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Belletristik
Buch Leseprobe Die Würde, Maxi Hill
Maxi Hill

Die Würde



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Die schöne Frau tritt ganz dicht an ihn heran. Der Geruch von Moschus steigt in seine Nase, die Wärme ihrer Haut kitzelt seine. Der Wimpernkranz ihrer schläfrigen Augen verengt sich zu einem winzigen Spalt, als sie flüstert:„Das mit deiner Schwester, das war nur eine Finte?"Amadou senkt seinen Kopf. Wie das Blut ihm in die Schläfen stürzt, darf sie nicht sehen, das Pochen muss er ignorieren. Je länger er sie anschaut, umso verwirrter dreht sich ein Wort in seinem Kopf: Finte. Verdammt, was ist eine Finte? Lüge war es jedenfalls nicht, aber was sie vermutlich meint, das war es auch nicht. Amadou gesteht sich kein noch so geringes Zeichen einer inneren Erregung ein, kein anderes als das gewöhnliche Zeichen seines Heimwehs und seines unbändigen Willens, wenigstens jemanden wie Nsamba in seiner Nähe zu wissen. Zwar brodelt eine Unruhe in ihm, verschüttet in dem Wirrwarr nächtlicher Träume von Esperanza, das aber kann sie nicht sehen, nicht spüren, auch wenn sie noch so sehr ihre müden Augen verdreht. Nsamba hat immer wache, immer fragende Augen. Im Nu verblasst Nsamba an seiner Seite und das Heute schleicht sich ein in die unendlichen Abgründe seiner Zweifel, das Heute in Gestalt von Betty. „Nein. Aber wenn Du ‚Sie' sagen, das ist Finte. Für Menschen hier wir sind nur Dreck. Zu Dreck man sagt nicht Sie."Sie schaut ihn an, zum ersten Mal wohl richtig. Das Gemisch aus Stolz, Trotz und Traurigkeit in seinen Augen hat etwas Erotisches, etwas, was nur ganz besonderen Männern eigen ist, Männer mit dunkler Hautfarbe und Männern, die das Leben aus der Bahn geworfen hat. „Komm mit", sagt sie. Ihre Blicke aus verkniffenen Augen wandern an ihm herab und wieder hinauf zu den blitzenden Augen im tiefschwarzen Gesicht. Irgendetwas beginnt, aus ihm herauszutröpfeln. Sein Mut? Sein Lebensgeist? Wenn er doch jetzt einfach gehen könnte zu Eduardo und Silva. Er geht nicht, seine Gedanken sind hier bei der fremden Frau, die mit einer Stimme flüstert, weich und doch sehr bestimmt: „Na komm schon."„Wohin?", flüstert auch er.
„Pst!", sie legt den Finger über ihre leicht verschmierten Lippen: „Ich dachte, du willst es." Auf ihrem fleischigen Gesicht liegt ein Ausdruck von Belustigung, auf ihren weichen Lippen ein winziges Schmollen.

Sie verlassen das Café gemeinsam, sie gehen die Straße entlang. Er läuft neben ihr wie in Trance, kann nicht verstehen, was sie vorhat. Sie warten gemeinsam an einer Bushaltestelle und reden über belangloses Zeug, an das sich Amadou nach diesem Abend, nach dieser Nacht, nie wieder erinnern wird, zu unwichtig wird es für ihn sein, nach dieser Wendung, die sein kleines Leben nimmt, das von so großer Hoffnung bis hierher getragen wurde, das zu viel Heimweh für kurze Zeit aus der Bahn geworfen hat. Dieses Heimweh hat ihm die Bekanntschaft mit einer weißen Frau beschert. Das aber, was ihm heute Nacht geschehen sollte, hatte er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet. Nein - so kühn zu träumen hätte er niemals gewagt!Zu denken war er nicht fähig. Zu wünschen, dass alles nur ein Traum sei, aus dem er erwachen könne und ihm nichts bliebe als die Erinnerung an diesen Traum, verbot er sich. Zu unverhofft war der Traum gekommen und zu überraschend war er ausgegangen.

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