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Belletristik
Buch Leseprobe Sei mein Stern, Amanda Frost
Amanda Frost

Sei mein Stern



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Prolog


 


Planet Siria


 


Mit gerümpfter Nase beäugte Zacharias das rostrote Mondbärchen, das sich voller Inbrunst an sein Hosenbein kuschelte.


Diese aufsässigen kleinen Biester!


Ständig rückten sie ihm auf den Leib.


Hastig ging er einen Schritt zur Seite, doch das Tier folgte ihm auf dem Fuß.


„Gregor“, maulte er schließlich, „musst du eigentlich tagtäglich dieses anhängliche Monster mit zur Arbeit bringen? Seit du es aus dem Tierheim gerettet hast, schleppst du es pausenlos mit dir herum. Dieses Fellknäuel raubt mir noch den letzten Nerv.“


„Ist ja gut“, brummelte Gregor und rappelte sich von seinem Stuhl auf, um das Bärchen einzusammeln. Prompt quiekte es beleidigt los, und sofort wurde die Farbe seines Fells ein paar Nuancen dunkler. „Sei nicht traurig, mein Kleiner“, flüsterte Gregor dem Tier zu, während er wieder auf den Stuhl sank. Sanft platzierte er das zappelnde, flauschige Wesen auf seinem Schoß. „Zacharias ist heute mit dem falschen Fuß aufgestanden. Du solltest ihm besser aus dem Weg gehen.“


„Gar nicht“, knurrte der alte Mann, der nun ebenfalls auf einen der grauen Stühle des Regierungszimmers rutschte. „Aber es wird ja wohl erlaubt sein, sich ein paar Gedanken über die Zukunft zu machen. Du weißt, wie sehr es mir gegen den Strich geht, dass wir ausgerechnet diesen Simon zur Erde schicken mussten.“


Gregor nickte. „Du hast deinem Unmut ja oft genug Luft gemacht.“


„Erst die Pleite mit Rafael, und nun auch noch das. Meinst du allen Ernstes, dieser verkorkste Informatiker wird jemals eine Frau finden?“


Gregor zuckte mit den Schultern. „Du darfst eins nicht vergessen: Simon hat das Aussehen seines alten Herrn geerbt. Das sollte ihm in die Karten spielen.“


Zacharias kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Und wenn er ebenfalls die Entscheidung trifft, sich auf der Erde niederzulassen? Sich von Siria abwendet, so wie sein durchgeknallter Bruder Rafael?“


„Das halte ich für eher unwahrscheinlich. Simon ist ein sehr bodenständiger Mensch. Vertrau mir, er wird seine Heimat nicht im Stich lassen. Er kommt zurück.“


Zacharias schielte entnervt zu dem Mondbärchen hinüber, das sich gerade geräuschlos wie ein Dieb in der Nacht von Gregors Schoß stahl, um ihn erneut anzupeilen. Er seufzte abgrundtief.


Hatte sich denn das ganze Universum gegen ihn verschworen?


Seit diesem verteufelten Meteoriteneinschlag lief einfach alles aus dem Ruder. Ein verheerendes Virus war freigesetzt worden und hatte die meisten jungen Frauen des kleinen, friedfertigen Planeten qualvoll sterben lassen. Und fatalerweise waren die einzigen Wesen in den Weiten des Universums, deren Gene mit denen der Sirianer kompatibel waren, die Bewohner des rückständigen Planeten Erde.


So hatten sie im letzten Jahr den jüngsten ihrer Regierungsräte zur Erde gebeamt, da sich partout kein anderer Freiwilliger hatte finden lassen.


Und oh Wunder! Nach längerem Hin und Her hatte dieser Nichtsnutz von Rafael tatsächlich eine Frau aufgestöbert, wenn auch nicht diejenige, die Zacharias und Gregor für ihn ausgewählt hatten. Zum Glück war anschließend zumindest die Sache mit dem Nachwuchs problemlos vonstattengegangen.


Dann aber hatte Rafael den Sirianern einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt: Vehement hatte er eine Rückkehr nach Siria abgelehnt, da die Erde es ihm einfach angetan hatte. Obendrein hatte dieser treulose Verräter darauf bestanden, als nächsten Kandidaten seinen jüngeren Bruder Simon auf die holde Weiblichkeit der Erde loszulassen.


Ausgerechnet dieses Weichei! Ein spleeniger Computerfreak, der ihnen vor seiner Abreise um ein Haar das Weltraumlabor vollgekotzt hätte, vor lauter Panik vor dem Beamen.


Diese Mission war eindeutig zum Scheitern verurteilt!


Zacharias schreckte aus seiner Trance, als etwas gegen sein Schienbein stupste. Na herrlich! Dieses aufmüpfige Bärchen machte erneut Anstalten, sein Quartier auf Zacharias’ Füßen zu beziehen.


Kopfschüttelnd blickte er zu Gregor hinüber. „Wie auch immer. Ich sehe unser Aussterben schon vor Augen. Gnade uns Gott, wenn die Mondbären erst auf Siria das Regiment übernehmen. Denn das sind ja wohl die Einzigen, die sich heutzutage noch wie die Karnickel vermehren." Theatralisch hob er eine Hand in die Luft. „Und glaube mir, dieser Simon wird nie und nimmer eine Frau finden!“


Kapitel 1


 


Erde


 


Versonnen betrachtete Simon die Haare der Blondine, die sich fächerförmig auf dem Kopfkissen verteilt hatten. Die Kleine schlummerte tief und fest – wie ein Engel. Allerdings ein gefallener Engel, wenn er bedachte, was sie noch Minuten zuvor mit ihm angestellt hatte.


Sein Blick wanderte gedankenverloren über ihre vollen Lippen hinunter zu ihren wohlgeformten Brüsten. Splitterfasernackt lag sie auf dem Laken, und ihr kurvenreicher Körper trat auf der Stelle erneut ein begehrliches Pochen in Simons Lenden los.


Die junge Frau war bildhübsch und extrem sinnlich. Zudem war die quirlige Restaurantbesitzerin mit einem Fünkchen Grips gesegnet, nicht wie die eine oder andere ihrer Vorgängerinnen, die schon beim korrekten Schreiben ihres Namens in Bedrängnis gekommen wären. Und trotzdem konnte Simon sie sich beim besten Willen nicht als Mutter seiner Kinder vorstellen.


Er seufzte leise und widerstand dem unbändigen Drang, sie abermals auf die Speisekarte zu setzen und sich erneut über sie herzumachen. Stattdessen krabbelte er lautlos aus dem Bett und schlüpfte in seine Jeans. Er spazierte quer durch den Raum und spähte in Gedanken versunken aus dem Fenster der vornehmen Suite im obersten Stockwerk des Hotels Galaxis.


Im Hintergrund erhoben sich weithin sichtbar die beiden angestrahlten Zwiebeltürme der Münchner Frauenkirche, die alle anderen Gebäude in den Schatten stellten. Die Lichter der Großstadt erhellten das Firmament weiträumig und verliehen ihm eine sanfte Rotfärbung.


