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Krimis & Thriller
Buch Leseprobe Die Feinde der anderen Mutter, Annemy Alieva-Kandler
Annemy Alieva-Kandler

Die Feinde der anderen Mutter


Sophie wird reich. Glücklich? Beides?

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Die Feinde der anderen Mutter


Sophie wird reich. Oder glücklich? Oder beides?


Inhaltsverzeichnis


Der unerwartete Brief 7


Die russische Schönheit 15


Die spontane Reise 26


Das gefährliche Vermächtnis 34


Die brutale Wendung 43


Der virtuelle Reichtum 58


Der reale Reichtum 67


Der unerreichbare Reichtum 80


Die erwartete Attacke 86


Das abenteuerliche Leben 104


Die entschlossene Suche 118


Der verschwundene Detektiv 131


Der unheimliche Verfolger 146


Die abenteuerliche Verfolgung 157


Die gewissenlose Verräterin 171


Der erbarmungslose Kampf 185


Die neue Gefährtin 200


Die bittere Entlarvung 211


Der unvollständige Showdown 227


Der zerrissene Geliebte 244


Das dramatische Finale 260


Das bittere Ende 276


Der hoffnungsvolle Anfang 295


 


 


Prolog


Das ist kein Roman. Möglicherweise findest Du die eine oder andere Stelle spannend, vielleicht auch amüsant. Schließlich will ich Dich nicht langweilen. Ich hoffe aber, Du verstehst: Das alles habe ich mir nicht ausgedacht. Was ich hier schreibe, ist genauso passiert und dient nur einem Zweck: Ich versuche Dir zu erklären, warum ich so handeln musste.


Ich beginne im Jahr 1993. Damals lebte ich zusammen mit meinem Verlobten, Wadim Iljin in Brighton Beach. Das liegt an der Südküste Brooklyns und ist eines der wenigen New Yorker Viertel, in denen die Bewohner tatsächlich Zugang zum Wasser haben. Ein vergleichsweise hoher Anteil der Bevölkerung ist russischsprachig. Am Boardwalk, der von Coney Island herüberführt, liegen russische Cafés, deren Gäste besonders an heißen Sommertagen die erfrischende Meeresbrise genießen.


Am Morgen des fünften Januar 1993 war die Stimmung weit entfernt von dieser sommerlichen Heiterkeit. Ich erwachte aus einem unruhigen Schlaf, in den ich erst zwei, drei Stunden zuvor gefallen war. Unsere Wohnung lag direkt am Strand. Von meinem Bett aus sah ich durch das Fenster, wie ein Wintersturm die Wolken vom Atlantik her über die Stadt peitschte. Ich strich mir die Haarsträhnen aus dem Gesicht und blickte zur Seite. Neben mir lag Wadim. Er schlief und atmete ruhig. Ich wollte ihn nicht wecken.


Vorsichtig stand ich auf, und schlich mich aus dem Zimmer. Die Tür schloss ich leise hinter mir. Durch den Flur ging ich in das großzügige, elegante Wohnzimmer. Ich trat an ein bodentiefes Fenster und blickte vom siebten Stock hinunter auf den menschenleeren Strand und dann über den endlosen Ozean. Doch dieser grandiose Ausblick besänftigte die Unruhe in meinem Inneren nicht. Der heimliche Schwangerschaftstest in der letzten Nacht hatte einen Verdacht bestätigt, der mich schon seit einigen Tagen bedrückte. Schwanger, aber nicht von Wadim. Das musste ich ihm verheimlichen. Er würde mich sonst verstoßen. Das konnte ich nicht zulassen.


Wadim war kein gewöhnlicher Mann. Er war ein ehemaliger Mafiaboss aus Moskau, der nach Brighton Beach geflohen war. Ich hatte mich schnell in ihn verliebt. Sein Selbstbewusstsein, seine Männlichkeit und sein Charme faszinierten mich. Es schmeichelte mir, wie er nach allen Regeln der Kunst um mich warb.


Inzwischen verfolgten mich manchmal dunkle Gedanken. Vielleicht war die Verliebtheit ein Strohfeuer gewesen? Die Vernunft gebot mir dann, diese Gedanken nicht zuzulassen, denn unabhängig davon, wie groß meine Liebe zu ihm wirklich war, dass ich ihn brauchte, war eine unleugbare Tatsache. Deshalb drängte ich auf eine schnelle Hochzeit.


