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> Belletristik > In Trümmern versunken
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Belletristik
Buch Leseprobe In Trümmern versunken, Raimund Eich
Raimund Eich

In Trümmern versunken



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Kapitel 1: Trappist 1 f

Rosa schlief noch fest, als Rayko das Schlafzimmer auf Zehenspitzen verließ, um sie nicht zu stören. Leise trat er hinaus auf die Terrasse, gefolgt von Charly, dem rumänischen Straßenhund, den sie vor ein paar Jahren bei sich aufgenommen hatten, und der sich jetzt dicht neben ihm ablegte. Seinen Blick richtete Rayko wie immer zuerst zum Himmel, auf die Goldsonne, die er so nannte, weil er keinen anderen Namen für sie wusste. Sie war nicht so gleißend hell wie die richtige Sonne, um die ihr Heimatplanet Erde kreiste. Während diese bei Sonnenauf- und -untergängen ein prächtiges Farbenspiel bot, schien die Goldsonne dort oben in Form und Gestalt wie ein gemaltes Bild dauerhaft am Himmel festgenagelt zu sein. Aber dafür produzierte sie mit ihren goldfarbenen Strahlen dauerhaft ein wunderschönes, friedlich und beruhigend wirkendes Licht und strahlte eine wohltuende Wärme aus, während er auf der Erde im Sommer oft unter der großen Hitze litt und die Kälte im Winter hasste.


     Sein Blick folgte den Sonnenstrahlen den Hügel hinunter auf das türkisfarbene Wasser des Sees und die im Hintergrund majestätisch aufragenden Berge, deren schneeweiße Spitzen das Licht reflektierten.


     Rayko war glücklich, dass er neben Rosa nahezu die komplette Familie in den kleinen Häusern nebenan sicher aufgehoben wusste, nach all dem, was sie erlitten hatten. Seine Töchter Becca und Mela, sein Sohn Ronald und dessen Frau Anne sowie die Schwiegersöhne Steffen und Mark, und vor allem seine drei Enkelsöhne Levi, Leon und Vincent, auf die Rosa und er mächtig stolz waren. Sie alle hatten das Grauen jedenfalls überlebt.


     Wie mochte es dort unten jetzt eigentlich aussehen nach all dem, was sie Schreckliches erlebt hatten? Er verdrängte den Gedanken und versuchte, sich stattdessen mit seiner neuen Heimat noch ein bisschen mehr anzufreunden.


     Sein Blick wanderte weiter über eine Hügellandschaft mit saftig grünen Wiesen voll unbekannter Blumen in herrlichen Farben, eine wunderschöne und fast schon kitschig wirkende Kulisse, in der ein kristallklarer Bergbach ganz in der Nähe vorbeiplätscherte und sich in sanften Biegungen seinen Weg talwärts suchte. Eine wohltuende Stille lag über der Landschaft, nur von irgendwo weiter unten drang eine klare Frauenstimme an sein Ohr, die das Ave Maria sang. Das kann nur Kathrin mit ihren täglichen Gesangsübungen sein, dachte er und ging der Stimme entgegen. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich und warm zugleich an. Hier brauchte er keine Schuhe und trug ansonsten nur seine Jeanshose und ein Shirt. Ein sanfter Windhauch ließ Bäume und Sträucher kaum merklich hin- und herschwanken, gerade so, als wollten sie damit ihre unvergleichliche Blütenpracht und den betörenden Duft, den sie verströmten, noch etwas mehr zur Geltung bringen.


     Hinter einer Flussbiegung sah er Bodo und Lilith am Ufer sitzen und Kathrin zuhören. Ihre Gestalten waren von einer in leuchtenden Farben schimmernden Aura umhüllt, die bei ihm einmal mehr Gänsehautgefühle auslöste. Von ihrer grenzenlosen Liebe fühlte er sich wie immer magisch angezogen.


     „Na, hast du schon ausgeschlafen?“, fragte Lilith und deutete ihm an, sich neben sie zu setzen.


     Er nickte. „Ich hab´s einfach nicht länger im Bett ausgehalten, aber Rosa schläft noch wie ein Murmeltier.“


     Lilith lächelte und schüttelte den Kopf. „Nein, sie ist gerade auf dem Weg zu uns.“


     „Woher weißt du ....“ Mitten im Satz brach er ab, überlegte kurz, und nickte schließlich. „Sorry, blöde Frage, natürlich weißt du es, Lilith.“


     Kurze Zeit später stand Rosa wie angekündigt vor ihnen. „Ist das nicht ein wunderschöner Tag heute?“


     Bodo nickte. „Hier sind alle Tage wunderschön, Rosa.“


     Rayko schaute ihn fragend an. „Wo genau befinden wir uns eigentlich, Bodo?“


     „Auf Trappist 1f, aber ich nehme an, der Name wird euch nicht viel sagen.“


     Rosa und Rayko schüttelten gleichzeitig die Köpfe. „Nein, das sagt uns nichts. Sind wir eigentlich weit weg von der Erde“, schob Rayko nach.


     „Wie man´s nimmt, etwa neununddreißig Lichtjahre, aber nach Maßstäben des Universums ist das nicht viel mehr als ein Katzensprung.“


     „Neununddreißig Lichtjahre? Das sind doch, ... warte mal, dreihunderttausend mal sechzig, mal sechzig mal vierundzwanzig, mal ...“


     „Knapp dreihundneunundsechzig Billionen Kilometer, wenn du es genau wissen willst“, unterbrach ihn Lilith kichernd.


     Bodo überlegte einen kurzen Moment und nickte schließlich. „Stimmt genau, im Kopfrechnen mit derart großen Zahlen ist sie immer etwas schneller als ich.“


     Rosa grinste. „Sie ist ja auch mein Schutzengel, und weibliche Wesen sind nun mal ...“


     „Vergiss die irdischen Emanzensprüche, Rosa, auf Trappist 1f ziehen die nicht“, brummte Bodo.


     „Wenn du dich da mal nicht täuschst, mein Guter“, prustete Lilith los, worauf sie alle in schallendes Gelächter ausbrachen.


     „Genug gefrotzelt, wir haben noch einiges für heute Nachmittag vorzubereiten“, sagte Bodo. „Wir sehen uns alle wieder zur gleichen Zeit im Emporium. Ein paar Neue sind auch noch dazu gekommen.“


     „Ach ja, wer ist es denn, und woher kommen die, Bodo?“, fragte Rosa.


     „Sieh an, Missis Naseweiß plagt offenbar mal wieder die Neugier. Wohl auch so ein Vorteil, den Frauen gegenüber Männern haben“, erwiderte der, was bei Rayko ein breites Grinsen auslöste, während Rosa sich nur mühsam eine Antwort verkniff, wortlos abwinkte und den Hügel wieder in Richtung der kleinen Siedlung hinaufging. Lachend schlenderte Rayko mit Charly den Hang weiter hinunter.




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