Simon warf den Kopf in den Nacken und ließ seinen Blick nach oben schweifen, doch die Sterne verbarrikadierten sich heute feige hinter einer dichten Wolkendecke.


Jammerschade! Denn er liebte den Sternenhimmel über alles. Er gab ihm das Gefühl, seiner Heimat nahe zu sein und ließ ihn vergessen, dass er sich gerade fünfundzwanzig Lichtjahre von allem entfernt befand, was ihm lieb und wichtig war.


Seit drei Monaten weilte er nun auf der Erde und hatte sich bereits mit den meisten Begebenheiten seines neuen Umfelds vertraut gemacht. Die pfeilschnellen Bewegungen gehörten genauso der Vergangenheit an wie die Anwendung mentaler Fähigkeiten in der Öffentlichkeit. Sogar mit den Speisen und Getränken dieses sonderbaren Planeten hatte er sich angefreundet, was wahrlich kein Honigschlecken gewesen war.


In diesem Moment kroch der Mond vorwitzig hinter den Wolken hervor und tauchte die Dächer der Häuser in ein silbriges Licht. Während Simon die Berge und Krater des Mondes taxierte, die heute glasklar zu erkennen waren, stellte er sich die Frage, wie er dieses hoffnungslose Unterfangen zum Abschluss bringen sollte. Denn all der wunderschönen Frauen zum Trotz, die er im Laufe der letzten Wochen völlig mühelos in sein Bett bekommen hatte, hatte er für keine einzige etwas empfunden.


Zwar hatte sein Bruder Rafael ihm nahegelegt, sich in Geduld zu üben, aber so langsam machte sich in Simon eine gewisse Unruhe breit. Fast schmerzhaft sehnte er sich nach seiner Heimat. Doch da er nicht die Absicht hegte, sich zum Gespött des kompletten Planeten zu machen, kam eine Rückkehr nur in Begleitung einer weiblichen Person infrage.


Ob er vielleicht von den Blondinen Abstand nehmen sollte, die ihn Tag für Tag aufs Neue faszinierten, da auf seinem Heimatplaneten Siria ausschließlich Dunkelhaarige lebten? Oder war er einfach nicht imstande, sich mit Leib und Seele in eine Frau zu verlieben?


Bevor der Meteor Sirias heile Welt von heute auf morgen zunichtegemacht hatte, war Simon mit einigen jungen Frauen liiert gewesen – allerdings nie sonderlich lange. Die meisten weiblichen Wesen hielten ihn für einen Langweiler, der sein Leben vor dem Computer fristete und sich obendrein nach Strich und Faden von Muttern verwöhnen ließ. Was nicht von der Hand zu weisen war, da er bisher kaum Ambitionen gehegt hatte, dem elterlichen Haus den Rücken zu kehren.


Auch war er noch nie ein Draufgänger wie Rafael gewesen, der am liebsten in halsbrecherischer Geschwindigkeit Atmosphärengleiterrennen bestritt oder jedem noch so entfernten Planetenmarathon beiwohnte. Was in erster Linie Simons empfindlichem Magen zuzuschreiben war. Denn der drehte sich sprichwörtlich jedes Mal um, wenn Simon ein Gefährt bestieg, das sich schneller vom Fleck bewegte als ein Bobbycar. Kein Wunder, dass er schon früh als Außenseiter abgestempelt und in seine eigene kleine Cyberwelt entflohen war.


 Mit einer kaum wahrnehmbaren Bewegung drehte er sich vom Fenster weg und huschte in den Nebenraum, wo er auf den Schreibtischstuhl sank. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. Diskret zischend fuhr sein Computer hoch. Das Chassis, das Ähnlichkeit mit einem schwarzen Delfin aufwies, öffnete sich wie von Geisterhand.


Sekunden später leuchtete der Bildschirm in einem hellen Orangeton, und als wollten sie ihren Herrn und Meister willkommen heißen, poppten in nicht nachvollziehbarer Geschwindigkeit Hunderte von Icons auf. Simon verschränkte die Finger und dehnte sie virtuosenhaft, bevor er sie über die Tastatur fliegen ließ. Heerscharen von Fenstern erschienen, die rasend schnell wieder verschwanden. Doch Simon hatte alles unter Kontrolle. Hier war er in seinem Element.


Mit zehn hatte er seine ersten Softwareprogramme geschrieben, und seit er zwanzig war, steuerte er computerbasierend die komplette Infrastruktur des kleinen Planeten. EDV war nun einmal sein Steckenpferd, seine einzige wahre Leidenschaft - was vielleicht erklärte, warum bisher jede Frau bei ihm auf Granit gebissen hatte. Er war schlicht und ergreifend vernarrt in all die unbesiegbaren Figuren, die in der Cyberwelt tagtäglich seinen Weg kreuzten. Er verehrte die kriegerischen Sternenprinzessinnen und die skrupellosen Kommandantinnen der Weltraumkreuzer. Und sollte ihm der Sinn nach einer ganz bestimmten Amazone stehen, so erschuf er sie einfach in seiner virtuellen Welt.


Und da lag der Hase im Pfeffer.


Denn welche ordinäre Frau konnte schon mit Lara Croft konkurrieren?


Ein Schmunzeln kroch über Simons Gesicht, als sich auf dem Bildschirm die geheimen Atomforschungsprojekte des FBI aufbauten. Ach, was für ein Kinderspiel es doch gewesen war, die Firewalls der Geheimdienste der Erde zu knacken.


Schon nach wenigen Tagen auf dem blauen Planeten war er von einer quälenden Langeweile erfasst worden. Die Fernsehkanäle muteten stumpfsinnig und monoton an, und da ihm zwei bis drei Stunden Schlaf mehr als genügten, hatte sich ihm rasch die Frage gestellt, womit er sich die Nächte um die Ohren schlagen sollte.


Während der ersten Wochen hatte er sich eingehend mit der weiblichen Erdbevölkerung und den gängigen Sexualpraktiken auseinandergesetzt. Was sich im Übrigen als wesentlich interessanter herausstellte als die langweilige Missionarsstellung, die auf Siria gang und gäbe war. Doch inzwischen war Sex für ihn zur Routine geworden, und er fand keine wirkliche Erfüllung mehr darin.


So hatte er der Versuchung nicht widerstehen können, sich in die Rechner des FBI und CIA einzuloggen. Wobei vorwiegend die geheimen Raumfahrtberichte oder die Area 51 sein Interesse entfachten. Irgendwann war er dann über revolutionäre Atomforschungsprojekte gestolpert, die ihn gleichermaßen faszinierten wie anwiderten und ihn ziemlich ratlos zurückließen.


Zwar hatten die rückständigen Erdenbürger erkannt, dass Energiegewinnung mit nuklearer Kraft realisierbar war, hatten die Technik aber nur hinlänglich im Griff: So war es schon mehrfach zu Störfällen mit verheerenden Folgen gekommen. Übermächtig war der Drang, den Wissenschaftlern der Erde unter die Arme zu greifen, doch Simon war nur zu gut bewusst, dass er keinerlei Aufsehen erregen durfte.