Im Februar heirateten wir in Las Vegas. Dort war das schneller möglich als in New York, weil wir keine Familiendokumente aus Russland vorlegen mussten. Ich hoffte, mich nun in Ruhe auf die Geburt unseres Kindes vorbereiten zu können. Ich wurde enttäuscht. Wenige Monate später geschah das Unfassbare.


An jenem sonnigen Morgen im Mai 1993 waren die Cafés noch geschlossen, und der Boardwalk war fast menschenleer. Zu hören nur das sanfte Rauschen des Atlantiks und gelegentlich der Ruf einer Möwe. Zwei Schüsse zerrissen die Stille: einer, um zu töten, der zweite zur Sicherheit. Wadim Kazimirowitsch Iljin war tot, bevor sein lebloser Körper auf dem Boden aufschlug. Der Killer hatte ihn buchstäblich auf die Bretter geschickt. Wenige Sekunden später erreichte ich den Tatort. Der Schütze lief in Richtung der 6th Street davon. Während er weiterlief, drehte er sich noch einmal um, sodass ich sein wütendes Gesicht sehen konnte. Er rief mir etwas zu und strich sich mit der flachen Hand über den Hals, eine unmissverständliche Drohung.


Ich sah in die toten Augen meines Mannes. Der Schmerz traf mich wie ein Stich in die Brust. Gleichzeitig wusste ich sofort: Ich bin in Gefahr, weil ich den Mörder kenne. Er hatte Gründe, Wadim zu verabscheuen, aber für diese Explosion der Gewalt musste es einen zusätzlichen Auslöser geben. Ich schauderte über die Wut und den Hass in seinem Gesicht. In diesem Zustand, nahe dem Wahnsinn, war er unberechenbar. Möglicherweise wollte er auch mich töten. In Panik rannte ich davon.


 


Der unerwartete Brief


Vielleicht eine gute Medizin gegen meine Spätsommer­melancholie, war ihr erster Gedanke. Vor einer Minute hatte ich noch keine Mutter, und jetzt will sie mir was vererben.


Es gab in Sophie Salanders Erinnerung keine Spur von der Frau, die sie geboren hatte. In fast dreißig Jahren kein Lebenszeichen. Dieser Brief von einer spanischen Anwaltskanzlei mit der Bitte um Kontaktaufnahme, den sie heute in ihrem Briefkasten gefunden hatte, war deshalb – vorsichtig ausgedrückt – überraschend.


Mit dem Brief in der Hand ließ sie sich auf ihre bequeme, aber etwas abgenutzte Couch fallen, las ihn nochmal gründlich durch und legte ihn dann neben die Zeitschriften und das Smartphone auf den niedrigen Couchtisch aus hellem Holz. Der Nachlass ihrer Mutter solle geregelt werden, teilte ihr der Anwalt mit. Nachdenklich nahm sie noch einen Schluck aus einer angefangenen Tasse Kaffee. Ein spanischer Anwalt schrieb einen Brief auf Deutsch. Sehr suspekt! Wahrscheinlich nur ein mieser Abzockversuch, dachte sie und seufzte. Andererseits, falls Betrüger dahinter steckten, wie waren die an die Informationen über sie und ihre Mutter gekommen?


Außerdem meldete sich ihr Gewissen, wegen ihrer ersten spontanen Reaktion: Ihre leibliche Mutter war möglicherweise gestorben. War es egoistisch und pietätlos, zuerst an das Erbe zu denken?


Sie seufzte erneut. Die letzten Wochen hatten eigentlich genug Potenzial, ihr Leben durcheinander zu wirbeln. Worüber sollte sie zuerst nachdenken? Eigentlich war sie nach einem anstrengenden Arbeitstag zu müde dafür. Sie trank den Kaffee aus. Vielleicht würde das Koffein sie in Schwung bringen.


Die Balkontür ihrer Zweizimmerwohnung im Münchener Stadtteil Freimann stand offen. Sie spürte den Luftzug. In der letzten Woche hatte sich das Ende des Sommers mit kühleren Temperaturen und Regen angekündigt. Heute war es wieder erstaunlich warm. Die letzten Augusttage versprachen noch einmal richtig hochsommerlich zu werden. Von der nahegelegenen Kirche klangen die Glocken herüber. Halb sechs, dachte sie. Da war am Dienstag immer die Abendandacht in St. Nikolaus. Die Kirche war vor über 1000 Jahren in dem Dorf Freimann gebaut worden. Von München war da noch lange keine Rede gewesen. Sophie mochte diese fast ländliche Stimmung. Erstaunlich, in den 2020er Jahren in einer Millionenstadt wie München. Sie lehnte sich zurück. Dann fielen ihr die Augen zu.


