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Belletristik
Buch Leseprobe Bei Thor und Odin, Claus Beese
Claus Beese

Bei Thor und Odin


DODI auf der Spur der Wikinger

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Das Boot mit dem Drachenkopf am Bug flog nur so dahin. Der Wind hatte auf Nord gedreht, und blies immer noch kräftig. Er blähte das rotweißgestreifte Segel und trieb uns vor sich her über die Schlei. Im Nu hatten wir die Kleine Breite überquert und jagten mit schäumender Bugwelle auf die Stexwiger Enge zu. Ich stand neben dem geschnitzten Drachenkopf am Bug des Schiffes und schaute hinaus auf die riesige Wasserfläche der Großen Breite. »Luv an! Du kommst zu dicht an die Sandbänke«, rief ich dem Steuermann über die Schulter zu. Der vollbärtige Schiffsführer warf seinem Rudergänger einen Blick zu und schaute mich dann ruhig an. »Du solltest dich auf die Leute verlassen, die von hier sind«, meinte er. »Sie wissen schon genau, was sie tun.« Wortlos drehte ich mich um und setzte mich auf eine Bank am Mast. Ein wenig Halt würde sicher nicht schlecht sein, dachte ich mir. Im nächsten Moment schob sich der Kiel des Bootes auch schon knirschend auf eine der Untiefen, die ich zwar eigentlich nicht kennen konnte, von deren Existenz ich aber seltsamerweise trotzdem wusste. Es ruckte kräftig, und einige Männer purzelten übereinander. Allerdings reichte unsere Fahrt aus, das Boot über den Sandbuckel zu schieben und so setzten wir die Fahrt ohne nennenswertes Malheur fort. Es wäre anders ausgegangen, wenn dies ein Stein gewesen wäre. Lautes Schimpfen zeigte allerdings, dass die Mannschaft über den Fehler des Steuermanns nicht eben glücklich war, und so mancher „Wikinger“ fühlte eine Beule an seinem Kopf wachsen. Mein Blick traf sich mit dem des Vormanns. »Wer bist du?«, fragte er leise und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. »Nur ein Motorbootfahrer, der noch nicht einmal segeln kann und auch nicht von hier ist«, gab ich gutgelaunt zurück. »Ulf, lass diesen Mann ans Ruder! Ich will sehen, was er kann!«, ordnete der Vormann an. Ulf trat zögernd zur Seite, um mir das Ruder zu überlassen. Man sah ihm an, dass er damit nicht einverstanden war. »Eine Runde über die Große Breite, dann zurück nach Schleswig!«, kam die Anweisung des Bootsführers. Grinsend stand die Mannschaft vor mir auf dem Deck und beobachtete jede meiner Bewegungen. Ich packte fest zu und bewegte die Pinne probeweise hin und her, um die Bewegungen des kräftigen Steuerruders zu prüfen. Es bedurfte einiger Muskelkraft, dem Schiff den rechten Kurs aufzuzwingen. Erstaunt bemerkte ich jedoch, dass mir dieser Schiffstyp vertrauter war, als ich befürchtet hatte. Ich fand mich gut zurecht, spürte das Schiff über das Ruder in meinem Arm und es war, als sei ich mit dem Boot eins. Obwohl es vollkommen anders getakelt war als die BEERS, so kam mir Wolfgangs Segelunterricht jetzt gut zupass. Wir hatten die enge Fahrwasserstelle längst hinter uns gelassen, und ich brachte das Drachenschiff auf neuen Kurs. Ich ließ das Segel brassen um den Wind voll nutzen zu können, justierte die Schoten und die Skuder jagte mit fast achterlichem Wind raumschots nach Südosten. Dann wieder eine Kursänderung und hoch am Wind ging es auf das Ufer bei Weseby zu. Ich merkte schnell, dass dieser Kurs dem Schiff nicht lag und griff daher zu einem alten Wikingertrick. Ich ließ das Unterliek des Segels auf der Leeseite dicht holen und auf der Luvseite mit einer beweglichen Stange, der Spiere, ausbringen. So wurde das Segel fast auf