Unbemerkt zog er sich aus den Computern des FBI zurück, um sich der nächsten Herausforderung zu stellen: den Rechnern des BSC, dem Bundesamt für Sicherheit in der Cyberworld, der mächtigsten deutschen Geheimdienstorganisation. Das BSC wies weltweit die einzige Firewall auf, an der er sich bisher die Zähne ausgebissen hatte. Doch das konnte er so nicht hinnehmen. Er würde auch diese Hürde meistern.


Mit Feuereifer hackte er auf die Tastatur ein, während der Raum um ihn herum sich in Schemen verwandelte. Binnen weniger Sekunden tauchte Simon ab – in seine ureigene Welt. Eine Welt voller Bits und Bytes, Firewalls, Netzwerke und Server. Gefangen in dieser Materie nahm er nichts anderes mehr wahr – und kaum zwei Stunden später hatte er das Unmögliche möglich gemacht.


Er war drin!


Enthüllt wie ein gefügiges Callgirl lagen nachrichtendienstliche Tätigkeiten, zivile und militärische Informationen zu seinen Füßen. Sicherheitsstufen waren nicht länger relevant. Abermillionen von Glückshormonen wurden in diesem Moment in seinem Gehirn ausgeschüttet.


Begierig widmete er sich all den brandheißen Projekten. Doch auch in Deutschland ging es in erster Linie um die Absicherung von Atomkraftwerken und die Auswirkungen der Nuklearwaffenpolitik. Und erneut ließ ihn die Thematik erschaudern. Auf einem friedliebenden Planeten aufgewachsen, dem Terrorismus, Bomben, Kriege und alles damit verbundene völlig fremd waren, gab es nichts, was er abgrundtiefer hasste als Gewalt. Warum nur waren die Menschen auf der Erde so erpicht darauf, sich gegenseitig ins Jenseits zu befördern?


Zähneknirschend schloss er die Seiten des BSC, aber nicht ohne zuvor sein Markenzeichen zu hinterlassen. Die mit einer unvergleichlichen Arroganz gesegneten Erdenbürger sollten ruhig wissen, dass ihre ausgeklügelte Technologie nicht das Maß aller Dinge war. Mit flinken Fingern lud er das Hologramm eines kleinen roten Mondbärchens hoch, einem pandaähnlichen Wesen vom Siria, welches seinen Gemütszustand durch die Farbe seines Fells zum Ausdruck brachte.


Rasch hatte er den grinsenden Mondbären neben dem Logo des BSC platziert. Wie ferngesteuert fuhr der Computer herunter, bevor er sich wie eine Muschel verschloss.


Ein unvergleichliches Hochgefühl hatte derweil von Simon Besitz ergriffen. Er stieg aus seiner Jeans, kroch ins Bett zurück und weckte sein Dessert mit ein paar sanften Küssen. Er hatte computertechnisch das nächste Level erreicht, nun würde er das auch beim Sex einläuten.


Kapitel 2


 


Wie eine gigantische Flutwelle brach der Staub über Mund und Nase herein, ließ Jana angstvoll röcheln und gierig nach Luft schnappen. Mit letzter Kraft rappelte sie sich von dem mit Trümmerteilen bedeckten Boden hoch und stolperte auf ihren High Heels über Gebäudefragmente, Glasscherben und Papier, das sie umflatterte wie Konfetti bei einem Faschingsumzug.


Als ein paar Meter neben ihr die Turbine eines Flugzeuges unter gigantischem Scheppern auf die Straße donnerte, riss sie sich in wilder Panik die Schuhe von den Füßen, um dem Ort der Katastrophe schneller zu entfliehen.


Der Geruch von geschmolzenem Metall und versengtem Plastik hing wie dichter Nebel über der Stadt. Tränen verschleierten Jana den Blick, kullerten in Rinnsalen ihre Wangen herab und gruben Furchen in ihr staubbedecktes, schmutziges Gesicht. Während sie hechelnd weitertaumelte, drangen schrille, unmenschliche Schreie an ihr Ohr, unterlegt von einem bedrohlichen Summton, dessen Penetranz sich steigerte und ihre Trommelfelle zu durchbohren schien.


Gefolgt von einem weiteren gellenden Schrei, ihrem eigenen, als sie die Augen aufriss und in die Dunkelheit starrte. Nach und nach rief sie sich ins Bewusstsein, dass sie einmal mehr diesem Traum erlegen war, der sich wiederholte wie ein Mantra und sie seit Jahren ihrer Nachtruhe beraubte.


Völlig desorientiert schielte sie auf den Radiowecker. Es war gerade mal vier Uhr morgens. Und das Telefon klingelte.


Himmelherrgott! Sie wusste schon, wer das war - nur ein einziger Mensch wagte es, sie zu einer solch unchristlichen Zeit aus den Federn zu holen. Ihre schweißnassen, klammen Finger tasteten nach dem Handy. Noch immer trommelte ihr Herz wie ein Dampfhammer gegen ihre Rippen. „Carsten, hast du mal auf die Uhr gesehen?“


Das sonore Lachen, das sie noch vor nicht allzu langer Zeit regelmäßig um den Verstand gebracht hatte, hüllte sie ein wie ein dichter Umhang. „Klar doch, Schätzchen. Hör zu, vor dem Haus wartet ein schwarzer Daimler. Schwing auf der Stelle deinen Arsch herunter. Ach, und nimm Klamotten mit. Es geht zum Flughafen, und dein Aufenthalt könnte ein paar Tage dauern." Ein machtvoller Unterton schwang in seiner Stimme mit, der jedem Menschen binnen Sekunden die Versuchung nahm, auch nur den geringsten Widerspruch einzulegen.


Entnervt wischte Jana sich ein paar Schweißtröpfchen von der Stirn. „Wohin, und um was geht es?“, fragte sie, wohl wissend, dass sie keine zufriedenstellende Antwort erhalten würde.


„München. Ein Hackerangriff, der seinesgleichen sucht. Los, Baby! Lass alles stehen und liegen. Auf der Fahrt erfährst du den Rest.“


„Gut, aber ein paar Minuten wirst du dich noch in Geduld üben müssen.“


Ein grimmiges Knurren entfloh der Kehle des frühmorgendlichen Störenfrieds. „Jana, treib es nicht auf die Spitze.“


Ohne ein weiteres Wort kappte sie die Verbindung, schwang die Beine aus dem Bett und ließ ihr schweißgetränktes Seidentop mitsamt Slip zu Boden gleiten. Betont langsam kletterte sie in die Dusche.


 


Keine dreißig Minuten später brauste die schwarze Limousine mit den getönten Scheiben durch Berlin, als wäre der Teufel persönlich hinter ihr her. Ja, Carsten hatte schon immer einen Sinn für spektakuläre Auftritte an den Tag gelegt und lebte diese grundsätzlich mit Begeisterung aus.