Die Tür flog auf. Mama Annika und Papa Phil stürmten herein und setzten sich nebeneinander auf bequeme Stühle. Die Atmosphäre war von einer unerklärlichen Spannung durchzogen. Sophies Vater sah sie streng an und befahl: „Hol einen Stuhl!“ Sie stellte einen dritten Stuhl in den Raum. Sophie spürte eine Erwartung, eine Hoffnung, dass die Person, für die dieser Stuhl vorgesehen war, endlich käme. Der Moment dehnte sich ins Unendliche. Die Anspannung wurde unerträglich. Endlich hörte sie, wie sich Schritte näherten, aber niemand erschien. Plötzlich verstummten die Schritte. Eine lockende, aber auch bedrohliche Frauenstimme rief: „Sophie, komm!“ Sie wurde von einer Welle aus Panik und Angst erfasst. Dennoch ging sie der Stimme entgegen.


Ein Hund bellte vor dem Haus und weckte Sophie auf. Einige Sekunden starrte sie verstört auf die offene Balkontür, dann fand sie in die Realität zurück. Sie war auf der Couch eingenickt, und wieder hatte sie dieser Traum aufgesucht, ein sporadisches Zeichen, das aus den unbewussten Tiefen ihrer Psyche an die Oberfläche kam. Nach dem Verstummen der Schritte: Der Ruf. Der bedrohliche Unterton war stärker geworden.


„Reiß dich zusammen!“, forderte ihre innere Stimme. Versuch endlich, wenigstens eine der offenen Baustellen in deinem Leben zu schließen!


Vor einem halben Jahr hatte sie ihre Promotion an der Fakultät für Informatik der TU München endlich ab­geschlossen. Ihre Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik war bis zum Ende des Jahres befristet. Sie war gezwungen, sich zu entscheiden, ob sie weiter an der Hochschule bleiben oder doch lieber den Verlockungen des Geldes in der Wirtschaft folgen wollte. Das hatte sie nun eine ganze Zeit vor sich hergeschoben und das Jahresende rückte immer näher.


Zum anderen warf ihr dreißigster Geburtstag seine Schatten voraus. In vier Wochen war es unvermeidlich so weit. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte. Eine Party zum runden Geburtstag eigentlich Pflicht, aber ihr war gar nicht nach Feiern zumute. Ihre Freundinnen, Freunde und Verwandte würden auftauchen, egal ob eingeladen oder nicht. Über kurz oder lang würde sich dann das Gespräch um Zukunfts- und familiäre Lebensplanung drehen. Und da hatte Sophie halt so gar nichts beizutragen. Im Frühsommer hatte sie sich von Max getrennt. Max sah blendend aus und mit seinen 24 Jahren bereits CEO eines vielversprechenden Software-Startups. Sophies Freundinnen waren gelinde gesagt erstaunt, dass sie so einen Fang wieder laufen ließ. Die waren aber auch erstaunt gewesen, als sie sich vor drei Jahren auf eine Beziehung mit dem fünf Jahre jüngeren Max eingelassen hatte. Sophie jedenfalls genoss die neugewonnene Freiheit und die Möglichkeit, ohne ermüdende Diskussionen das zu tun, was ihr spontan in den Sinn kam. Impulsive Einfälle wurden zu kleinen Abenteuern, sei es ein spontaner Wochenendausflug oder ein unvorher­gesehener Kinobesuch. Dazu gehörte auch, mit netten Männern zu flirten, einfach aus Spaß und ohne weitergehende Absichten. Da war zum Beispiel Emil, ein Kollege aus dem Institut, oder Luka, ein Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung. Beide waren charmante, humorvolle und intelligente Männer, aber aus Sophies Sicht in der Rubrik „lockeres amouröses Abenteuer“ einzuordnen.


Nun meldete sich auch noch überraschend ihre unbekannte Mutter. Eine weitere Angelegenheit, die ihre Aufmerksamkeit verlangte.