Mittschiffslinie gehalten, was einen Kursvorteil von 20 bis 25 Grad brachte. Mit zwei Kreuzschlägen steuerte ich das Boot nach Norden, um es dann wieder mit halbem Wind zurück durch das schmale Stexwiger Fahrwasser nach Schleswig zu segeln. Wäre ich jetzt auf der Ostsee, ich hätte nicht eher Halt gemacht, bis der Bugdrache sich in Finnland irgendwo die Nase am Ufer gestoßen hätte. Ein unbeschreibliches Gefühl von Vertrautheit, Fernweh und dem unbändigen Drang, alle Fesseln des hiesigen Lebens abzustreifen, durchdrang mich und ich sehnte mich nach der Weite des Meeres. Jener unendlichen Fläche, bei der man oft nicht weiß, wo das Wasser aufhört und der Himmel beginnt. Deren Farbe sich innerhalb von Sekunden verändern kann, je nachdem wie der Lichteinfall der Sonne ist und die kaum ein Maler auf seiner Palette mischen kann. Immer wieder klangen die Worte des Vormanns in mir »Wer bist du?« Sie begannen, in meinem Kopf zu kreisen. Wer war ich? Wo war ich? Und..., wenn ich mir so sehr wünschte, woanders zu sein, war ich dann hier überhaupt richtig? Mir war, als wäre ich jemand, der in einer anderen Zeit gefangen war. In einer Zeit, in die er nicht gehörte. Konnte es sein, dass ein Mensch mehrere Leben durchleben durfte? Konnte es sein, dass man sich dabei an Dinge und Fähigkeiten erinnerte, die man in einem früheren Dasein besessen hatte? Mir kam es so vor, als sei ich noch nie so nah an meinem eigenen Ich gewesen, wie in diesem Augenblick. »He, Ulf! Bislang dachten wir, außer dir gäbe es hier keinen guten Rudergänger! Da steht aber einer«, feixten die Männer an Bord, und Steuermann Ulf schien nicht sehr glücklich zu sein. Ich klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. »Mach dir nichts draus, Ich bin sowieso nur auf Urlaub hier und bald wieder verschwunden. Du bleibst an Bord die Nummer eins«, tröstete ich ihn, und gab ihm seinen Platz am Ruder zurück. Routiniert steuerte er das Drachenboot sicher in die Box neben der BEERS. »Es war mir ein Vergnügen mit euch zu fahren«, sagte ich und verabschiedete mich von der Wikingercrew des Bootes. Ein fester und harter Händedruck des Skippers zeigte mir seinen Respekt und bevor ich ging, meinte er leise: »Du wärest es wert! Du solltest ihn tragen!« Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach, doch bevor ich ihn fragen konnte, wandte er sich ab und ging zum Heck des Bootes. Ich blickte ihm unschlüssig nach, dann sprang ich an Land und stieg um auf die BEERS. Längst hatte sich der Tag geneigt, die Sonne war bereits am Horizont verschwunden und die Abenddämmerung legte sich über die Schlei und ihre geschichtsträchtigen Ufer. Lange saßen wir in der Plicht zusammen, und ich musste den staunenden Freunden und meinem grimmig dreinschauenden Goldstück erzählen, was sich zugetragen hatte. »Wie kam es eigentlich, dass du Im Wikingerlager plötzlich dänisch gesprochen hast?«, fragte Doris mich, und ich schaute sie nachdenklich an. Die gleiche Frage hatte ich mir auch schon gestellt, denn meine dänischen Sprachkenntnisse hatten sich bis dahin auf die gängigsten Touristenvokabeln beschränkt. Ich drehte den Kopf und schaute hinaus auf das glitzernde Wasser der Schlei. »Wie kommt es, dass ich plötzlich Segeln kann? Noch dazu mit einem Wikingerkahn? Was meinte der Wikinger-Vormann, als er sagte, ich wäre es wert, ihn zu tragen? Welche Geheimnisse sind eigentlich noch unter der Oberfläche der Schlei verborgen? Ich wünschte, ich wüsste, was hier vor sich geht. Aber ich habe keine Ahnung«,


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