Janas kinnlanges dunkles Haar war noch feucht vom Duschen und klebte leicht an ihrem Kopf. Ein überwältigender Duft von Rosenshampoo erfüllte den Fond des ausladenden Wagens und vermittelte das Gefühl, sich auf einer üppig bewachsenen Wiese zu befinden. Geistesabwesend schaute sie aus dem Fahrzeug, den Blick auf die blau angestrahlte Gedächtniskirche gerichtet. Die Nacht trat gerade den Rückzug an und tauchte die knöchrigen Platanen, die den Ku’damm säumten, in ein warmes, orangefarbenes Licht. Nur wenige Fenster der vorbeihuschenden Häuser waren beleuchtet, und die Stadt erschien Jana so still und friedfertig wie selten zuvor.


Begierig sog sie die frische Luft der Klimaanlage ein, denn die dunklen Schatten des Albtraums, der sie nun seit einer Ewigkeit quälte, waren noch allgegenwärtig und verdonnerten sie zu Kurzatmigkeit.


Widerwillig wandte sie sich von dem erwachenden Berlin ab und fixierte den Mann, der – umgeben von einer Wolke der Selbstgefälligkeit – neben ihr hockte. Seit Jahren beherrschte er ihr Denken und Handeln, und sie verabscheute ihn manchmal genauso abgrundtief, wie sie ihn einst geliebt hatte. Seine stechenden blauen Augen nahmen sie gerade unverblümt ins Visier und schienen in ihr verborgenstes Inneres vorzudringen. Länger als der Anstand gebot, verweilten seine Blicke auf ihrem Busen, der sich unter dem engen Stretch-Shirt deutlich abzeichnete. Dann erst suchten seine Augen die ihren.


Hätte dieser Kerl als Tier das Licht der Welt erblickt, wäre er ohne Zweifel als Python geboren worden, der mit starrem Ausdruck seine Beute hypnotisierte, bevor er blitzschnell zuschlug. Seine Opfer einwickelte, bis ihnen die Luft ausging, um sie dann genüsslich mit Haut und Haaren zu verschlingen.


„Schön, dich zu sehen“, versetzte er schließlich, „auch wenn es eine halbe Ewigkeit gedauert hat!“ Er griff nach einer grauen Akte, die neben ihm auf dem Lederpolster ruhte. „Du schnaufst wie eine alte Dampflokomotive. Habe ich dich bei wildem Sex gestört oder warst du wieder bei 9/11?“


Oh, wie sie diesen Kerl hasste, der sie durchschaute wie ein moderner Ganzkörperscanner. Sie rutschte tief in die bequemen Sitze des Daimlers. „Tja, die Konstitution dieser kalifornischen Triathleten bringt selbst mich ab und an aus der Puste.“


Sein schütteres dunkles Haar tat seiner Männlichkeit keinen Abbruch, als er eine Augenbraue hochzog und verächtlich grinste. Sie hatte ihm noch nie ein X für ein U vormachen können, und würde es in diesem Leben auch nicht mehr zuwege bringen. Denn eine der Voraussetzungen, die ihn zu einem der mächtigsten Männer Deutschlands gemacht hatte, war seine Menschenkenntnis – auch wenn er dies wahrscheinlich mit einer lässigen Handbewegung abgetan hätte. Und hätte man ihn nach seinem Erfolgskonzept befragt, wäre die Antwort höchstwahrscheinlich Intelligenz und Skrupellosigkeit gewesen. Was genauso zutreffend war, denn dieser Mann vereinte Wesenszüge in sich, die ihm eine unvergleichliche Gefährlichkeit verliehen. Und wenngleich er Jana schändlich verraten und verkauft hatte, übte er nach wie vor eine unerklärliche Faszination auf sie aus. Auch wenn sie sich für diese Schwäche am liebsten regelmäßig in den Allerwertesten treten würde.


„Also, was ist so wichtig, dass ich meinen Lover stehenden Fußes im Stich lassen musste?“, provozierte sie ihn erneut.


Ohne ihrem Kommentar auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit zu schenken, reichte er ihr gönnerhaft einen Pappbecher mit Kaffee. „In Zusammenarbeit mit dem CIA und dem FBI sind wir seit etwa sechs Wochen einem Hacker auf der Spur, der weltweit die Computer aller Großkonzerne, Regierungen und Geheimdienste infiltriert. Er identifiziert die Firewalls und findet Wege durch sie hindurch. Wobei er mit solch schlafwandlerischer Sicherheit vorgeht, dass wir bisher außerstande waren, auch nur die winzigste Spur zurückzuverfolgen. Wenn er sich ausloggt, ist es, als hätte er nie existiert.“


Carsten blickte mit versteinerter Miene aus dem Fenster. Ein Hauch unterschwelligen Zorns schwang in seiner Stimme mit, als er weitersprach. „Nur aufgrund seines respektlosen und abwegigen Sinns für Humor wissen wir überhaupt, dass es ihn gibt. Denn um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, kopiert dieser Witzbold stets das Hologramm eines roten Pandabären in die Systeme, allerdings ohne sie dabei zu infizieren.“


Er nippte geistesabwesend an seinem Kaffee und ballte die freie Hand zur Faust, als trüge er sich mit dem Gedanken, etwas zu zermalmen. „Doch heute Nacht ist ihm ein schwerwiegender Fehler unterlaufen. Er hat den Zentralrechner des BSC in Angriff genommen und mir damit einen heftigen Schlag unter die Gürtellinie versetzt." Zischend ließ er die Atemluft entweichen. „Er hat sich binnen kürzester Zeit durch all meine Sicherheitscodes und ausgeklügelten Firewalls hindurchgeschlängelt, als wären sie nicht existent.“ Carsten Roth, Leiter der mächtigsten Geheimdienstorganisation Deutschlands, starrte verdrossen auf einen imaginären Punkt an der Fahrzeugdecke.


„Weiß der Teufel, wie der Bastard das angestellt hat! Aber keiner hackt sich ungestraft in meine Babys“, fluchte er unflätig, nur um Sekunden später wieder in einen gemäßigteren Tonfall umzuschwenken. „Dieser Nerd ist so gerissen, dass meine Überwachungssoftware weder eine IP-Adresse noch einen Provider ausfindig machen konnte. Doch glücklicherweise hat das neue Satellitentestprogramm aus Genf einen Volltreffer gelandet. Es war in der Lage, den Standort dieses Wahnsinnigen zu orten … Ein kleines Münchner Hotel, namens Galaxis."


Das Timbre seiner Stimme war nun wieder ausgeglichen, mutete fast freundlich an. Sein Gesicht eine undurchdringliche Maske. Nichts ließ mehr erahnen, dass in seinem Inneren ein Vulkan brodelte, kurz vor der todbringenden Eruption. Ein Verhalten, das jeglicher Grundlage entbehrte und bei jedem erfahrenen Psychologen postwendend gesträubte Nackenhaare auf den Plan gerufen hätte.