Das Telefon klingelte. Wie bestellt, dachte sie. Insgeheim schmunzelte sie über sich selbst. Sie hatte wieder einen Grund gefunden, um sich vor Entscheidungen zu drücken. Sie griff zum Mobiltelefon. „Hallo Papa! Hast du schon Feierabend?“


„Hallo Lieblingstochter“, brummte es aus dem Telefon. Er lachte. „Nah, bin noch schwer bei der Arbeit.“


Im Hintergrund tuschelte eine Stimme: „Sei still, sonst wird der Chef beim Schwänzen erwischt!“ Außerdem hörte sie das Klappern von Gläsern.


Sie lächelte. „Es ist leicht, die Lieblingstochter zu sein, wenn man die Einzige ist. Übrigens, ich wusste gar nicht, dass du seit neuestem als Schankkellner arbeitest.“


„Wieso Schankkellner? Ich hab ein Arbeitsmeeting mit meine Leut. Und weil das Wetter so schön ist, haben wir das zum Aumeister verlegt. Aber jetzt sind wir fertig, die Leut wollen heim und die Annika muss zum Yoga. Ich hab Hunger. Du hast bestimmt auch noch nicht gegessen. Komm doch her!“


Eigentlich war der heutige Abend schon verplant: Trainingsstunden bei den Boxschwestern, einem Frauenboxstudio in Schwabing. Kickboxen war der ideale Ausgleichssport für sie. Er machte sie fit, stark und schnell. Andererseits war da die Gelegenheit, ihren Vater gleich mal zu dem Rätsel um den Nachlass ihrer Mutter zu befragen. Sie beschloss, das heutige Gruppentraining ausnahmsweise sausen zu lassen. Morgen würde sie sowieso noch ein Einzeltraining bei Daria haben.


„Gut, ich fahre jetzt gleich mit dem Radl los. In zehn Minuten bin ich da. Ich bringe einen selbstgemachten Kichererbsen­salat mit.“ Sie steckte den Brief vom Anwalt ein, holte die Dose mit dem Salat aus dem Kühlschrank und verließ die Wohnung.


Wie in jedem echten Münchner Biergarten gibt es im Aumeister Selbstbedienungsstände, bei denen man Getränke und Speisen kaufen kann. Es ist aber auch erlaubt, eine eigene Brotzeit mitzubringen. Er liegt im nördlichen Teil des Englischen Gartens, einem der größten Stadtparks der Welt. Wegen seiner idyllischen Lage inmitten von Bäumen und Natur ein beliebtes Ziel für Einheimische und Touristen, die traditionelle bayerische Küche und Bier im Freien genießen möchten. Er bietet Platz für Hunderte von Gästen.


Der Biergarten war an diesem warmen Sommerabend gut besucht. An den Holztischen saßen Menschen unter­schiedlichster Herkunft auf Bänken. Einige lachten und prosteten sich zu, andere genossen einfach die entspannte Atmosphäre. Kinder rannten zwischen den Tischen umher, und Hunde lagen unter den Bänken ihrer Besitzer. Der Duft von frisch gebackenen Brezen und gegrilltem Hendl lag in der Luft.


Nach kurzer Suche fand sie ihren Vater in der Menge der Biergartengäste. Seine grauen, gelockten Haare standen wild vom Kopf ab, eine Frisur wie immer nicht erkennbar. Seine Haltung strahlte jugendliche Energie aus. Man sah ihm nicht an, dass er über sechzig war. Er saß allein an einem Tisch, wirkte vollkommen entspannt, mit sich und der Welt zufrieden. Vor ihm standen eine halbvolle und eine volle Maß Bier, außerdem Fleischpflanzerl und eine große Breze. Als er Sophie auf sich zukommen sah, ging ein Strahlen über sein Gesicht. Winkend rief er ihr eine Begrüßung zu, die im allgemeinen Lärm des Biergartens unterging. Sie deutete auf den Tisch und sagte mit einem Lächeln: „Soll das für mich sein? Das ist zu viel.“


„Das ist ja für uns beide. Nur ein Erbsensalat ist einfach zu vegan“, antwortete er.


„Ich meine das Bier.“


„Da helf ich dir auch. Meine Maß ist ja schon halb leer. Jetzt setz dich erst mal hin!“


Als sie fertig gegessen hatten, zog Sophie den Brief vom Anwalt aus der Tasche und reichte ihn ihrem Vater.


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