolz nickte Leonie. „So konzentriert und angenehm zu reiten, habe ich ihn bisher nie erlebt. Was so ein Sattel alles ausmacht.“ „Dich möchte ich bei einem Hürdenlauf sehen, wenn die Schuhe drücken“, entgegnete Joe. Hoch zufrieden versorgten die Mädchen ihre Pferde und brachten die neuen Schleifen bei den Namensschildern an den Boxenwänden an. So konnte jeder sehen, dass sie erfolgreich gewesen waren.


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