Carstens Augenmerk richtete sich wieder auf Jana. „Ich habe davon Abstand genommen, das Hotel Knall auf Fall stürmen zu lassen, da mir der Typ zu gewieft erscheint. So wie ich ihn einschätze, hat er die Aktivitäten seines Computers dermaßen geschickt getarnt, dass wir ihn nicht festnageln könnten. Das heißt, wir hätten keine hieb- und stichfesten Beweise, aber er wäre alarmiert." Ein tückisches Schmunzeln umspielte seine Mundwinkel. „Ja, Süße, und nun kommst du ins Spiel. Finde heraus, wer der Mistkerl ist, und mach ihn dingfest!"


Er drückte ihr die Akte in die Finger. „Und zwar zügig! Dieser Verrückte hat sich bei unseren amerikanischen Kollegen in die Sicherheitssoftware geheimer Nuklearforschungsprojekte gehackt, was zu einer gewissen Eile verpflichtet. Schließlich haben wir keine Peilung, ob wir es nur mit einem größenwahnsinnigen Hacker oder einem brandgefährlichen Terroristen zu tun haben. Des Weiteren zielen seine Attacken vorwiegend auf die Raumfahrt ab. Ehrlich gesagt fischen wir hinsichtlich seiner wahren Intention gänzlich im Trüben.“


Carsten wies auf die Akte in Janas Händen. „In den Unterlagen findest du alle Informationen, einschließlich denen aus Übersee.“ Er nahm erneut einen Schluck Kaffee. „Der Learjet bringt dich auf direktem Wege nach München. Am besten quartierst du dich auf unbestimmte Zeit in dem Hotel ein. Sollte es ausgebucht sein, sag Bescheid, dann sorge ich höchstpersönlich dafür, dass ein Zimmer geräumt wird. Ich habe bereits eine Überprüfung der Gästeliste veranlasst. Die Informationen werden dir im Laufe der nächsten Stunde zur Verfügung stehen.“


Carstens Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während er sie eindringlich fixierte. „Jana, du bist meine beste Agentin. Wenn es jemand auf die Reihe kriegt, diesen Kerl hinter Schloss und Riegel zu bringen, dann du. Also enttäusch mich nicht." Mit diesen Worten warf er ihr in der Geschwindigkeit einer hervorschnellenden Schlange eine Hand in den Nacken, zog ihren Kopf nach vorne und presste seine heißen Lippen gierig auf ihre.


 


Das Hotel Galaxis war ein sechsstöckiger renovierter Altbau inmitten eines beschaulichen Parks, mit herrlichem Blick auf die Isar und die Münchner Altstadt. Bereits beim Aussteigen aus dem Taxi verinnerlichte sich Jana jedes noch so winzige Detail. Die Lage des Hotels hätte perfekter nicht sein können. Ruhig und idyllisch, aber dennoch in Laufnähe zur quirligen Münchner Innenstadt. Das Gebäude samt umliegendem Grundstück wirkte gepflegt wie ein Neuwagen und lud zum Verweilen ein. Zu ihrer Freude besaß dieses kleine Juwel nur sechzehn Zimmer und drei Suiten, was ihre Recherche ungemein erleichterte.


Gedankenverloren nahm sie die geschwungene, mit Kies bestreute Auffahrt in Augenschein, die beidseitig von bunten Blumen gesäumt wurde. Ein süßer sommerlicher Duft ruhte über dem Anwesen, und obgleich es noch früh am Morgen war, lag die Vermutung nahe, dass der heutige Tag erneut extreme Schwüle bringen würde. Heiße Luft aus den Tropen hatte die Temperaturen während der letzten Tage in schweißtreibende Höhen getrieben, und allem Anschein nach litt München noch stärker unter der Hitze als Berlin.


Aus den Unterlagen, die Carsten ihr überlassen hatte, war hervorgegangen, dass sich das Anwesen seit einem halben Jahr im Besitz eines Ehepaars namens Valerie und Rafael Graf befand. Beide schienen Kontakte in das Showbusiness zu unterhalten, nicht aber in den IT-Bereich. Sogleich ins Auge gestochen war ihr jedoch, dass das Hotel beim Erwerb bis auf den letzten Cent bar bezahlt wurde. Und jetzt, wo sie davorstand, konnte sie ausschließen, dass dieses prunkvolle Gebäude aus irgendeiner Portokasse finanziert worden war.


Zielstrebig betrat sie die mit weißem Marmor ausgelegte Lobby, nur um im nächsten Moment bass erstaunt abzubremsen. Die geräumige Halle ähnelte dem Werbekatalog eines Reisebüros. Die schönsten Plätze der Welt waren auf atemberaubenden Fotos verewigt worden und zierten rundum die Wände. Silberne Bilderrahmen schimmerten in der Morgensonne, die durch die hohen Fenster fiel, und gaben der Hotellobby einen vornehmen Touch. Janas Blick glitt über Ayers Rock, den Tafelberg und die Golden Gate Bridge, bevor er auf der Skyline von Manhattan landete und ihren Herzschlag einen Moment lang aussetzen ließ.


 Für den Bruchteil einer Sekunde war sie wieder vor Ort, hörte das Getöse der einstürzenden Wolkenkratzer und die markerschütternden Hilfeschreie unschuldiger Menschen. Mit äußerster Kraftanstrengung lenkte sie ihre Konzentration auf eine gleichmäßige Atmung und hatte sich ein paar Herzschläge später in die Realität zurückgekämpft. Zielstrebig marschierte sie auf die in Mahagoni gehaltene Rezeption zu, hinter der eine zierliche blonde Frau sie erwartungsvoll anlächelte.


„Wer reist denn hier so viel?“, setzte Jana mit einem Seitenblick in Richtung der Aufnahmen an.


Prompt tanzten Fünkchen des Glücks durch die himmelblauen Augen der Blondine. „Mein Mann und ich, wir sind richtiggehend süchtig danach.“


Jana nickte anerkennend. „Ein schönes Hobby. Ich komme auch viel herum. Ich bin freiberufliche Journalistin. Heute wurde ich zum Beispiel völlig überraschend nach München beordert, um eine Reportage über die Münchner Schickeria aus dem Boden zu stampfen." Ohne mit der Wimper zu zucken, ging ihr diese aalglatte Lüge über die Lippen. Carsten hatte sie ausgebildet, und er war der Beste.


