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Belletristik
Buch Leseprobe Engelsfeuer, Heinz Körner
Heinz Körner

Engelsfeuer


Phantastische Erzählung

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‚Hab ich’s doch gewusst!’ – genau mit diesem Gedanken fing alles irgendwie an! Ich weiß, das ist nichts Besonderes. Jeder von uns hat das schon tausendmal gedacht. Doch ausgerechnet so etwas Banales dachte ich in diesem entsetzlichen Moment.
Wenige Augenblicke zuvor hatte das Handy geklingelt. Mir war völlig klar, dass es auf keinen Fall richtig wäre, jetzt ranzugehen. Schon einige Male war ich in üble Situationen geraten, hätte beinahe Unfälle gebaut, weil ich Idiotin während des Autofahrens auf dem Beifahrersitz nach dem Handy gesucht oder gar ein Gespräch angenommen habe. Bisher war es gut gegangen, aber jedes Mal aufs Neue hab ich mir geschworen, es niemals wie-der zu tun.
Mein erster Gedanke war der einzig richtige gewesen: „NEIN!“ Ich stand ja nicht im Stau oder so, das wäre vielleicht noch vertretbar gewesen. Aber mitten im hektischen Feierabendverkehr nach dem Handy zu angeln oder gar zu telefonieren – glatter Wahn-sinn. Anzuhalten war gerade nicht möglich, und in etwa fünf Minuten wäre ich ohnehin zu Hause gewesen. Wer auch immer etwas von mir wollte, es hätte sicher noch fünf Mi-nuten Zeit gehabt!
Aber nein, die blöde Annemarie ist mal wieder viel zu neugierig. Dann noch dieser seltsame Impuls, dass vielleicht etwas mit Christopher sein könnte. Ich taste also auf dem Beifahrersitz nach dem klingelnden Handy. Als ich endlich rankomme, fällt es um ein Haar vom Sitz. Und was mache ich dumme Kuh? Ich schaue kurz nach rechts und kann es gerade noch fangen. Natürlich achte ich in dieser Sekunde nicht auf den Verkehr. Und stell dir vor, trotzdem such ich nach dem Knopf, um das Gespräch anzunehmen. Aber wer auch immer angerufen hat, er ist nicht mehr dran.
Ich blicke auf …
… und mir gefriert fast das Blut in den Adern: Ein Zebrastreifen, direkt vor mir. Auf ihm hüpft ein Kind fröhlich über die Straße, gefolgt von einer alten Frau und einem kleinen Hund. Eine Szene, die bestimmt das Herz vieler Menschen angenehm berührt hätte, in einer anderen Situation auch meines. Das bleibt dagegen vor Schreck um ein Haar ste-hen.
Im Bruchteil einer Sekunde wird mir bewusst, dass ich nie und nimmer rechtzeitig bremsen kann. Stell dir das mal vor! Ich hätte in diesem Bruchteil einer Sekunde wahnsinnig werden können, aber ich hatte wirklich keine Chance!
Dann dieser blöde, dieser alberne Gedanke, den ich bereits zu Anfang erwähnte:
‚Hab ich’s doch gewusst!’
Dieser verflixte Gedanke, den wir alle kennen. Den jeder schon tausendmal hatte. Dir und mir, uns allen ist er bereits viel zu oft durch den Kopf geschossen. Du wirst es kaum glauben, doch während ich mit voller Kraft auf die Bremse trete, denke ich auch noch: Wenn ich’s doch gewusst hab, warum hab ich dann nicht anders gehandelt?
Mein Auto schlittert also mit quietschenden Reifen auf den Zebrastreifen zu. Das Kind hält vor Schreck inne, bleibt also stehen. Verdammtes Kind! Warum läufst du nicht weiter?
Aber es schaut mich mit großen, dunklen und ernsten Augen an. Ein kleines Mädchen, eindeutig.
Diesen Blick werde ich niemals vergessen …
Die alte Frau bleibt vor Schreck ebenfalls stehen.
Der Wagen schießt unaufhaltsam auf das Kind und die alte Frau zu, vermutlich die Oma des kleinen Mädchens. Ich weiß genau, was jetzt geschehen wird. Doch da bleibt die Szene einfach stehen! Ja, wirklich, sie bleibt einfach stehen wie bei einem Film, den jemand angehalten hat. Als hätte sie irgendeiner binnen einer Millisekunde eingefroren.
Es geht einfach nicht mehr weiter.
Mir wird schlecht. Und schwarz vor Augen. Ich verliere offensichtlich das Bewusstsein.
Weißt du, was dann geschehen ist? Es klingt unglaublich, es hört sich total verrückt an. Aber ich sitz doch tatsächlich auf einmal in einer Art Büro, und mir gegenüber hängt so ein komischer Typ rum.
„Da sind Sie ja“, sagt er und betrachtet gelangweilt, aber offensichtlich trotzdem sehr eindringlich seine Fingernägel. Er schaut mich nicht mal an. Aber es wirkt, als habe er mich längst erwartet. „Glück gehabt, wie?“, fährt er fort und denkt nicht daran, sich zu mir umzudrehen.
Ein ungewöhnlicher Mann, seltsam anzuschauen. Sehr lange, glatte Haare und ein angedeuteter Dreitagebart. Eher altmodische Kleidung, als käme er aus einer längst ver-gangenen Epoche. Mittelalter zum Beispiel. Manchmal sieht man ähnlich gewandete Menschen auf einem Mittelaltermarkt oder bei Konzerten in der Gothikszene. Sein Alter ist schwer zu schätzen. Sitzt lässig in einem Bürosessel, die Beine auf dem kleinen Tisch neben seinem Computer. Als wolle er jünger und so richtig cool wirken.
Blöder geht’s ja wohl kaum noch, denke ich. Wer ist das überhaupt? Wo bin ich ei-gentlich? Und wie bin ich hierher gekommen?
„Mag ja sein“, sagt da der Kerl, „dass ich heut ’nen blöden Tag erwischt hab. Viel Stress derzeit. Zu viele Menschen, die sich dämlich anstellen. Kein Wunder in dieser Welt, sie ist schließlich noch immer zu sehr in der Hand des Teufels. Und cool wirken wollte ich extra für Sie. Dachte, dass ich damit bei Ihnen als moderner Frau gut ankom-me. Sei’s drum, es gibt Wichtigeres. Gleich sterben vielleicht ein kleines Mädchen, deren Oma und ein kleiner Hund. Nicht wahr?“
Ich schlucke. Dieser Typ kann offenbar Gedanken lesen. Und er hat auch noch Recht. Nur die Erwähnung des Teufels wirkt seltsam auf mich und lässt mich Schlimmes ahnen.
Mir wird flau im Magen. „Wo bin ich hier?“, frage ich trotzdem so selbstbewusst wie möglich. „Wer sind Sie? Was ist mit mir passiert? Und was hat das alles mit dem Teufel zu tun?“

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