Sie stützte sich mit einem Ellbogen auf den Tresen. „Eine Freundin hat mir Ihr Hotel ans Herz gelegt. Ich weiß, es ist noch sehr früh am Morgen, und ich bin momentan außerstande, mich bezüglich meiner Aufenthaltsdauer festzulegen. Hätten Sie vielleicht trotzdem ein Zimmer für mich?“


Die Blondine reichte ihr lächelnd die Hand. „Kein Problem, das bekommen wir schon hin. Ich bin übrigens Valerie Graf. Fühlen Sie sich bei uns wie zu Hause. Es stehen zwei freie Zimmer zur Verfügung. Natürlich können Sie auch in eine Suite umziehen, sollten sie tatsächlich länger bleiben. Die nächste wird übermorgen frei." Sie warf einen kurzen Blick auf die goldene Kreditkarte, die Jana salopp zutage gefördert hatte, winkte zu Janas Erstaunen jedoch lässig ab und hetzte um den Tresen herum. „Ach, das regeln wir später. Kommen Sie, Frau Iwanow, Sie können sich ein Zimmer aussuchen.“


Gänzlich überrumpelt von dieser Herzlichkeit folgte Jana dem quirligen Persönchen mit den engen Jeans und dem bauchfreien T-Shirt in einen hochmodernen Glasfahrstuhl. Kurz darauf hämmerte die Hotelbesitzerin jedoch fieberhaft auf den Bedienknöpfen herum, da der Lift hartnäckig seine Dienste verweigerte.


„Verdammter Mist!“, fluchte die junge Frau schließlich unbeherrscht los. „Es tut mir leid, aber ich fürchte, wir müssen die Treppe nehmen. Kommen Sie, ich helfe Ihnen mit dem Gepäck.“ Hastig griff sie nach Janas Trolley und wuchtete ihn mit einer Leichtigkeit hoch, die man ihr mitnichten zugetraut hätte. „Tja, mein Schwager ist momentan zu Besuch. Und er kann einfach die Finger nicht von technischen Geräten lassen. Seit er an dem Fahrstuhl herumgebastelt hat, bringt dieser nur noch Fehlermeldungen. Aber keine Angst, ich sorge dafür, dass er schnellstmöglich instand gesetzt wird.“


Interessiert blickte Jana auf. „Ihr Schwager ist Techniker?“


Valerie zögerte einen Moment, was bei Jana sämtliche Sinne zum Leben erweckte. „Ja, so etwas in der Art. Er schraubt an allem herum, was einen Stecker hat. Also brechen Sie bitte nicht in Panik aus, wenn das eine oder andere Gerät Sperenzchen macht. Sogar die elektronischen Eingangstüren geraten manchmal außer Rand und Band. Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden, falls etwas nicht funktionieren sollte.“


 


Im obersten Stockwerk angekommen, ließ Valerie die Tür zu einem geräumigen Zimmer aufschnappen, das gänzlich in beruhigenden Pastelltönen gehalten war. Schlagartig verharrte die Blondine jedoch in der Bewegung und stemmte energisch die Hände in die Hüften. „Hör mal, mein Kleiner! Wenn du nicht auf der Stelle deinen Platz einnimmst, verfrachte ich dich mit geöffneter Tür in die Sauna!“, knurrte sie in Richtung des quadratischen Schränkchens, das ausgelassen auf vier Rollen mitten im Raum herumtobte.


Jana riss ungläubig die Augen auf. Der Schrank, der sich bei genauerer Betrachtung als Minibar entpuppte, hielt ob der barschen Worte abrupt inne und gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Behände drehte er sich um die eigene Achse und verzog sich stillschweigend in eine Lücke zwischen den Anbauschränken. Jana vernahm ein sanftes Klicken, dann schien die Bar in einen Schlafmodus zu verfallen. Völlig perplex beäugte sie das Geschehen.


„Wie schon gesagt, die Elektrogeräte ticken hin und wieder ein wenig aus“, konstatierte Valerie mit beiläufiger Stimme. „Aber werfen sie doch mal einen Blick aus dem Fenster, die Aussicht ist zum Sterben schön.“


Jana gab sich alle Mühe ihre Aufmerksamkeit von der Minibar loszureißen und wanderte zögerlich durch den Raum. Wow! Ein faszinierender Ausblick über die Münchner City eröffnete sich. Ohne noch einen weiteren Gedanken an das zweite verfügbare Zimmer zu verschwenden, nahm sie dieses in Beschlag. Und ein kurzer Plausch mit der Hotelbesitzerin bescherte ihr im Handumdrehen jede Menge nützliche Informationen.


Besagter Schwager, dem unter anderem die Security des Hotels oblag, residierte in der Suite nebenan. Valerie Graf und ihr Mann, ein populärer Drehbuchautor, wohnten mit ihrer kleinen Tochter außerhalb des Hotels, das vier Angestellte für Küche, Housekeeping und Rezeption beschäftigte. Inklusive der vierzehn belegten Hotelzimmer machte das nach Adam Riese – nun, eine ganze Menge Verdächtige.


 


Nachdem Valerie von dannen gezogen war, ließ Jana sich seufzend auf das bequeme Bett sinken und fischte ihren Laptop aus der Tasche. Sie checkte ihre Mails – und tatsächlich, Carsten hatte Wort gehalten. Da war die Gästeliste der vergangenen Nacht. Sie überflog sie und stieß einen leisen Fluch aus.


Verflixt und zugenäht! Zwei Gäste machten am heutigen Tag die Fliege. Demzufolge war sie gezwungen, ohne Aufschub zur Tat zu schreiten. Sie spähte auf ihre Armbanduhr. Kurz vor acht. Wie immer hatte Carsten mit seiner Nacht- und Nebelaktion die richtige Intuition bewiesen. Genau das war es, was letztendlich seinen Erfolg ausmachte. Seine Gedankengänge glichen denen eines Erdbebens: abrupt, unberechenbar und enorm zerstörerisch.


Jana machte sich abermals über ihren Laptop her und verschob mit flinken Fingern ein x-beliebiges Word-Dokument in den Papierkorb. Anschließend entledigte sie sich ihres dunklen T-Shirts, riss eine weiße Bluse und einen Push-up BH aus dem Trolley, zwängte sich in beides und ließ die oberen Knöpfe der Bluse geöffnet. Nachdem sie ihre kleinen Brüste so weit wie möglich nach oben gerückt hatte, simulierten diese ein beträchtliches Dekolleté. Im Eiltempo legte sie knallroten Lippenstift auf und umrandete ihre Augen dunkel. Den Laptop unter dem Arm, stürzte sie aus dem Zimmer.


Nachdem sie an eine Zimmertür im dritten Stock geklopft hatte, öffnete ein paar Sekunden später ein grauhaariger Mann mit Jeans und Polohemd. Ein Pflaster zierte sein Kinn. Allem Anschein nach hatte er sich beim Rasieren geschnitten. Mit offenkundigem Interesse inspizierte er Jana.


„Herr Dr. Müller“, zirpte diese mit gekonntem Augenaufschlag. „Entschuldigen Sie bitte die Störung. Ich habe zufällig mitbekommen, dass Sie einen Doktortitel besitzen. Daher dachte ich … Nun, Sie sind bestimmt ein Genie in puncto IT …“ Sie befeuchtete die glänzenden Lippen mit der Zunge. „Könnten Sie mir netterweise ein wenig unter die Arme greifen? Ich habe aus Versehen eine Datei gelöscht, die ich dringend benötige.“


Sie fuhr sich mit einer Hand hektisch durch die Haare und starrte abwesend zur Decke, darauf bedacht, den Anschein einer Frau zu erwecken, die rein gar nichts im Griff hatte. Ein theatralischer Seufzer entfloh ihrer Kehle. „Ich bin am Boden zerstört! Mein Chef wird mir den Kopf abreißen, wenn ich das Dokument nicht wieder auftreibe.“ Ruckartig streckte sie dem überrumpelt wirkenden Mann den Laptop entgegen und blinzelte ihn mit flatternden Augenlidern an, während eine dicke Träne über ihre Wange kullerte.


Der Blick des Typen glitt über Janas Dekolleté, streifte ihre Lippen und blieb schlussendlich an ihren flehentlichen, feucht glitzernden Augen hängen. Dann zuckte er mit den Schultern. „Ich und Computer? Nein, da ist auch der Doktortitel keine Hilfe. Ich bin Chemiker, mit Müh und Not kann ich meine Mails abrufen. Es tut mir furchtbar leid.“


Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Machen Sie Ihrem Chef doch weis, der Laptop wäre aus dem Hotelzimmer verschwunden. Das habe ich schon zweimal durchgezogen, nachdem ich enorm wichtige Formeln versaubeutelt hatte.“ Er hatte die Unverfrorenheit leise zu kichern, während sein Blick erneut zu ihrem Ausschnitt absackte. „Kostet die Firma zwar ein Heidengeld, rettet mir jedoch ein ums andere Mal den Hintern.“ Er stockte einen Moment. „Übrigens, ich reise leider in einer halben Stunde ab, bin aber nächste Woche wieder hier im Hotel. Halten Sie sich dann ebenfalls noch in München auf?“


Doch da hatte Jana schon das Weite gesucht und spurtete mit großen Schritten die Stufen des Treppenhauses nach oben. Kein mit allen Wassern gewaschener Computerhacker hätte dieser Herausforderung widerstehen können. Obendrein hatte der Mann ihren sündhaft teuren Laptop nicht eines winzigen Blickes gewürdigt. Dieser Typ war mit Sicherheit Chemiker, und zwar einer, der Moleküle und Atome aus dem Effeff beherrschte, dem wahren Leben jedoch blind wie ein Maulwurf gegenüberstand.


Minuten später wurde eine Tür im fünften Obergeschoss von einem groß gewachsenen blonden Mann im dunklen Anzug aufgerissen. Er knotete ungeschickt an seiner Krawatte herum und ließ seine Augen als Allererstes lüstern über Janas gertenschlanke Figur wandern. „Aber klar doch, Schätzchen. Komm rein. Wenn jemand deine Daten aufstöbert, dann ich“, legte er sich großspurig ins Zeug, nachdem sie erneut ihr Anliegen vorgebracht hatte.


Während er sie ins Zimmer schob, platzierte er vertraulich eine schweißgetränkte Hand auf ihrem Rücken. Bäh! Wie widerlich! Gut, es war ein schwüler Augustmorgen, aber musste man da schon so im Wasser stehen?


„Ich heiße übrigens Klaus-Dieter!“, verkündete er ihrem Dekolleté, das ihn mehr zu interessieren schien als der Computer. Dann fing er an, ohne ein Fünkchen Sinn und Verstand Dateien auf ihrem Laptop zu öffnen, nur um sie kurz darauf wieder zu schließen. „Und du?“ Er wies auf einen Sessel. „Nimm doch Platz. Ich hab’s gleich.“


Jana verdrehte innerlich die Augen und warf einmal mehr die Frage auf, ob Männer jemals ernsthaft die Welt dominiert hatten. Evolutionstechnisch gesehen müsste die menschliche Spezies längst ausgestorben sein, denn wer hegte schon die Absicht, sich mit solchen Mogelpaketen zu paaren? Vielleicht hatten Klaus-Dieter und seine Artgenossen aber auch nur jede Menge Glück gehabt, dass es in der klassischen Antike weder Waschmaschinen noch Kaffeevollautomaten, geschweige denn Ikearegale zum Zusammenbauen gegeben hatte. Ansonsten hätte frau diese vermeintlichen Intelligenzbestien schon vor Jahrhunderten als Hochstapler entlarvt.


Angewidert nahm sie zur Kenntnis, wie ebendieser Hochstapler beabsichtigte, einen nicht vorhandenen Drucker zu aktivieren, bevor er zu dem Versuch überging, eine imaginäre Maus zu installieren. Und wenn er nicht der begnadetste Schauspieler aller Zeiten war, hatte dieser Typ keinen blassen Schimmer von EDV. Selbst die sechsjährige Tochter ihrer Nachbarin hätte das Dokument im Papierkorb binnen Sekunden entdeckt.


Jana knöpfte gerade die oberen Knöpfe ihrer Bluse zu, als Klaus-Dieter kopfschüttelnd aufsprang. „Nein, tut mir leid. Ich bin ein versierter Computerfreak, aber deine Datei hat sich auf Nimmerwiedersehen verabschiedet.“ Er blickte theatralisch auf seine Tchibo-Uhr, während die Krawatte wie ein Seil mit Fischerknoten an seinem Hals hin- und herbaumelte und ihn ziemlich dümmlich wirken ließ. „Was ein Glück, dass ich noch etwas Zeit habe. Du musst wissen, zur Not wartet die Lufthansa auch gerne mal auf ihre First-Class-Gäste.“


Er bedachte Jana mit einem schlüpfrigen Augenzwinkern. „Ein kleines Dankeschön für meine Mühe?“ Mit geschwellter Brust marschierte er auf sie zu und griff nach ihren Oberarmen. Im nächsten Moment flog er strampelnd durch die Luft, bevor er mit einem lauten Ächzen rücklings auf den Teppich klatschte. Klirrend krachte eine goldene Stehlampe neben ihm zu Boden, wobei der Lampenschirm sich löste und wie ein Hütchen auf dem Kopf des vermeintlichen Computerfreaks landete. Völlig entgeistert glotzte er Jana an, brachte aber kein weiteres Wort über die Lippen.


Ich, ganz allein, entscheide, wer mich anfasst!“, knurrte Jana und unterdrückte das heftige Verlangen, ihm zusätzlich einen Tritt in die Kronjuwelen zu verpassen. Sie schnappte ihren Laptop, und noch ehe Klaus-Dieter begriffen hatte, dass sie genauso wenig auf ihn wartete wie die Lufthansa, die vermutlich Ryanair hieß und in der er ganz sicher nicht First Class reiste, hatte sie das Zimmer schon mit großen Schritten verlassen.


 


Bis zum Abend waren Jana alle Informationen, die ihr der BSC zur Verfügung gestellt hatte, in Fleisch und Blut übergegangen. Das war der zeitraubende Teil der Arbeit, der niemals in einem Agententhriller demonstriert wurde. Sie war gezwungen gewesen, die persönlichen Daten jedes einzelnen Hotelgastes sowie der Angestellten und der Besitzer samt Bruder unter die Lupe zu nehmen. Was jedoch zu keinem eindeutigen Ergebnis geführt hatte. Zwei Gästen, die in IT-Firmen beschäftigt waren, hatte sie bereits gründlich auf den Zahn gefühlt, ihnen aber rein gefühlsmäßig nicht den Hacker- oder Terroristenstatus verliehen.


Einzig die Tatsache, dass Valeries Mann mitsamt Bruder erst vor nicht allzu langer Zeit wie aus dem Nichts in Deutschland aufgetaucht war, ließ alle Alarmglocken in ihrem Kopf auf einmal schrillen. Angeblich waren die Brüder als Kinder in die Staaten ausgewandert und vor Kurzem zurückgekehrt. Noch dazu hießen sie ausgerechnet Schmitt, ein Name, der so häufig war, dass man ihn mehr schlecht als recht nachverfolgen konnte. Und auch wenn Rafael bei der Hochzeit Valeries Nachnamen, nämlich Graf, angenommen hatte, waren das für Janas geschultes Agentengehirn ein paar Zufälle zu viel.


Doch leider Gottes würde sie Carstens Hilfe benötigen, um tiefer gehende Informationen aus den Staaten zu erhalten, denn nur er verfügte über die notwendigen Kontakte. Und nichts ging ihr mehr gegen den Strich, als auf sein Wohlwollen angewiesen zu sein.


Frustriert griff sie nach dem Handy, fiel damit rücklings aufs Bett und ließ die Ereignisse des Morgens erneut vor ihrem geistigen Auge Revue passieren. Was hatte sie empfunden, als er sie geküsst hatte?


Wut? Demütigung?


Doch dummerweise schwelte da auch immer noch ein Fünkchen Lust. Nicht umsonst hatte sie diesen Mann einmal mit einer alles verzehrenden Glut geliebt. Eine Glut, die wohl nur jemand an den Tag legen konnte, in dessen Adern russisches Blut floss.


Drei Jahre nach den Anschlägen aufs World Trade Center hatte sie in Hamburg ihr Journalistikstudium zu Ende gebracht, mit der erklärten Absicht, ihr zukünftiges Leben der Aufdeckung terroristischer Aktivitäten zu widmen. Binnen kürzester Zeit hatte sie zwei Bücher veröffentlicht, die sich mit den Hinterbliebenen von Terroropfern befassten.


Während der Recherche war sie ihm dann zum ersten Mal begegnet. Bei einer Pressekonferenz hatte Carsten Roth, ein angeblicher Regierungssprecher, einen beeindruckenden Vortrag über Terrorismusbekämpfung gehalten. Voller Neugier hatte sie ihm hinterher aufgelauert und um eine Privataudienz gebeten, die er ihr ohne Umschweife gewährt hatte. Und noch am selben Abend hatte sie sich Hals über Kopf in den groß gewachsenen, sportlichen Berliner verliebt, der ihr auf Anhieb eine Nuance verwegener und gerissener vorgekommen war als andere Männer.


Im Eiltempo war sie mit Carstens Zutun zuerst in den Bestsellerlisten und anschließend in seinem Bett gelandet. Und erst Monate später war ans Licht gekommen, dass ihr sechster Sinn sie keineswegs getrogen hatte. Er war nicht der langweilige Beamte, der er zu sein vorgab, sondern Leiter der wichtigsten Geheimdienstorganisation Deutschlands, dem BSC.


Von da an lag sie Carsten so lange in den Ohren, bis er sie letztendlich zur Agentin ausbilden ließ. Wobei ihr die körperlichen Anforderungen nur unwesentliche Schwierigkeiten bereiteten. Sie war schon immer eine erstklassige Sportlerin gewesen. So war sie für jegliches Ausdauertraining und Kampfsport mehr als gewappnet. Und da ihre Mutter eine weit gereiste Journalistin und ihr Vater gebürtiger Russe war, waren auch Fremdsprachen für sie ein Klacks.


Doch in vielen anderen Bereichen haperte es, vor allem an ihrem militärischen, juristischen oder strafrechtlichen Know-how. Und wenn sie gemutmaßt hatte, als Carstens Freundin käme sie in den Genuss gewisser Vorzüge, wurde sie schnell eines Besseren belehrt. Er nahm sie härter ran als jeden anderen Agenten und legte ihr immer neue Steine in den Weg. Was letztendlich zu ihrem Zerwürfnis geführt hatte.


Sie rutschte tiefer auf die bequeme Matratze und rief sich jenen folgenschweren Tag in Erinnerung. Es war im September des letzten Jahres gewesen, in Rom. Sie hatte es nicht über sich gebracht, mit einem fetten, mundgeruchgeplagten Extremistenführer ins Bett zu steigen, woraufhin dieser des Nachts aus seiner Hotelsuite getürmt war.


Schon mehrfach hatte sie ihren schlanken, biegsamen Körper zur Lösung heikler Fälle eingesetzt, was für sie nie eine leichte Übung gewesen war. An jenem Abend jedoch war sie einfach nicht imstande gewesen, über ihren Schatten zu springen. Sie hatte sich Carstens Verständnis erhofft, doch sie hätte nicht fehlgeleiteter sein können. Er faltete sie nach Strich und Faden zusammen und entzog ihr alle Fälle, bei denen Sex-Appeal gefragt war. Was sie während der letzten Monate in erster Linie mit sterbenslangweiligen Computerhackern in Kontakt gebracht hatte, die eine aufregende Frau nicht mal erkannten, wenn sie ihnen in den Hintern biss.


 Völlig desillusioniert hatte sie Carsten daraufhin den Laufpass gegeben. Doch wider besseren Wissens war sie bis zum heutigen Tag nicht gänzlich über ihn hinweg. Er war weiterhin die faszinierendste Persönlichkeit, die jemals ihren Weg gekreuzt hatte, auch wenn sich jegliches Vertrauen zu ihm in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Und obwohl ein Teil von ihr Carsten zum Teufel jagen wollte, war ihr sehr wohl bewusst, dass bisher kein Mann sie im Bett je in solch schwindelerregende Höhen geführt hatte. Und so konnte sie seinen körperlichen Avancen hin und wieder einfach nicht widerstehen, auch wenn sie das jedes Mal seelisch und moralisch um Jahre zurückwarf.


 


Nachdem Jana das frustrierende Telefonat mit ihrem Peiniger hinter sich gebracht hatte, fiel die Müdigkeit über sie her wie eine Hyäne und ließ sie ins Reich der Träume sinken, noch ehe ihr Kopf das Kissen richtig berührte. Dummerweise erneut ins Reich der Albträume, was häufig vorkam, wenn sie unter Anspannung stand. Und dieses Mal holte sie ein hartnäckiges Hämmern aus den Tiefen von Ground Zero zurück.


Als sie verstört wimmernd hochschreckte, überkam sie augenblicklich das Gefühl, nicht länger alleine zu sein. Hektisch tasteten ihre Finger nach der Nachttischlampe, die postwendend warmes, goldenes Licht spendete.


Jana entfuhr ein schriller Schrei.


Keinen Meter von ihrem Bett entfernt stand ein großer, dunkelhaariger Mann.


 


 


 


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